Zahl der Straftaten sinkt erneut

Polizeiliche Kriminalstatistik 2020 Zahl der Straftaten sinkt erneut

In Deutschland ist die Zahl der Straftaten erneut rückläufig. Dieser Trend setzte sich zum vierten Mal in Folge auch 2020 fort. Zugleich erreicht der Anteil der aufgeklärten Straftaten einen neuen Höchststand. „Sicherheit ist eine Daueraufgabe“, sagte Bundesinnenminister Seehofer.

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Die Zahl der Straftaten sinkt im vierten Jahr in Folge: Straftaten insgesamt -2.3%, Diebstahlkriminalität -7,7%, Strafteten gegen das Waffengesetz -6,4%. Die Aufklärungsquote erreicht mit 58,4% einen neuen Höchststand.

Die Zahl der Straftaten ist 2020 gegenüber 2016 um mehr als eine Million gesunken.

Foto: Bundesregierung

Bundesinnenminister Horst Seehofer hat zusammen mit dem Präsidenten des Bundeskriminalamtes, Holger Münch, und dem Vorsitzenden der Innenministerkonferenz, Thomas Strobl, die Polizeiliche Kriminalstatistik für das Jahr 2020 veröffentlicht. Insgesamt 5.310.621 Straftaten stellte die Polizei im vergangenen Jahr fest. Dies entspricht einem Rückgang um 2,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Zugleich erreicht der Anteil der aufgeklärten Straftaten mit 58,4 Prozent einen neuen Höchststand.

Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Kriminalitätsentwicklung

Bei der Betrachtung der Anstiege und Rückgänge im Vergleich zum Vorjahr werden die vielfältigen Einflüsse der Corona-Pandemie, insbesondere im Zusammenhang mit dem Lockdown im Frühjahr 2020, auf die Kriminalitätsentwicklung deutlich. Die damit verbundenen Einschränkungen hatten etwa Einfluss auf die Mobilität, auf die Präsenz im öffentlichen Raum und führten somit auch zu einer Veränderung von Tatgelegenheiten.

 „Wir stellen insbesondere fest, dass sich Kriminalität zunehmend in den digitalen Raum verlagert. Im Berichtsjahr 2020 sind Straftaten, bei denen das Internet als Tatmittel genutzt wurde, um 8,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gestiegen“, so BKA-Präsident Münch. Während es beispielsweise in nahezu allen Bereichen der Diebstahlsdelikte Rückgänge gab, wurde ein erheblicher Anstieg von Straftaten im Bereich des Subventionsbetrugs registriert. 2020 wurden hier 7.585 Fälle erfasst (2019: 318 Fälle). Die Fallzahlen stehen im Zusammenhang mit der betrügerischen Beantragung von Corona-Soforthilfen.

„Hier haben Kriminelle die aktuelle Notlage ausgenutzt, um sich selbst finanziell zu bereichern“, führte Bundesinnenminister Seehofer aus. Auch Straftaten nach dem Infektionsschutzgesetz sind in diesem Zusammenhang stark angestiegen auf 6.779 Fälle im Jahr 2020 (2019: 61 Fälle).

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Rückgang im Bereich der Diebstahlskriminalität

Die Diebstahlskriminalität ging demnach auch 2020 weiter zurück. Der niedrigste Wert seit 1987 kann vor allem auf den deutlichen Rückgang beim Wohnungseinbruchsdiebstahl um 13,9 Prozent zurückgeführt werden. Aber auch beim Taschendiebstahl (minus 11,1 Prozent) und beim Diebstahl von Kraftfahrzeugen (minus 15,9 Prozent) ist ein deutlicher Rückgang zu verzeichnen.

Mehr Kriminalität im häuslichen Umfeld

„Leider gibt es auch deutliche Hinweise darauf, dass die Corona-Pandemie zu mehr Kriminalität im häuslichen Umfeld geführt hat. Insbesondere die erhöhte Inanspruchnahme von Hilfstelefonen gibt Anlass zur Sorge“, unterstrich Seehofer. Um valide Daten für zielgenaue Unterstützungs- und Hilfsangebote zu erhalten, habe das Bundesinnenministerium mit dem BKA und dem Bundesfamilienministerium eine Befragung zur Gewalt gegen Frauen und Männer insbesondere im häuslichen Umfeld gestartet.

„Wir müssen die Straf- und Gewalttaten gegen Frauen und deren Motivation in den Polizeistatistiken besser erfassen“, betonte der Bundesinnenminister. Dazu sei er mit den Ländern bereits im Gespräch.

Schutz von Kindern und Jugendlichen

Durch verstärkte Aktivitäten der Sicherheitsbehörden im Bereich der Verbreitung pornografischer, insbesondere kinderpornografischer Schriften konnten mehr Straftaten vom Dunkel- ins Hellfeld gerückt werden. „So sind die steigenden Fallzahlen vor allem auf die gute Zusammenarbeit mit deutschen Internetbeschwerdestellen aber auch den US-amerikanischen, hier insbesondere NCMEC, zurückzuführen“, hob Seehofer hervor.

Bei der Verbreitung kinderpornografischer Schriften wurde deshalb auch ein starker Anstieg um 53,0 Prozent festgestellt. Auch bei der Verbreitung jugendpornografischer Schriften ist ein starker Anstieg bei den Straftaten von 56,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zu verzeichnen.

„Um unsere Kinder und Jugendlichen besser gegen sexuellen Missbrauch zu schützen, haben wir bekanntlich über den Deutschen Bundestag und den Bundesrat im vergangenen Jahr schärfere Strafgesetze beschlossen,“ sagte Bundesinnenminister Seehofer. Noch wichtiger sei dabei aber auch die Präventionsarbeit, um zukünftig solche Taten zu verhindern. Hierfür sei es notwendig, dass Kinder und Jugendliche noch besser über mögliche Gefahren aufgeklärt werden.