Gleichstellungsstrategie
Die Gleichstellung von Frauen und Männern betrifft viele Bereiche der Gesellschaft und ist daher eine Aufgabe der gesamten Bundesregierung. Um die nötigen Maßnahmen besser aufeinander abzustimmen, hat das Kabinett nun die erste ressortübergreifende Gleichstellungsstrategie beschlossen.
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Ungleiche Chancen für Männer und Frauen zeigen sich noch immer in vielen Lebensbereichen. Das betrifft Gesellschaft, Wirtschaft und Politik gleichermaßen. Insbesondere die gesellschaftliche Organisation von Erwerbs- und Sorgearbeit hat großen Einfluss auf die Gleichstellung. Kurz gesagt verdienen Frauen im Schnitt weniger als Männer und leisten mehr unbezahlte Sorgearbeit (Pflege, Zuwendung, Versorgung für sich und andere). Die Folgen zeigen sich beispielsweise beim Gender Pay Gap oder dem Gender Care Gap.
Die Gleichstellung von Frauen und Männern ist aber Voraussetzung dafür, dass unsere Gesellschaft auch künftig ihre Herausforderungen gut meistern kann. Bundeskanzlerin Merkel hatte im Sommer 2019 gesagt: "Wir wollen, dass die Geschlechter in allen Lebensbereichen paritätisch vertreten sind: bei der Kindererziehung die Männer genauso wie im Berufsleben die Frauen. Das muss der Anspruch sein."
Als Gender Pay Gap wird die Lohnlücke zwischen Männern und Frauen bezeichnet. Laut Statistischem Bundesamt verdienen vollzeitbeschäftigte Frauen in Deutschland durchschnittlich 20 Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen. Selbst wenn man herausrechnet, dass Frauen häufiger in Teilzeit, seltener in Führungspositionen oder eher in sozialen Berufen mit geringen Verdiensten arbeiten, bleibt noch immer eine Lücke von sechs Prozent im Durchschnitt. Der Gender Care Gap bildet die unterschiedliche Zeitverwendung von Frauen und Männern für unbezahlte Sorgearbeit ab und beträgt 52,4 Prozent - das heißt, Frauen wenden täglich durchschnittlich 52,4 Prozent mehr Zeit für unbezahlte Sorgearbeit auf als Männer.
Strategie bündelt Vorhaben und stellt zentrale Fragen
Damit nicht jedes Ministerium für seinen Bereich isoliert Vorhaben plant, sollten die Maßnahmen aller Ministerien aufeinander abgestimmt werden. Daran mitzuwirken ist Ziel der ressortübergreifenden Gleichstellungsstrategie, die das Kabinett am Mittwoch beschlossen hat. Inhaltlich orientiert sich die Gleichstellungsstrategie an den Empfehlungen des Zweiten Gleichstellungsberichts der Bundesregierung. Sie benennt zuerst zentrale gleichstellungspolitische Fragen, um daraus Ziele abzuleiten und Wege zu nennen, mit denen diese Ziele erreicht werden sollen.
Inhaltlich geht es vor allem um folgende Fragen:
- Wie können Frauen und Männer im Lebensverlauf gleichermaßen gut von ihrem Einkommen leben, sich beruflich entwickeln und Fürsorgeaufgaben wahrnehmen?
- Wie gelingt es, Frauen und Männer gleichermaßen an der Gestaltung der Zukunft unseres Landes in Wirtschaft, Politik, Kultur und Wissenschaft zu beteiligen?
- Wie kann die Bundesregierung Gleichberechtigung zwischen Frauen und Männern in allen Politikbereichen herstellen?
Breite Themenpalette
Die Strategie nennt neun Ziele, die mehr Gleichstellung ermöglichen sollen. Dazu zählen beispielsweise eine Stärkung der sozialen Berufe, die Karrierechancen von Frauen zu unterstützen oder eine gleichberechtigte Verteilung von Erwerbsarbeit und unbezahlter Sorgearbeit zwischen Frauen und Männern zu fördern.
Die Gleichstellungsstrategie belässt es aber nicht bei den Zielen, sondern nennt für jeden Bereich konkrete Maßnahmen - 67 insgesamt -, die die Bundesregierung in ihrer Zuständigkeit unternimmt, um die Ziele zu erreichen. Hier tauchen so unterschiedliche Maßnahmen auf wie der geplante Rechtsanspruch auf eine Ganztagsbetreuung an Grundschulen, der Ausbau von Maßnahmen für Gründerinnen und Unternehmerinnen, eine bessere Entlohnung der Langzeitpflege oder das Professorinnen-Programm des Bundes und der Länder.
Somit zeigt die Gleichstellungsstrategie konkret auf, was die Maßnahmen der Bundesregierung mit dem Leben der Menschen und der Sicherung von Fortschritt und Gerechtigkeit zu tun haben.