Freiwillige im Kurzportrait
Der Bundesfreiwilligendienst ist so bunt wie unsere Gesellschaft: Mehr als 400.000 Menschen in Deutschland haben in den vergangenen zehn Jahren den Dienst geleistet. Zum zehnjährigen Jubiläum berichten drei Engagierte über ihre Aufgaben und ihre Einsatzstellen.
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Klara Heuberger (19) – Schutzstation Wattenmeer
Vom Schwarzwald an die Nordsee: Für ihren Bundesfreiwilligendienst (BFD) zog die 19-jährige Klara Heuberger auf die rund 950 Kilometer entfernte Hallig Langeneß – ganz im Norden Deutschlands. „Nach dem Abitur im letzten Jahr wollte ich nicht gleich direkt studieren oder eine Ausbildung machen, ich wollte erst einmal herausfinden, in welche Richtung es für mich beruflich gehen soll“, erzählt Klara. Der BFD bietet dafür die optimale Möglichkeit, praktische Erfahrungen zu sammeln, „einmal richtig zu arbeiten und Verantwortung zu übernehmen“.
Deshalb entschied sich die Schwarzwälderin für einen BFD beim Verein der Schutzstation Wattenmeer. Neben dem Naturschutz ist die Umweltbildung ein wesentlicher Teil ihrer Arbeit, die Aufgaben dort sind vielfältig. „Jeder bekommt ein bestimmtes Gebiet zugeordnet, worum er sich eigenverantwortlich kümmert.“
Dazu gehört beispielsweise das Vogelmonitoring: „Wir zählen alle Vögel, die hier brüten und erstellen dazu entsprechende Karten, sammeln den Müll aus der Natur, stechen Disteln oder führen Watt- und Salzwiesenführungen durch“. Ob Sandregenpfeifer, Halligflieder-Spitzmaus-Rüsselkäfer, Meersenf oder Wattwurm: Bei ihren Führungen erklärt Klara den Besucherinnen und Besuchern die außergewöhnliche Tier- und Pflanzenwelt der Wattenmeerregion.
Die 19-Jährige möchte Ihren Weg mit Fokus auf Natur und Umwelt auch nach dem BFD weitergehen. Sie hat bereits ein Praktikum bei Greenpeace Berlin in Aussicht und möchte danach studieren. „Einen BFD kann ich nur jedem empfehlen, man lernt so viel dazu – auch über sich selbst. Ich glaube, dass es vielen einfach gut tun würde, zwischen Schule, Studium oder Ausbildung einfach mal so ein Jahr zu arbeiten, weil man dann mit einer ganz anderen Motivation in ein Studium oder in eine Ausbildung geht“, so Klara.
Freiwilligendienste, wie der Bundesfreiwilligendienst ermöglichen es, sich gemeinwohlorientiert im sozialen und ökologischen Bereich, aber auch in weiteren Bereichen wie Sport, Integration, Kultur und Bildung sowie im Zivil- und Katastrophenschutz zu engagieren.
Yannick Opalka (19) – Universitätsmedizin Rostock
Seine Entscheidung für eine Ausbildung im medizinischen Bereich traf Yannick Opalka aus Schwaan bei Rostock beim Bundesfreiwilligendienst: Der 19-Jährige möchte Medizinisch-Technischer Radiologieassistent (MTRA) werden. „Ich habe mich vorab bewusst für den BFD entschieden, weil ich nach der Schule zwar eine ungefähre Berufsvorstellung hatte, aber mir eben noch nicht ganz sicher war“, sagt Yannick. Er arbeitet seit seinem Schulabschluss bei der Universitätsmedizin Rostock im Institut für diagnostische und interventionelle Radiologie.
Dort sind seine Aufgaben vielfältig: „Hauptsächlich bin ich beim Röntgen auf Station eingeteilt und helfe dort“, berichte Yannick. Dazu gehört beispielsweise die Unterstützung beim Anfertigen von Röntgenbildern, Hilfe bei Vor- und Nachuntersuchung oder die Unterstützung beim Lagern der Patienten. „Außerdem sorge ich dafür, dass alle Materialen, die wir auf Station benötigen, auch in ausreichender Menge vorhanden sind und kümmere mich um die Archivarbeit der Röntgenaufnahmen“, berichtet der 19-Jährige.
Yannick kann den BFD nur empfehlen: „Man kann zum einen ohne großen Zwang schon einmal ins Berufsleben schnuppern und zum anderen kann man den BFD auch zur Berufsorientierung nutzen“, so der 19-Jährige.
Alexandra Mandl (18) – Tagesstätte „Brücke“
Die AWO Tagesstätte „Brücke“ in Weißenburg in Mittelfranken ist eine ambulante Einrichtung für Menschen mit psychischen Erkrankungen wie beispielsweise Depressionen, Borderline-Syndrom oder Schizophrenie, die außerhalb von Kliniken und Heimen leben. Neben ausgebildeten Sozialpädagogen, Heilerziehungspflegern und Erziehern, können dort auch Interessierte einen BFD absolvieren. Eine von Ihnen ist die 18-jährige Alexandra Mandl. Sie suchte nach der elften Klasse eine sinnvolle Tätigkeit, um die Zeit zwischen Schule und Ausbildung zu überbrücken und nutzt den BDF auch zur Berufsorientierung.
„Dass ich im sozialen Bereich arbeiten möchte, ist mir durch den BFD noch bewusster geworden“, so Alexandra. „Man lernt hier nicht nur den Umgang mit psychisch erkrankten Menschen, sondern erfährt auch viel über die Hintergründe.“ Gemeinsam mit der Einrichtungsleitung werde dann auch über diese Themen gesprochen. Was ist eigentlich eine Schizophrenie? Was machen diese Medikamente mit den Betroffenen? Welche Angebote kann man ihnen machen? „Das sind alles Erfahrungen, die mich auf das spätere Berufsleben vorbereiten“, sagt Alexandra.
Ziel der Arbeit der Tagesstätte „Brücke“ ist es, den Menschen wieder eine geregelte Tagesstruktur und soziale Teilhabenmöglichkeiten zu geben. Deshalb unterstützt Alexandra sie beispielsweise beim Einkaufen oder Kochen und bietet ihnen Gespräche oder Gemeinschaftsaktivitäten an. So können Betroffene lernen, wieder aufeinander zuzugehen und Kontakte zu pflegen. Nach den Erfahrungen beim BFD steht für die 18-Jährige aus Weißenburg fest, dass sie Sozialpädagogin werden will.
Im Gegensatz zu anderen Freiwilligendiensten hat der Bundesfreiwilligendienst keine Altersgrenze. Dadurch kann jeder Interessierte (auch über 27 Jahre) einen BFD leisten. Einzige Voraussetzung ist, dass man die Vollzeitschulpflicht erfüllt hat. Weiter Information finden Sie in unseren Fragen und Antworten.