„Das ist ein hochkomplizierter Einsatz“

Kanzlerin Merkel zu Afghanistan „Das ist ein hochkomplizierter Einsatz“

Deutschland sei „mit Hochdruck dabei, Menschen aus Afghanistan zurückzuholen“, erklärte Bundeskanzlerin Merkel zu den Entwicklungen in Kabul. Es handle sich um eine koordinierte internationale Aktion. In den letzten Tagen hatte Merkel mit zahlreichen Staats- und Regierungschefs über die Lage beraten, unter anderem auch mit US-Präsident Biden.

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Kanzlerin Merkel

Bundeskanzlerin Merkel

Foto: Bundesregierung/Kugler

Bundeskanzlerin Angela Merkel hat am Donnerstag bekräftigt, dass Deutschland „mit Hochdruck“ dabei sei, „Menschen aus Afghanistan zurückzuholen“. Darunter deutsche Staatsbürger, „aber auch so viele Ortskräfte wie möglich oder Afghaninnen und Afghanen, die Schutz brauchen“. Es handle sich um eine „koordinierte internationale Aktion, bei der Deutschland auch eine wichtige Rolle spielt“. 

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Video Kanzlerin Merkel am Donnerstag zur Evakuierungsmission der Bundeswehr

Merkel dankte den Soldatinnen und Soldaten, die im Rahmen der Evakuierung im Einsatz sind. „Das ist alles andere als einfach. Das ist ein hochkomplizierter Einsatz“, erklärte die Kanzlerin. Sie hoffe, dass es gelingen werde, noch möglichst viele Menschen nach Hause oder in Schutz und Sicherheit zu bringen.

Einbindung in internationale Bemühungen unabdingbar

Merkel hatte angekündigt, bei den weiteren Entwicklungen in Afghanistan sich intensiv mit den internationalen Partnern abzustimmen. „Die Bedingungen in Kabul sind extrem schwierig. Deshalb ist es unabdingbar, dass die deutschen Bemühungen in die internationalen Anstrengungen eingebunden werden“, betonte die Kanzlerin bereits am Montag. 

Deutschland und USA vereinbaren weitere enge Zusammenarbeit

Am Mittwoch sprach die Bundeskanzlerin dazu mit US-Präsident Joe Biden. Sie betonte dabei aus deutscher Sicht die Notwendigkeit, möglichst vielen afghanischen Bürgerinnen und Bürgern, die Deutschland unterstützt haben, die Ausreise zu ermöglichen.

Die Bundeskanzlerin und Präsident Biden vereinbarten eine weitere enge Zusammenarbeit, auch zwischen der Bundeswehr und amerikanischen Sicherheitskräften am Flughafen Kabul. Sie waren sich einig, möglichst viele schutzbedürftige Menschen auszufliegen.

Zuvor hatte Merkel zu der Entwicklung mit Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron gesprochen. Auch mit dem britischen Premierminister Boris Johnson, dem italienischen Ministerpräsidenten Mario Draghi sowie dem UNO-Hochkommissar für Flüchtlinge Filippo Grandi hat die Kanzlerin zur Lage in Afghanistan telefoniert. Weitere Gespräche fanden mit Pakistans Premierminister Imran Kahn sowie dem Emir von Katar, Scheich Tamim bin Hamad Al-Thani, statt. In ihrem Telefonat mit dem dem Präsidenten Usbekistans Mirsijojew dankte Merkel für die logistische Unterstützung bei der Durchführung der deutschen Evakuierungsflüge.

„Bitter, dramatisch und furchtbar“

Bereits am Montag hatte Merkel ihre tiefe Bestürzung über die Machtübernahme der Taliban in Afghanistan zum Ausdruck gebracht. „Bitter, dramatisch und furchtbar ist diese Entwicklung insbesondere für die Menschen in Afghanistan", erklärte die Kanzlerin.

Sie kündigte an, dass man alles daransetzen werde, um Landsleute, aber auch Menschen, die als Ortskräfte mit deutschen Partnern zusammengearbeitet haben, in Sicherheit zu bringen. 1900 afghanische Ortskräfte und deren Familien seien bereits in Deutschland oder einem Drittland in Sicherheit, weitere sollen folgen. Merkel sicherte zu, „alles in unserer Macht Stehende zu tun, um sie außer Landes zu bringen“.  

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Video Kanzlerin Merkel am Montag zur Lage in Afghanistan

Trotz der momentanen Lage vor Ort betonte die Bundeskanzlerin, dass die „Verbündeten und natürlich auch die Bundeswehr zusammen mit vielen zivilen Organisationen Wichtiges geleistet“ haben.  Sie erinnerte an die „die den Einsatz mit ihrem Leben, mit Narben an Leib und Seele bezahlt haben.“ Allerdings müssten Deutschland und die Staatengemeinschaft anerkennen, dass neben der Bekämpfung des Terrorismus Dinge nicht so geschafft wurden, wie sie geplant waren. „Das ist eine Erkenntnis, die bitter ist. Sie ist bitter für die vielen Afghanen, die auf diesem Weg sehr, sehr aktiv mitgemacht haben“, resümierte Merkel am Montag.

Kabinett beschließt Mandat

Das Bundeskabinett hat am Mittwoch ein Bundestagsmandat für den Einsatz beschlossen . Aufgrund der Dringlichkeit wurde allerdings bereits in den Tagen zuvor mit der Evakuierungsoperation begonnen.