Für mehr Biodiversität
Für eine nachhaltige, gesunde Umwelt braucht es eine moderne, leistungsfähige Landwirtschaft – die gleichzeitig die Biodiversität fördert. Mit F.R.A.N.Z. erproben Naturschützer und Landwirte gemeinsam, wie die Artenvielfalt in der Agrarlandschaft verbessert werden kann.
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Das Dialog- und Demonstrationsprojekt F.R.A.N.Z. „Für Ressourcen, Agrarwirtschaft & Naturschutz mit Zukunft“, wurde vor acht Jahren ins Leben gerufen. Ziel ist es, Maßnahmen zu entwickeln und zu erproben, die die Artenvielfalt in der Landwirtschaft stärken und gleichzeitig die ökonomische Tragfähigkeit der Betriebe beibehalten. Dafür wird auf eine enge Zusammenarbeit zwischen den landwirtschaftlichen Betrieben, Forschung und Naturschutz gesetzt.
Landwirte in zehn Demonstrationsbetrieben, die bundesweit verteilt sind, setzen die entwickelten Maßnahmen auf ihren Flächen um und werten die Praktikabilität aus. Ziel ist es, erfolgreich erprobte Maßnahmen zu verbreiten und auch Eingang in die Förderprogramme der Länder zu finden. Anlässlich der Woche der Umwelt stellen die Landwirte ihre Ergebnisse vor.
F.R.A.N.Z. ist ein Gemeinschaftsprojekt der Umweltstiftung Michael Otto und des Deutschen Bauernverbands. Wissenschaftlich wird es zudem von der Georg-August-Universität Göttingen und dem Thünen Institut begleitet. Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft und das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz unterstützen das Projekt. Erste Untersuchungen zeigen, dass die Maßnahmen Erfolg haben.
Überaus positive Zwischenbilanz
Nach einer ersten positiven Bilanz im Jahr 2020 wurde 2023 eine zweite Zwischenbilanz zum F.R.A.N.Z.-Projekt gezogen. Es zeigte sich, dass die Maßnahmen tatsächlich dazu führen, die Artenvielfalt beziehungsweise die Individuenzahlen von Flora und Fauna in der Agrarlandschaft zu erhöhen. Dabei fördern die einzelnen Maßnahmen die verschiedenen Zielorganismen unterschiedlich stark.
Auf den Maßnahmenflächen konnten im Durchschnitt etwa doppelt so hohe Vogeldichten festgestellt werden. Ebenso wurde festgestellt, dass Blühstreifen zu bis zu zehnmal mehr Vogelsichtungen führen als Wintergetreidekulturen. Erbsenfenster haben sich als besonders attraktiv für Feldvögel herausgestellt.
Auch wesentlich mehr Feldhasen wurden verzeichnet. Auf allen Betrieben zeigte sich ab sieben umgesetzten F.R.A.N.Z.-Maßnahmen ein deutlicher Anstieg. Auf den Insektenwällen wurden im Vergleich zu Wintergetreide sogar etwa 12-mal so viele Feldhasen gesichtet.
Von mehrjährigen Blühstreifen profitierten besonders Wildbienen, Tagfalter und Ackerwildkräuter. Es stellte sich heraus, dass auch der Befall von Getreideschädlingen am Feldrand mit Blühstreifen gesenkt werden konnte. Zudem konnte durch die ganzjährige Bodenbedeckung eine positive Zusatzwirkung auf Wasser- und Bodenqualität insgesamt erreicht werden.
Die Fotoreihe zeigt einige Maßnahmen, die dazu beitragen die Artenvielfalt in der Landwirtschaft zu schützen.
F.R.A.N.Z. aus Sicht eines Landwirts
Zur Frage, wie das Projekt von Seiten der Landwirte eingeschätzt wird, gibt Friedhelm Dickow, der F.R.A.N.Z.-Landwirt des Demobetriebes aus Niederbayern, Auskunft: „Als konventioneller Landwirtschaftsbetrieb haben wir nach einer Möglichkeit gesucht, mehr für die Biodiversität zu tun. Das F.R.A.N.Z.-Projekt hat es geschafft, uns zu begeistern, da für uns die wissenschaftliche Begleitung wichtig ist. Man möchte ja auch wissen, welche der Maßnahmen letztendlich zu mehr Artenvielfalt führen.“
Der Betrieb in Niederbayern setzt auf 90 Hektar Fläche verschiedene Maßnahmen um – dazu zählen beispielsweise Blühstreifen, blühende Vorgewende, extensiver Getreideanbau mit Kleeuntersaat und Feldlerchenfenster. Dabei werden alle Maßnahmen von der Wissenschaftsseite eng betreut, immer wieder werden Zählungen der verschiedenen Arten vorgenommen. Diese Zusammenarbeit laufe sehr gut, so Dickow: „Das macht sehr großen Spaß und wir haben einen engen Kontakt zu den Kollegen und Kolleginnen.“
Für die Vogelwelt sei das Projekt sehr erfolgreich, die Hasen blieben sehr konstant und auch die Insekten entwickelten sich zufriedenstellend. „Die Wissenschaft ist mit vorläufigen Ergebnissen aber immer vorsichtig, in ein paar Jahren kann man dazu noch mehr sagen.“
Nicht jede Maßnahme ist für jeden Betrieb richtig
Dickow betont: „Die Maßnahmen müssen aber auch in den Betriebsablauf passen. Nicht jede Maßnahme ist für jeden Betrieb richtig.“ Und betont: „Als Landwirte brauchen wir eine gewisse Planung und Betriebsgröße – auch das Gebiet des Betriebs spielt eine Rolle dabei, was umsetzbar ist.“
Der Landwirt resümiert: „Für mich war wichtig, dass man etwas gemeinschaftlich macht und die Landwirtschaft und den Naturschutz mehr zusammenbringt. Die Landwirtschaft beteiligt sich gerne am Umweltschutz, aber es muss auch vernünftig funktionieren.“
Die Betriebe, Wissenschaftler und Naturschützer im F.R.A.N.Z.-Projekt sind sich einig: „Was es braucht, sind Trittsteine für eine Diversität in der Fläche.“