Onlineplattform für Hofprodukte
Regionale Lebensmittel zu kaufen und sie dann auch noch direkt von Erzeugern und Höfen zu beziehen, ist mitunter schwer. Denn kleine Hofläden, Metzgereien oder Bäckereien sind meist weit verstreut. Deshalb hatten Birgit Wegner und Mareike Schalk aus dem Landkreis Fürth eine Geschäftsidee und gründeten die HofladenBOX – eine Schnittstelle zwischen Landwirten und Verbrauchern.
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"Die letzten drei Jahre haben mir gezeigt: Wenn ich meine Zeit und mein Herzblut investiere, dann passiert auch was." Mareike Schalk ist 39, Mutter und von Beruf eigentlich Finanzcontrollerin. Mit Landwirtschaft hatte sie bis vor drei Jahren noch keine Berührungspunkte. Das änderte sich, als sie von der Stadt aufs Land zog. "Ich dachte, jetzt wird’s einfach. Jetzt können wir gut regional einkaufen." Doch schnell folgte die Ernüchterung: Wo gibt es Hofläden? Wann hat welcher geöffnet? Welche Produkte gibt es wo zu kaufen? "Das war nicht so ganz einfach herauszufinden und einen Überblick zu bekommen", berichtet Mareike Schalk. Deshalb entwickelte sie gemeinsam mit Birgit Wegner, 47, ebenfalls Mutter und von Beruf Softwareentwicklerin, eine Geschäftsidee: Sie gründeten 2017 die HofladenBOX.
Schnittstelle zwischen Verbraucher und Landwirten
Das Konzept ist einfach: Die HofladenBOX bietet für Landwirte und andere Direktvermarkter eine Plattform, auf der sie ihre Produkte für den täglichen Bedarf anbieten. Die Betriebe stellen ihre Produkte selbst online und legen die Preise fest. "Wir wollen uns da auch gar nicht einmischen. Der Landwirt selbst bestimmt, welche Preise fair sind", sagt Mareike Schalk. Auf der anderen Seite bekommt der Verbraucher viele regionale Produkte unter einem Dach.
Damit ist die HofladenBOX eine Schnittstelle und bringt Verbraucher und Landwirte zusammen. Die beiden Unternehmerinnen stellen die technische Voraussetzung und die Logistik für die Landwirte – der Kunde kauft bequem online von zu Hause ein. "Obst, Gemüse, Fleisch etc. kommen direkt vom Landwirt ohne Zwischenlagerung und werden noch am selben Tag von uns verpackt und ausgeliefert. Dadurch sind die Produkte frisch und von hoher Qualität", erklärt Mareike Schalk.
Regionale Wertschöpfung und Transparenz
Angefangen haben die beiden Unternehmerinnen mit zwölf Landwirten. Mittlerweile bieten rund 60 Betriebe aus der Region mehr als 1.000 Produkte an. Über 500 Bestellungen gehen in der Woche ein: Backwaren, Obst und Gemüse, Milchprodukte und Käse, Wurst, Fleisch und Fisch, aber auch Öle, Aufstriche, Müsli oder Kaffee.
"95 Prozent der Produkte kommen aus der Region", erzählt Mareike Schalk. Damit eine Bestellung jedoch beispielsweise einen Wocheneinkauf ersetzen kann, haben die Unternehmerinnen auf Kundenwunsch einzelne überregionale Produkte aufgenommen wie Kaffee oder Bananen – natürlich Bio und Fair Trade. "Der Kunde muss also nicht zusätzlich in den Supermarkt fahren."
Bei der Herkunft der Produkte schauen die beiden Unternehmerinnen ganz genau hin. Denn Transparenz schaffen und aufzeigen, wo die Lebensmittel herkommen, ist eines ihrer Hauptanliegen. Mareike Schalk: "Wir kennen alle Landwirte. Und der Kunde weiß mit einem Klick, wo beispielsweise Äpfel oder Kohlrabi herkommen. Ich sehe den Landwirt und kann mit der Familie sogar dorthin fahren. Wir ermöglichen damit eine Transparenz der Lebensmittel, die greifbar wird."
Regionale Lebensmittel boomen
Rund 20 Mitarbeiter liefern jede Woche frische Waren der Region an die Menschen in der Region. "Das machen wir ganz bewusst. Wir wollen, dass die regionalen Produkte in unserer Region bleiben. Sie sollen nicht über die Autobahn transportiert oder zwischengelagert werden", sagt Mareike Schalk. Das sichert Qualität, Frische und schont das Klima: "Obwohl wir die Produkte nach Hause liefern, ist es so ökologisch viel wertvoller als wenn man von Hofladen zu Hofladen fährt oder im Supermarkt importierte Produkte einkauft. Da können wir viel CO2 einsparen."
Regionale Lebensmittel liegen im Trend. Zu Beginn der Corona-Pandemie im März erlebte das Team Schalk und Wegner einen regelrechten Boom: "Über Nacht haben sich die Bestellungen verfünffacht. Wir haben dann Kurzarbeiter aufgenommen, damit wir die Menge bewältigen konnten." Auch wenn der Boom im Sommer nachließ – viele Kunden fanden durch Corona den Weg zur HofladenBOX und – viele sind geblieben.
Für die Unternehmerinnen ein Schritt in die richtige Richtung: "Wir müssen alles tun, damit wir unsere regionale Landwirtschaft erhalten. Die Nachfrage ist da. Die Menschen wollen regional einkaufen. Und natürlich schmeckt es auch viel besser."
Für den Start wurde das Unternehmen HofladenBOX durch das LEADER Programm der Europäischen Union gefördert. LEADER steht für "Liaison entre actions de développement de l'économie rurale", was übersetzt so viel bedeutet wie "Verbindung zwischen Aktionen zur Entwicklung der ländlichen Wirtschaft". Seit 1991 werden damit innovative Aktionen im ländlichen Raum gefördert.
Das Programm ist Teil des Europäischen Landwirtschaftsfonds (ELER). Ziel der Förderung ist die Unterstützung einer eigenständigen und nachhaltigen Regionalentwicklung in ländlichen Gebieten.