Preiswerte Wohnungen durch serielles Bauen

Wohnungsmarkt Preiswerte Wohnungen durch serielles Bauen

Jedes Jahr werden rund 350.000 neue Wohnungen benötigt. Gemeinsam mit der Wohnungswirtschaft hat das Bundesbauministerium eine Ausschreibung zu seriellen und modularen Bauweisen gestartet. Ziel ist, neuen Wohnraum kostengünstig und in guter Qualität zu bauen.

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"Bis 2020 benötigen wir mindestens 350.000 neue Wohnungen pro Jahr", sagte Bundesbauministerin Barbara Hendricks, als sie 2017 den aktuellen Bericht über die Wohnungswirtschaft vorstellte. "Serielles Bauen kann einen Beitrag zum bezahlbaren Wohnen leisten und sollte daher forciert werden." Das Bundesbauministerium hat daher gemeinsam mit dem Spitzenverband der Wohnungswirtschaft GdW eine Ausschreibung zum seriellen Bauen ins Leben gerufen.

Schnell, kostengünstig und qualitätsvoll

Die Monotonie von endlosen gleichförmigen Wohnblocks und Hochhäusern der 60er und 70er Jahre in Ost und West stehen einem unwillkürlich vor Augen, wenn von seriellem Wohnungsbau die Rede ist. Aber kein Städteplaner will heute diese Bausünden neu auflegen.

Mit der seriellen Bauweise können alle Arten von Wohnungen errichtet werden: Angefangen von Sozialwohnungen über Mikro-Apartments bis hin zu barrierefreien Wohnungen. Weiterer Vorteil: So können Gebäude einfacher anders genutzt werden: Aus einem Bürogebäude kann ein Wohnhaus entstehen, aus einem Kindergarten ein Seniorenzentrum.

Serielle Wohnungstypen können an die jeweilige städtebauliche Aufgabe und die ortstypischen Besonderheiten angepasst werden. Sie können daher in eine innerstädtische Baulücke eingefügt werden und auch mit dem baukulturellen Erscheinungsbild des Umfeldes harmonieren.

Serielles Bauen ist kein Plattenbau 2.0

Bereits im sozialen Städtebau der 20er und 30er Jahre wurde die Idee des seriellen Bauens umgesetzt. Das zeigen die Beispiele Weißenhofsiedlung in Stuttgart, die Siemensstadt und die Hufeisensiedlung in Berlin oder die May-Siedlung in Frankfurt am Main sehr anschaulich. Damals ging es um normierte Grundrisse und funktionale Kücheneinrichtungen.

Heute geht es um Nachverdichtung von innerstädtischen Gebieten, um die Schließung von Baulücken und die Mischnutzung von Gewerbegebieten durch zusätzliche Wohnbebauung. Ziel damals wie heute: in möglichst kurzer Zeit zusätzlichen bezahlbaren Wohnraum zu schaffen.

Modernes serielles Bauen greift auf die Produktion von vorgefertigten Bauteilen zurück. Das sind Wände, Fenster, Fußböden bis hin zu Fertigbädern. Heute können komplette Raummodule verbaut werden. An Wärmedämmung, Schallschutz und Brandschutz wird nicht gespart, diese erfüllen die aktuellen Normen. Serielles Bauen ist keine Neuauflage des Plattenbaus, sondern bietet Gestaltungsfreiheit. Neubauten zeichnen sich aus durch Individualität der Grundrisse, in der Verwendung der Baumaterialien und der Fassadengestaltung.

"Wir wollen, dass das standardisierte Bauen den Rohbau und auch Ausbaukomponenten schnell und preiswert macht und dass die Baukultur dabei nicht verloren geht", bekräftigte die Bundesbauministerin. "Es geht auch um vernünftige Grundrisse, selbstverständlich auch variabel, mit wenig Verkehrsfläche. Wir wollen nicht an Qualität verlieren und unsere Städte sollen deswegen auch nicht uniform aussehen." Dabei wolle sie weder Abstriche bei der Baukultur machen, noch bei den energetischen Voraussetzungen, so Hendricks.

Wettbewerbsergebnisse im ersten Quartal 2018

Auch Planungsprozesse, Ausschreibung und Vergabe der Bauleistungen können seriell von statten gehen. Ein entsprechendes Ausschreibungsverfahren ist in Schweden von dem Gesamtverband gemeinnütziger Wohnungsunternehmen SABO durchgeführt worden und hat zu Einsparungen von rund 25 Prozent gegenüber den Durchschnittskosten geführt.

Das Bundesbauministerium und der Verband der Wohnungs- und Immobilienunternehmen haben diese Erfahrungen aufgegriffen. 2017 wurde ein Angebotsverfahren zum seriellen Bauen von qualitätsvollen und bezahlbaren Wohnungen initiiert. Ein europaweites Wettbewerbsverfahren wurde ausgeschrieben. Ziel ist es, im Frühjahr 2018 mit insgesamt 5 bis 10 Bietergemeinschaften aus Planung und Ausführung eine Rahmenvereinbarung über den Neubau von mehrgeschossigen Wohngebäuden in serieller und modularer Bauweise abzuschließen.

Dies bietet insbesondere öffentlichen Wohnungsunternehmen die Möglichkeit, ohne weitere Verfahren Angebote aus der Rahmenvereinbarung lokal angepasst direkt zu realisieren. Dadurch können die Vorlaufzeiten für Bauvorhaben wesentlich verkürzt werden.

Derzeit wertet eine Jury aus Experten der Bau- und Wohnungswirtschaft, Forschung und des Bundesbauministeriums die eingereichten Beiträge aus. Die Gewinner werden im ersten Quartal 2018 vorgestellt.