Ländliche Regionen attraktiv gestalten

Bund fördert Projekte  Ländliche Regionen attraktiv gestalten

Der Bus fährt nur einmal am Tag, die nächste Apotheke ist 20 Kilometer entfernt und zur Arbeit muss lange in die Stadt gependelt werden: Alltag für viele Menschen in ländlichen Regionen. Um dem entgegenzuwirken, fördert der Bund zahlreiche Projekte in Deutschland. Drei von ihnen stellen wir vor.      

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Kleines Dorf von Wiesen und Feldern umgeben.

Foto: Sebastian Bolesch

Ende August brechen in Neuenwalde im Landkreis Cuxhaven verkehrstechnisch neue Zeiten an. Die 1.700 Einwohner bekommen dann ihr eigenes Dorfauto. Das elektrobetriebene Carsharing-Fahrzeug soll rund um die Uhr zur Verfügung stehen. Und den Dorfbewohnern Mobilität sichern – als dringend benötigte Ergänzung zum öffentlichen Nahverkehr. Denn Busse fahren in der ländlichen Region außer an Schultagen recht selten.

Dorfauto schon jetzt stark nachgefragt  

"Die Nachfrage ist so groß, dass schon jetzt die erste Fahrt bestellt ist", freut sich Gabi Kasten, Fachbereichsleiterin bei der Kreisverwaltung. "Unser Angebot ist für alle Altersgruppen interessant. Manche werden das Dorfauto auch als Alternative zum Zweitwagen nutzen", ist sich Kasten sicher. Der Landkreis Cuxhaven hat das Fahrzeug finanziert – mit Fördergeldern des Bundesinnen- und Bundesverkehrsministeriums. Die Region an der Nordseeküste hat Modellcharakter für Mobilitätskonzepte im ländlichen Raum.

Kombinierte Rad- und Busstation

Zusätzlich zur Anschaffung des Dorfautos in Neuenwalde konnte der Kreis eine kombinierte Rad- und Busstation in Bad Bederkesa errichten und drei kleinere Bahnhöfe mit Ladestationen für E-Autos und E-Bikes ausstatten. Das Ziel in Sachen Mobilität ist für Gabi Kasten damit noch lange nicht erreicht. "Ich hoffe, dass wir bei uns irgendwann überall Dorfautos anbieten können. Damit die Menschen hier weiter gut und mobil leben können".

"Co-Working-Space" im Oderbruch

Ortswechsel: Letschin im Oderbruch. In der kleinen Gemeinde in Brandenburg etwa 100 Kilometer östlich von Berlin wird ein Modell erprobt, das man eher mit einer Großstadt verbindet: eine "Co-Working Space". In dem sanierten Gebäude der ehemaligen Dorfschule treffen sich Freiberufler, Architekten oder Ingenieure, um hier gemeinsam in einem Raum zu arbeiten - statt im Büro oder zuhause. Auf jedem Schreibtisch ein aufgeklappter Laptop, an der Stirnseite ein Sofa. Gegenüber den großen Fenstern eine Bar mit Kaffeemaschine.

Angebot vor allem für Pendler

Vom Bund gefördert, richtet sich die Letschiner "Co-Working-Space" für junge Kreative aus der Region und vor allem an Berlin-Pendler. "Die Züge nach Berlin sind brechend voll. Da kann es eine wirkliche Alternative sein, vielleicht ein- oder zweimal die Woche hier vor Ort zu arbeiten und sich das Pendeln zu ersparen", sagt Andreas Jonas vom Betreiber der "Co-Working-Space", der STIC Wirtschaftsfördergesellschaft Märkisch-Oderland.

Arbeitsplatz und Treffpunkt

Der öffentliche Arbeitsplatz direkt am Letschiner Marktplatz gelegen sei eine Aufwertung des Ortes. Und diene auch als Treffpunkt für die Einheimischen. "Es gibt die Dorfkneipen ja nicht mehr so wie früher. Da schaffen solche Angebote völlig neue Begegnungsräume", meint Andreas Jonas. Auch wenn es sich in Letschin zunächst nur um ein Modellprojekt handelt: "Co-Working-Spaces" auf dem Land hätten auf jeden Fall ihre Berechtigung, ist Jonas überzeugt. Denn gerade die Generation 30 plus wolle vermehrt aus den Städten in ländliche Regionen ziehen. Da könne ein solches Angebot ein weiteres Argument für einen Umzug sein.

Gesundheitsversorgung auf dem Land

Eine ganz andere Art von Anlaufstelle auch auf dem Land sind Apotheken. Insbesondere für ältere Menschen und chronisch Kranke. Zunehmend schließen Apotheken in ländlichen Regionen jedoch ihre Türen, weil sich der Betrieb wirtschaftlich nicht mehr rechnet. Nicht zuletzt wegen der zunehmenden Zahl von Versandapotheken. Dieser Entwicklung will das Projekt "Apotheke 2.0" im Kreis Steinfurt entgegenwirken. Die vom Bundeslandwirtschaftsministerium unterstützte Idee: Apotheken besser miteinander vernetzen, neue digitale Service-Angebote stärken und die Apotheken gleichzeitig als wertvolle Beratungsstelle vor Ort erhalten.

Apotheke vor Ort bleibt wichtig  

"Es ist so wichtig, dass die Gesundheitsversorgung auch auf dem Land erhalten bleibt", betont der Steinfurter Apotheker Abed Daka. "Die Digitalisierung ist für uns kein Selbstzweck, sondern nur ein wichtiges Werkzeug, das wir gut für unsere Kunden einsetzen können". Als Beispiel nennt er eine elektronische Arzneimitteltherapie-Sicherheitsüberprüfung. Bekommt ein Patient ein neues Arzneimittel verschrieben, gleicht Daka das Mittel digital auf Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten ab, die der Patient bereits nimmt.

Viel Wert legt das Projekt auf das Zusammenwirken von Apotheke, Arzt und Pflegedienst. "Dadurch verbessern wir gemeinsam die Versorgung der Menschen – gerade auch auf dem Land“, betont Apotheker Daka.