Innovationsprogramm UpdateDeutschland
Im März 2021 fand der Hackathon UpdateDeutschland statt. Bürgerinnen und Bürger, Initiativen, Start-ups, Städte und Gemeinden kamen zusammen, um 48 Stunden lang digital an Lösungen für Herausforderungen von heute und morgen zu arbeiten. Viele interessannte Projekte gingen daraus hervor und befinden sich bereits in der Umsetzungsphase. Ein Überblick über zwölf davon.
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Hackathon war erst der Anfang
Mehr als 4.000 Bürgerinnen und Bürger und 60 Kommunen nahmen vom 19. bis 21 März 2021 am Hackathon UpdateDeutschland teil. Der Bund knüpft damit an den Erfolg von #WirVsVirus aus dem vergangenen Jahr an. Am Ende wurden mehr als 300 Lösungsansätze in zahlreichen Projekten entwickelt. „Das soll aber erst der Anfang sein. Wir wollen mit UpdateDeutschland jetzt erst richtig loslegen“, betonte Digitalstaatsministerin Dorothee Bär damals. Deshalb startete auch anschließend sofort die Umsetzungsphase des Innovationsprogramms für besonders erfolgversprechende Initiativen. Der offizielle Abschluss des Programms findet am 17. August statt. Zwölf Projekte werden hier vorgestellt.
Mehr Fachkräfte für Kommunen
Wie kommen Kommunen schnell und mit wenig Aufwand an Fachkräfte mit spezieller Expertise für dringende Projekte? Diese Herausforderung löst die Initiative „Lokalprojekte“. Sie verbindet Kommunen mit Fachkräften aus Wirtschaft und Gesellschaft über eine Börse. Sechs Monate lang bringen die Profis ihr spezielles Wissen zu Digitalisierung und weiteren Themen in der Verwaltung vor Ort ein. Das Team um Florian Keppler von der Zeppelin University und Alexander Heppe, Bürgermeister der Kreisstadt Eschwege, plant die sechsmonatige Pilotphase mit weiteren Kommunen ab November 2021.
Mehr Engagement junger Menschen
Wie können Vereine und andere Organisationen insbesondere mehr junge Menschen für ein Engagement gewinnen? Die Initiative Mitwirk-O-Mat hat dafür eine Website entwickelt. Ähnlich dem Wahl-O-Mat, welcher Unterstützung für die private Wahlentscheidung bietet, finden beim Mitwirk-O-Mat Bürgerinnen und Bürger einer Stadt die für sie passenden Möglichkeiten für das Ehrenamt. Die Online-Anwendung erhöht die Sichtbarkeit der Vereine speziell für junge Menschen. Der Lünebürger Mitwirk-O-Mat hat bereits vielen ehrenamtlichen Lokalgruppen geholfen, neue Mitglieder zu finden. Das Konzept lässt sich leicht auf weitere Städte übertragen.
Besserer Zugang zu Beratung
Bisher gibt es kein flächendeckendes Angebot an Beratungsstellen, die Betroffene von Diskriminierung über Rechte und Handlungsmöglichkeiten aufklären. Meta ist ein Chatbot (automatisierter Chat), der einen barrierefreien Zugang zur Antidiskriminierung schafft. Betroffene erhalten durch den Chatbot eine anonyme Erstberatung und können über das Mobiltelefon oder den Computer Vorfälle melden. Außerdem können sie eine rechtliche Ersteinschätzung erhalten und Beratungsangebote in ihrer Nähe finden. Das Team um Meta möchte nun den Chatbot in eine App umwandeln.
Innovationen im Gesundheitsdienst
Wie können digitale Innovationen im Öffentlichen Gesundheitsdienst (ÖGD) besser vernetzt oder in der Breite etabliert werden? Genau dieser Aufgabe stellt sich der Innovationsverbund Öffentliche Gesundheit (InÖG). Der InÖG ist ein aus dem Umsetzungsprogramm des #WirVsVirus Hackathons hevorgegangener Zusammenschluss aus mehreren Open-Social-Innovation-Projekten, die sich auf digitale Lösungen für den ÖGD fokussieren. Er ist als Schnittstelle zwischen Politik, ÖGD sowie gemeinnützigen Initiativen und Unternehmen tätig und vernetzt auf Bundes-, Landes-, und Kreisebene. Durch UpdateDeutschland hat das vom InÖG initiierte Projekt IRIS connect einen starken Schub bekommen. Die Gateway-Lösung verbindet die Gesundheitsämter mit vielen verschiedenen Anwendungslösungen für die digitale Kontaktnachverfolgung. NRW und Thüringen haben den Betrieb von IRIS connect aufgenommen, weitere folgen in Kürze.
Vielfältige Beteiligung vor Ort
Wie kann man mehr Bürgerinnen und Bürger davon überzeugen, sich stärker demokratisch zu beteiligen? Die Software „Es geht LOS“ bietet dafür eine Lösung. Kommunen, Städte und Bundesländer haben mit der Software die Möglichkeit, schnell und unkompliziert geloste Bürgerräte zu initiieren. Die Idee der Initiative ist, dass eine Gruppe zufällig ausgewählter Bürgerinnen und Bürger aus der Breite der Gesellschaft zusammenkommt und gemeinsam über konkrete politische Fragestellungen berät. Dabei werden sie von Expertinnen und Experten unterstützt. Durch dieses Verfahren soll die Vielfalt der Bevölkerung in Bürgerräten besser abgebildet und eine Kultur der Beteiligung vor Ort gestärkt werden. Marian Schreier, Bürgermeister der Stadt Tengen, bereitet gemeinsam mit der Stadt Brandes jetzt die Pilotierung vor.
Nachhaltigkeit im Einzelhandel
Oft werden Pakete durch das ganze Land geschickt, obwohl sowohl die Kunden als auch die Verkäufer am gleichen Ort sind. Die Glocally-App wirkt diesem Problem entgegen: Mit Hilfe von Fahrradkurieren werden Bestellungen am gleichen Tag nachhaltig und lokal geliefert. Die Initiative Glocally unterstützt den Einzelhandel dabei, ihrer lokalen Kundschaft die bestmögliche Lieferoption zu bieten. Und Glocally leistet damit auch einen Beitrag zu einer nachhaltigen und emissionsfreien Zukunft. Derzeit ist das Team in Gesprächen mit staatlichen Stellen hinsichtlich einer Pilotierung, etwa der Staatskanzlei Hamburg und Digitalisierungsstellen des Bundeswirtschaftsministeriums.
Hilfe für Jugendliche mit psychologischen Problemen
Kinder und Jugendliche mit psychischen Problemen haben oft Schwierigkeiten, Zugang und Kontakt zu professionellen Hilfsangeboten zu bekommen. Between the Lines ist ein gemeinnütziger Verein, der sich aus einer Gruppe von Studentinnen und Studenten gebildet hat. Sie haben es sich zur Aufgabe gemacht, Jugendlichen in persönlichen Problemsituationen schnell und unkompliziert Hilfe anzubieten. Die kostenlose App von Between the Lines mit integriertem Chatbot zeigt den Betroffenen Zugang zu allgemeinen Anlaufstellen, medizinisch-therapeutischen Hilfsangeboten oder Telefonberatungen an. Between the Lines zeigt den Betroffenen auch, dass sie mit ihren Problemen nicht alleine sind.
Mehr Sicherheit im öffentlichen Raum
Wie kann Menschen bei Diskriminierung jeglicher Art sowie sexuellen Übergriffen im öffentlichen Raum geholfen werden? Die Initiative Safer Spaces hat eine App entwickelt, mit der Nutzerinnen und Nutzer im Fall von Diskriminierung oder sexueller Belästigung direkt und unmittelbar über einen QR-Code Hilfe anfordern können. Entsprechendes Sicherheitspersonal wird in Echtzeit informiert und kann durch eine Benachrichtigung den Ort ausfindig machen, an dem sich die betroffene Person befindet. Die Initiative hat das Waterkant Festival – eine Veranstaltung für Innovationen und Start-ups – begleitet und strebt jetzt die Ansprache insbesondere junger Menschen über die Sozialen Medien an.
Redezeit für Eltern
Eltern und Familien tragen besondere Verantwortung und sind im Alltag verschiedenen Belastungen ausgesetzt. Wie lassen sich psychisch belastete Eltern unterstützen und in ihren Ressourcen stärken? Redezeit für Dich ist eine Initiative, die Eltern und Familien Gesprächspartner zur Seite stellt. Auf einer Plattform mit mehr als 300 ehrenamtlichen, im Zuhören ausgebildeten, Coaches und Therapeuten findet man ein offenes Ohr. Kostenlos und ohne Verpflichtungen sendet die Initiative auf diese Art ein Signal der Unterstützung und steht bei akuten Problemen als erste Anlaufstelle bereit. Die Plattform wird aktiv genutzt und mit Hilfe der Otto Group pilotiert.
Wege aus der Einsamkeit
Die „Initiative Einsamkeit" ist ein Zusammenschluss mehrerer Initiativen, die gegen Einsamkeit kämpfen (SterbeNotruf Deutschland und Togetherness Hub).
Barrierefreiheit für Menschen mit schwerer Behinderung
Schwerbehinderte, hörbehinderte und taubblinde Menschen sind im Alltag, im Privat- und auch im Arbeitsumfeld Barrieren ausgesetzt. Die barrierefreie One-Deafworld-App (OnDa) gibt hörbehinderten und taubblinden Menschen die Möglichkeit, mit wichtigen Stellen, etwa der Notrufalarmierung, zu kommunizieren. Die App wird sowohl für Mobilgeräte, als auch für Computer und Fernseher entwickelt und soll Funktionen wie automatisierte Koordinationen von Terminen, schnelle Bereitschaftsalarmierung und Geräuscherkennung zur Warnung vor Gefahrensituationen enthalten. Hinter der Initiative OnDa steht ein Team von Menschen, die selbst betroffen sind und das viel positives Feedback erhält.
Wahlinfos für junge Menschen
Wie informiert man junge Menschen zeitgemäß über die Bundestagskandidatinnen und -kandidaten in ihrem Wahlkreis? Face the Facts trägt alle wichtigen Informationen zusammen, die dann per Scanfunktion direkt am Wahlplakat abrufbar sind. Mit einer Übersicht über die politische Position, thematische Schwerpunkte oder Nebentätigkeiten stellt Face The Facts allen Wählerinnen und Wählern Grundlagen für eine fundierte Wahlentscheidung zur Verfügung. Face The Facts möchte pünktlich zur Bundestagswahl abrufbar sein.