MEGGIE fährt immer mit

Digitale Arbeit gestalten MEGGIE fährt immer mit

Dienstpläne, Streckenkarten, Umleitungen: Wo früher Papierwirtschaft herrschte, hat nun "MEGGIE" übernommen - ein Tablet, das die Leipziger Bus- und Straßenbahnfahrerinnen und -fahrer auf dem Laufenden hält. Für die Verkehrsbetriebe ist dies erst der Anfang: Sie setzen in allen Bereichen auf mehr Digitalisierung und werden dabei von der Bundesregierung gefördert.

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Ein Leipziger Busfahrer schaut auf sein Tablet.

Papier hat ausgedient: In den Leipziger Bussen versorgt sich das Personal per Tablet mit relevanten Informationen. 

Foto: Felix Abraham

Trotz bester Planungen lassen sich Verspätungen oder der Ausfall von Fahrten im öffentlichen Nahverkehr nicht immer verhindern. In Leipzig nutzen rund 430.000 Menschen täglich die Busse und Straßenbahnen der örtlichen Verkehrsbetriebe. Sie wollen rund um die Uhr zuverlässig ans Ziel kommen. Wenn es dann doch mal zu Verzögerungen kommt, ist das Fahrpersonal häufig die erste Ansprechperson.  

Umso wichtiger, dass die Fahrerinnen und Fahrer stets auf dem Laufenden bleiben. Dafür setzen die Leipziger Verkehrsbetriebe (LVB) auf digitale Lösungen: Seit 2017 sind die 1.200 Bus- und Straßenbahnfahrer mit Tablets ausgestattet. Der schnelle Kontakt mit der Fahrdienstleitung ist darüber genauso möglich wie das zeitnahe Melden von Unfällen oder Störungen. WLAN-Netze an den Haltestellen des Innenstadtrings, den Ablösepunkten für die Fahrerinnen und Fahrer und den Betriebshöfen stellen eine gute Verbindung sicher.

In einem Wettbewerb zur Namensgebung wurde das Tablet von den Beschäftigten MEGGIE getauft. Das Kürzel steht für "Mobiles Endgerät für geschäftliche Informationen und Entertainment".

"MEGGIE ersetzt Kursbücher

"MEGGIE" vereinfacht Arbeitsabläufe, die früher mit viel Zeitaufwand und Papier verbunden waren. Etwa die Zusammenstellung von Kursbüchern mit Dienstplänen, Streckenkarten und Informationen zu Umleitungen.

Bevor die Beschäftigten mit dem mobilen Endgerät ausgestattet wurden, mussten die Mappen mit viel Aufwand fast täglich aktualisiert und auf die Betriebshöfe verteilt werden. Dazu kamen "meterweise Aushänge", berichtet Alexandra Romeyke, Projektleiterin bei "MEGGIE". Fahrerinnen und Fahrer mussten sich die passenden Informationen für ihre Dienste und Strecken zeitaufwendig zusammensuchen.

Dank MEGGIE bekommt heute jede Mitarbeiterin und jeder Mitarbeiter online in kürzester Zeit personalisiert alle relevanten Nachrichten zur Verkehrslage. Das spart Arbeitszeit und bringt auch außerhalb der Dienstzeit Vorteile mit sich - das Tablet darf vollumfänglich auch privat genutzt werden: "Wenn ich mich mit Freunden verabreden möchte, kann ich auf dem Tablet jederzeit in meinem Dienstplan nachsehen, ob es passt", erklärt Busfahrer Riko Klausnitzer. 

Busfahrer schaut auf sein Tablet.

Das Tablet versorgt die Fahrerinnen und Fahrer schnell und unkompliziert mit wichtigen Informationen.

Foto: Felix Abraham

Weniger Stress und bessere Abläufe

Bald soll es auch nicht mehr nötig sein, zu Dienstbeginn erstmal zum Betriebshof zu gehen, um sich dort ein Fahrzeug zuweisen zu lassen, ergänzt Romeyke. Bei der Straßenbahn könne bereits jeder von zu Hause direkt zu seinem Fahrzeug gehen und den Dienst beginnen. "Bei den Bussen zaubern wir auch noch die Schlüssel weg. Dann können die Kolleginnen und Kollegen etwas länger schlafen, weil sie nicht erst Schlüssel und Fahrzeugpapiere abholen müssen", kündigt sie an.

Ein Gewinn für die Fahrerinnen und Fahrer sind auch die detaillierten Karten, die für alle Strecken und Haltestellen auf dem Tablet hinterlegt sind. Damit könne er sich viel besser etwa auf Strecken vorbereiten, die er selten fährt, so Klausnitzer. Bedienungsanleitungen und Videos helfen, wenn er kurzfristig einen anderen Bustyp fahren muss. Damit fange der Dienst schon entspannter an.

Videos helfen, kleinere Störungen schnell zu beheben

Früher fiel ein Bus etwa wegen einer Türstörung bis zu zwei Stunden aus. Jetzt könne jede Fahrerin und jeder Fahrer kleinere Störungen meist in ein paar Minuten selbst beheben und weiterfahren, berichtet Fahrdienstleiter Christoph Müller. Dafür gibt es auf dem Tablet Bedienungsanleitungen und kurze Videos.

Demnächst können die Fahrerinnen und Fahrer Fotos von Fahrzeugschäden direkt an die Werkstatt senden. So seien Diagnosen möglich, schon bevor der Bus auf den Betriebshof kommt. Die Reparaturzeit verkürze sich und die Fahrzeuge seien schneller wieder im Einsatz, so Müller.

Weitere digitale Anwendungen entwickeln und erproben

"Wir müssen mit modernen Arbeitsinstrumenten unterwegs sein – auch um Mitarbeiter zu binden und neue, gerade auch jüngere zu gewinnen", betont Michael Halberstadt, Geschäftsführer Personal und Fahrservice sowie Arbeitsdirektor der LVB. "Weitere digitale Funktionen sollen hinzukommen. Da ist noch viel Luft nach oben", kündigt Alexandra Lewandowska an. Sie leitet das neue Projekt "MADAM ", mit dem die LVB in den nächsten drei Jahren herausfinden möchte, welche weiteren digitalen Prozesse die Arbeit künftig erleichtern können. "MADAM" wird ebenfalls von der Bundesregierung unterstützt und ist die Abkürzung für den Projektnamen "Mobile Arbeit wird digital - digitale Arbeit mobil".

In allen Bereichen setzen die Leipzigerinnen und Leipziger auf mehr Digitalisierung: Fahrservice, Logistik, Werkstätten und Verwaltung. Beschäftigte und Vorgesetzte werden ihre künftige digitale Arbeitswelt gemeinsam gestalten. Dabei fördert das Bundesarbeitsministerium die Leipziger Verkehrsbetriebe im Rahmen der "Experimentierräume Arbeiten 4.0".

Betriebliche Experimentierräume Arbeiten 4.0
Das Bundesarbeitsministerium unterstützt Unternehmen und Verwaltungen, die betriebliche Lern- und Experimentierräume einrichten wollen. Unternehmensleitungen und Beschäftigte können hier gemeinsam neue Ideen und Lösungen für die Arbeitswelt 4.0 entwickeln.

Zusammen mit "MADAM" gingen im November 2018 17 neue Projekte an den Start. Die ausgewählten Projekte dienen als Praxisbeispiele für andere Unternehmen.

Die Experimentierräume sind Teil der Digitalisierungsstrategie der Bundesregierung.