Interview mit Organisator von "IQ - Apotheker für die Zukunft"
Die Initiative "IQ - Apotheker für die Zukunft" hilft Geflüchteten, die in ihren Heimatländern als Apotheker gearbeitet haben, auf dem deutschen Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. Dafür zeichnet Bundeskanzlerin Merkel das Projekt dem Nationalen Integrationspreis 2019 aus.
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Joachim Thoss (52) leitet bei der Landesapothekerkammer Rheinland-Pfalz die Abteilung Pharmazie und ist dort zuständig für den Bereich Aus- und Weiterbildung sowie die Anerkennung von ausländischen Abschlüssen. Gemeinsam mit dem Partner MIP (Medici in Posterum) organisiert Thoss die Qualifizierungskurse für Geflüchtete. Für sein Engagement wird er nun mit dem Nationalen Integrationspreis ausgezeichnet.
Herr Thoss, was steckt hinter dem Projekt "IQ – Apotheker für die Zukunft"?
Joachim Thoss: Unser Ziel ist es, Akademikern, die aus dem Ausland zu uns kommen, eine Perspektive zu geben. Natürlich ist es auch unser Ziel, unsere Qualitätsvorstellung in den Berufsalltag der Geflüchteten zu integrieren. So spielt zum Beispiel das Thema Patientensicherheit und die Kenntnis des deutschen Gesundheitssystems eine wichtige Rolle.
Wie sehen Ihre Kurse aus?
Thoss: Unsere Kurse beruhen auf drei Säulen. Zum einen schulen wir die Fachsprache im Unterricht. Zum anderen müssen die Kursteilnehmer ein Praktikum in einer Apotheke machen. Außerdem hat jeder der Teilnehmer einen Tutor, ein ehrenamtlicher Apotheker, der bei Fragen zur Seite steht.
Das Bundeskabinett hat am 24. und 25. Mai 2016 bei seiner Klausur in Meseberg die "Meseberger Erklärung zur Integration" beschlossen und in diesem Rahmen den Nationalen Integrationspreis ins Leben gerufen. Der Preisträger soll als Vorbild für andere dienen, sich ebenfalls zu engagieren. Die 33 vorschlagsberechtigten Institutionen konnten einzelne Personen, Personengruppen, Organisationen oder Kommunen nominieren. Der Preis ist mit 10.000 Euro dotiert.
Vor welchen Herausforderungen stehen die Geflüchteten, die in Deutschland als Apotheker arbeiten wollen?
Thoss: Je nach Herkunftsland unterscheiden sich die Aufgaben von Apothekern sehr. So ist zum Beispiel die Trennung von Therapie-Hoheit durch den Arzt und die Arzneimittelversorgung durch den Apotheker nicht in jedem Land so strikt wie bei uns in Deutschland. Viele Geflüchtete kennen diese Trennung nicht. In den Herkunftsländern übernehmen Apotheker aus einem Mangel an Arztpraxen häufig Aufgaben, die bei uns Ärzte übernehmen. Die große Mehrheit der Kursteilnehmer waren Flüchtlinge, über die Hälfte von ihnen kam aus Syrien.
Was zeichnet die Menschen aus, die Ihre Kurse besuchen?
Thoss: Die Teilnehmer sind alle hochmotiviert. Aus ganz Rheinland-Pfalz kommen die Teilnehmer nach Mainz angereist, teilweise sind sie stundenlang unterwegs. Mittlerweile bieten wir Lehrinhalte auch online an.
Wie viele Apotheker haben Sie bisher ausgebildet?
Thoss: Wir haben seit 2017 56 Teilnehmer in vier Kursen geschult und zur Approbation geführt. Viele ehemalige Kursteilnehmer konnten dank der Projektunterstützung die anspruchsvolle Fachsprachprüfung und pharmazeutische Kenntnisprüfung bestehen und arbeiten inzwischen in Apotheken.