Leichtbaustrategie
Weniger Rohstoffe verbrauchen, CO2-Emissionen senken und gleichzeitig die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands stärken: Dazu soll die heute von der Bundesregierung beschlossene Leichtbaustrategie einen wichtigen Beitrag leisten.
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Die Luft- und Raumfahrt gilt als Königsdisziplin des Leichtbaus. Ein Hightech Start-up baut in einer neuen Produktionshalle in Dresden maßgeschneiderte thermoplastische Faserverbund-Profile.
Foto: IMAGO/Sylvio Dittrich
Gewicht, Material und Energie einsparen: Das ist die Grundidee des Leichtbaus. Gleichzeitig soll die Funktionalität und Leistungsfähigkeit von Produkten sichergestellt oder sogar verbessert werden. Die Bundesregierung hat nun eine Leichtbaustrategie beschlossen, um die Potentiale des Leichtbaus systematisch zu aktivieren.
Besser wohnen, fahren und leben mit Leichtbau
Leichtbau ist eine Querschnittstechnologie, die branchenübergreifend genutzt werden kann. Beispielsweise können Bestandsimmobilien in Leichtbauweise mit dem Werkstoff Holz besser aufgestockt und damit nachhaltiger neuer Wohnraum geschaffen werden. In der Medizin verbessern Leichtbaulösungen, etwa für Prothesen und Orthesen, unmittelbar die Therapien und Behandlungen von Patientinnen und Patienten.
Für Elektrofahrzeuge führt ein geringeres Gewicht zu einer größeren Reichweite. Und selbst im Sport- und Freizeitbereich werden Leichtbauwerkstoffe eingesetzt: Aufgrund ihres geringen Gewichts, kombiniert mit hoher Festigkeit und Belastbarkeit, sind sie ein beliebtes Material für leichte Fahrräder.
Weniger Rohstoffe, mehr Kreislauffähigkeit
Dabei setzt Leichtbau auf Technologien, Verfahren und Produkte, die Materialkreisläufe optimieren. Deshalb soll möglichst schon in der Produktentwicklung die Kreislauf- und Recyclingfähigkeit von Leichtbauwerkstoffen sichergestellt werden. Dann kann ein Rohstoff in mehreren Lebenszyklen verwendet werden, was natürliche Ressourcen schont und erhält.
Dabei verfolgt die Leichtbaustrategie einen ganzheitlichen, branchen- und materialübergreifenden Ansatz, der sich mit allen drei Dimensionen der Nachhaltigkeit – Ökologie, Ökonomie und Gesellschaft – befasst. Insgesamt soll der Nutzen des Leichtbaus verständlicher, bewusster und damit auch umsetzbarer werden. Denn Leichtbau ist für viele Werkstoffe wie zum Beispiel für Kunststoffe, Metalle wie Aluminium, Magnesium, Titan, Stahl, Naturstoffe wie Holz, Cellulose und Basalt und für Verbundwerkstoffe relevant.
Viele Vorteile des Leichtaus
Leichtbau hat viele Vorteile. Zu diesen zählen insbesondere:
- Er dient dem Klimaschutz und schont Ressourcen: Er verursacht weniger Treibhausgas-Emissionen und verbraucht weniger Rohstoffe wie Kohle, Eisenerze, Wolle, Erdöl, Erdgas oder Holz, sowohl in der Herstellung als auch in der Nutzung von Produkten.
- Er reduziert Abhängigkeiten bei Energie- und Rohstoffimporten: Material wird eingespart, ersetzt und wiederverwertet.
- Er stärkt den Industriestandort Deutschland: Durch die Entwicklung immer neuer Lösungen für Gewichts- und Materialeinsparungen und für funktionale Mehrwerte bringt der Leichtbau kontinuierlich Innovationen hervor. Das hält die deutsche Wirtschaft als Anbieterin für nachhaltige, klimafreundliche Systeme international wettbewerbsfähig, eröffnet neue Absatzmärkte und birgt Wachstumspotenziale.
- Er nutzt der Gesellschaft: Klimaschutz schafft eine bessere Lebensperspektive für nachfolgende Generationen.
Acht Maßnahmenpakete der Strategie
Den Kern der Leichtbaustrategie bilden acht Maßnahmenpakete. Durch sie sollen die förderpolitischen Rahmenbedingungen für den Leichtbau weiter verbessert werden.
- Ein besonderer Fokus liegt dabei auf der Förderung des Mittelstandes als Innovations- und Wirtschaftsmotor Deutschlands. Es gilt, mittelständische Unternehmen und dabei zu unterstützen, innovative Leichtbaulösungen zu entwickeln und an den Markt zu bringen. Finanzierungen sollen erleichtert werden durch besseren Zugang zu Investitionskapital, zinsgünstige Investitionskredite und weiterentwickelte Finanzierungsinstrumente.
- Der Transfer von Wissen und Technologie von der Forschung in die Praxis soll schneller werden: durch Vernetzung relevanter Akteure, durch die Förderung branchen- und materialübergreifender Kooperationen sowie durch Studien, Reallabore und Demonstrationsprojekte.
- Neue Regeln für die Kreislaufwirtschaft, unter anderem beim Ökodesign sollen die Anwendung des Leichtbaus stärken.
- Normen und Standardisierungen sollen Innovationen im Leichtbau unterstützen, weil sie die Zusammenarbeit erleichtern und gleichzeitig den Wettbewerb fördern.
- Zur Stärkung der Resilienz unserer Wirtschaft soll die Förderrichtlinie mit dem Technologietransfer-Programm „Leichtbau und Materialeffizienz“ novelliert werden.
- Die Entwicklung quantitativer Instrumente und Kennzahlen, wie Ökobilanzen und digitaler Produktpässe soll gefördert werden. Dadurch sollen positive Effekte des Leichtbaus für Klima, Umwelt, Wirtschaft und Gesellschaft besser messbar werden.
- Eine verbraucherorientierte Kommunikationsstrategie soll sowohl Fachleute als auch die breite Öffentlichkeit über die vielfältigen Potenziale des Leichtbaus informieren.
- Um die internationale Wettbewerbsfähigkeit auf nachhaltige Weise zu erhöhen und internationale Allianzen für den Leichtbau zu schmieden, werden Unternehmen bei der Erschließung ausländischer Absatzmärkte unterstützt.
Die Leichtbaustrategie der Bundesregierung wurde ausgehend vom Koalitionsvertrag 2021 erstellt und hat zum Ziel, die Potenziale des Leichtbaus erstmals ressortübergreifend systematisch zu aktivieren. Sie basiert auf der Leichtbaustrategie für den Industriestandort Deutschland von Januar 2021 und wurde unter Federführung des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz und Beteiligung von sieben weiteren Ressorts erarbeitet.