Energiewende vor Ort

Bioenergiedörfer Energiewende vor Ort

"Das Geld des Dorfes dem Dorfe" – unter diesem Motto stellen immer mehr Dörfer ihre Energieversorgung auf erneuerbare Energien um. Die regionale Wertschöpfung und die Umwelt profitieren davon.

2 Min. Lesedauer

Ein Bioenergiedorf versucht unabhängiger von äußeren Energiequellen zu werden. Es will möglichst den gesamten Strom- und Wärmebedarf mit selbst erzeugten erneuerbaren Energien decken. Als wichtige Kriterien für ein echtes Bioenergiedorf nennen Wissenschaftler:

• Es wird mindestens so viel Strom aus Biomasse gewonnen, wie im Ort verbraucht wird.
• Mindestens die Hälfte des Wärmebedarfs wird durch Biomasse abgedeckt, am besten durch Kraft-Wärme-Kopplung.
• Mehr als 50 Prozent der Bioenergieanlagen befinden sich im Besitz von Landwirten und Wärmeabnehmern des Ortes.

Zuerst entschied sich 2005 das niedersächsische Jühnde, Bioenergiedorf zu werden. Inzwischen gibt es etwa 135 Bioenergiedörfer. Weitere 400 Gemeinden erwägen diesen Schritt. Grund genug für die Fachagentur für Nachwachsende Rohstoffe, einen neuen Leitfaden zu erstellen. Er soll Kommunen sowie interessierten Bürgerinnen und Bürgern dabei helfen, auf erneuerbare Energien umzusteigen.

Das Erfolgsrezept

Das Konzept für ein Bioenergiedorf baut auf sechs zentralen Säulen auf: Strom, Wärme, Effizienz, Landnutzung, Innovation und bürgerliche Teilhabe.

Doch wie sieht das im Einzelnen aus? Wie können sich die Menschen in ihren Dörfern an der eigenen Strom- und Wärmeversorgung beteiligen und sie so zukunftsfähiger gestalten? Um das beantworten zu können, haben die Autoren des Leitfadens 20 erfolgreiche Energiedörfer besucht.

Die Ergebnisse: Kommunikation und Motivation der Bürgerinnen und Bürger sind für ein erfolgreiches Bioenergiedorf bedeutend. Das Vertrauen der Dorfbevölkerung muss gewonnen werden. Möglich ist das durch eine Genossenschafts- oder Gemeinde-GmbH.

Auch ein gutes Dorfklima ist wichtig. Eine schnelle und zielstrebige Planung spielt ebenfalls eine wichtige Rolle. Die Anschlusskosten für die Bürgerinnen und Bürger sollen so gering wie möglich gehalten werden. Es braucht ausreichende landwirtschaftliche Ressourcen und eine kompakte Dorfstruktur. Der richtige Standort für Energieanlagen ist ebenfalls maßgeblich.

Viele Vorteile

Für die Bürgerinnen und Bürger rechnet sich das Engagement: Ihnen bieten sich neue Einnahmequellen, die Energiekosten der Haushalte sinken. Im Durchschnitt liegen die Heizkosten in Bioenergiedörfern für einen gewöhnlichen Haushalt 10 bis 40 Prozent unter dem, was bisher für fossile Versorgung ausgegeben wurde.

In Gemeinden ohne Netzanschluss sinkt der Lieferverkehr für Brennstoffe oder fällt ganz weg. Das bedeutet weniger Straßenverkehr und weniger rauchende Schornsteine. Auch der soziale Zusammenhalt wird gestärkt: "Man kommt über den Austausch zu einer alternativen Energieversorgung auch wieder über andere Belange ins Gespräch", wird der Bürgermeister des Bioenergiedorfes Bollewick, Berthold Meyer, im Leitfaden zitiert.

Auch die Kommune selbst profitiert: Ein Bioenergiedorf nimmt aus der selbst produzierten Energie zusätzliche Gewerbe- und Einkommenssteuern ein. Ist auch die Verwaltung an Anlagen beteiligt, sind zusätzliche Einnahmen aus Gewinnen möglich.

Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft hat einen Bundeswettbewerb Bioenergiedörfer 2014 ins Leben gerufen. Gesucht werden Orte in Deutschland, die mindestens die Hälfte des jährlichen Wärme- und Strombedarfs aus Bioenergie erzeugen. Bis zum 15. Juni 2014 können sich Deutschlands Gemeinden bei der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe bewerben. Das Preisgeld liegt bei 10.000 Euro.