Bundeskanzler beim Jüdischen Gemeindetag
Vier Tage lang trafen sich in Berlin etwa 1.400 Jüdinnen und Juden aus ganz Deutschland: Um Vorträge zu hören und Konzerte zu besuchen, um miteinander zu diskutieren und gemeinsam zu beten. Bundeskanzler Scholz bekräftigte beim Jüdischen Gemeindetag seine Solidarität und sprach mit jungen Vertretern des Projektes „Meet a Jew“.
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„Ein beeindruckendes Fest der Vielfalt, ein Fest der Gemeinschaft und des Zusammenlebens“, so nannte Bundeskanzler Olaf Scholz in seiner Rede beim Jüdischen Gemeindetrag die viertägige Zusammenkunft. Und gleichzeitig hatte der Bundeskanzler die Sorge vor wachsendem Antisemitismus in Deutschland vor Augen und ebenso die Schrecken des 7. Oktobers in Israel. Seine Gedanken seien bei all denen, deren Angehörige und Freunde von den Terroristen der Hamas ermordet worden sind, und bei den unzähligen Familien, die weiter um ihre Liebsten bangen.
Kanzler Scholz versicherte, jede Form von Antisemitismus, Terrorpropaganda und Menschenfeindlichkeit werde bekämpft. Dafür brauche es aber, so der Bundeskanzler, „mehr als das Strafrecht, die Polizei und die Justiz“. Zusätzlich seien „Empathie, Solidarität und Interesse aller Bürgerinnen und Bürger“ gefragt.
Anteilnehmen an den Sorgen jüdischer Menschen in Deutschland
Für den Bundeskanzler ist Bildung einer der wichtigsten Faktoren, um Interesse und Mitgefühl für Jüdinnen und Juden zu stärken. An erster Stelle nannte Scholz dabei die Weitergabe von Wissen um den Völkermord an den europäischen Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft. Über die Vermittlung von Fakten hinaus sei es wichtig, das Verantwortungsbewusstsein aufgrund der deutschen Geschichte immer wieder neu zu wecken.
Kanzler Scholz hob zudem hervor, dass auch Kenntnisse über den Staat Israel, den Nahostkonflikt sowie über die verschiedenen Ausprägungen von Antisemitismus zum Lehrstoff gehören müssten. Aus diesem Wissen heraus könne Empathie wachsen und zwar „Solidarität und Mitgefühl ohne Einschränkung, ohne Relativierung, ohne Ja-aber.“
Jüdinnen und Juden im Alltag kennenlernen
Schließlich müsse es zum unser aller Bildungsanspruch gehören, mehr über das Leben der jüdischen Gemeinden in unserem Land zu wissen, so Bundeskanzler Scholz. „Wir sind Bürgerinnen und Bürger desselben Landes. Es gehört doch zur Herzensbildung, Anteil zu nehmen, wenn unsere Nachbarinnen und Nachbarn, Arbeitskolleginnen und ‑kollegen trauern und Angst haben. Es gehört auch dazu, sichtbar zu sein.“
Die jüdische Gemeinde in Deutschland unternimmt einiges, um dieses beiderseitige Anliegen zu unterstützen. Unter der Überschrift „Meet a Jew“ erklären sich seit einigen Jahren jüdische Jugendliche und Erwachsene bereit, an Schulen, an Universitäten und in Sportvereine zu gehen, um Einblicke in ihren Alltag zu geben und Fragen zu beantworten. Auf diese Weise wollen sie zeigen, wie vielfältig sich jüdischer Glaube und jüdische Kultur darstellen können. Bundeskanzler Scholz tauschte sich auf dem Gemeindetag mit Freiwilligen des Projekts „Meet a Jew“ aus und dankte ihnen für ihr Engagement in Sachen Herzensbildung.
Der Jüdische Gemeindetag ist die größte jüdische Veranstaltung in Deutschland und steht dieses Jahr unter dem Motto: „Zusammen leben.“ Diskussionen mit Gästen aus Politik, Wissenschaft, Religion und Kultur sowie Gottesdienste und kulturelle Veranstaltungen prägen das Programm. Eröffnet wurde der Jüdische Gemeindetag durch Josef Schuster, den Präsidenten des Zentralrats der Juden in Deutschland, Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und den israelischen Botschafter Ron Prosor. Neben Kanzler Scholz sind auch Außenministerin Annalena Baerbock und Bundesjustizminister Marco Buschmann zu Gast.