Digitalisierung
Kaum ein anderes Phänomen wird im Zusammenhang mit der Digitalisierung unserer Gesellschaft häufiger genannt als die "Künstliche Intelligenz" (KI). Die wichtigsten Fragen rund um das digitale Zukunftsthema.
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Was ist KI?
Wie oft im naturwissenschaftlichen Bereich, gibt es auch für "Künstliche Intelligenz“ keine allgemeingültige und genutzte Definition. Die Bundesregierung legt ihrer Strategie folgendes Verständnis zugrunde: Prinzipiell gibt es zwei Richtungen von KI, eine "schwache" und eine "starke". Der Begriff "starke" KI meint KI-Systeme, die die gleichen intellektuellen Fertigkeiten wie der Mensch haben oder ihn darin sogar übertreffen können. Die "schwache" KI ist fokussiert auf die Lösung konkreter Anwendungsprobleme auf Basis der Methoden aus der Mathematik und Informatik, wobei die entwickelten Systeme zur Selbstoptimierung fähig sind.
Wo steht Deutschland im internationalen Vergleich?
International ist die Förderung und Nutzung von Künstlicher Intelligenz durch Staaten höchst unterschiedlich: Dabei reicht die Spanne vom großflächigen Einsatz solcher Anwendungen bei der Gesichtserkennung bis hin zu ersten theoretischen Grundlagen des politischen Handelns. Einig sind sich alle, dass KI ein Zukunftsthema wie kein zweites ist. Deutschland ist in vielen Bereichen der Künstlichen Intelligenz bereits heute ausgezeichnet aufgestellt. Mit dem Bundeshaushalt 2019 stellt die Regierung in einem ersten Schritt insgesamt 500 Millionen Euro zur Verstärkung der KI-Strategie zur Verfügung. Bis einschließlich 2025 will der Bund insgesamt etwa drei Milliarden Euro für die Umsetzung der Strategie investieren.
Wie sieht die KI-Strategie der Bundesregierung aus?
Im Herbst 2018 wurde unter Beteiligung der Ministerien für Wirtschaft und Energie; Bildung und Forschung sowie Arbeit und Soziales die "Strategie Künstliche Intelligenz der Bundesregierung" verabschiedet. Hauptanliegen bleibt der Gestaltungsauftrag, der sich aus den Innovationen im Bereich KI ergibt. Dabei steht immer das Wohle des Einzelnen im Zentrum des Handelns. Deutschland soll mit einer perspektivreichen Förderung von Künstlicher Intelligenz exzellenter Forschungsstandort bleiben. Darüber hinaus wird die internationale Wettbewerbsfähigkeit in Wirtschaft und Handeln auf hohem Niveau erhalten bleiben und KI im Sinne eines spürbaren gesellschaftlichen Fortschritts und im Interesse der Bürgerinnen und Bürger gefördert.
Welche Schwerpunkte hat sich die Bundesregierung gesetzt?
In der KI-Strategie der Bundesregierung ist eine Vielzahl an Schwerpunkten genannt. Grundsätzlich können drei Kernziele bestimmt werden:
- Die Bundesrepublik soll zu einem weltweit führenden KI-Standort werden, womit auch zukünftig die Wettbewerbsfähigkeit Deutschland gesichert werden soll.
- Staatliche geförderte Projekte zur Künstlichen Intelligenz müssen sich am gesellschaftlichen Gemeinwohl sowie dem allgemein positiven Nutzen orientieren.
- Die Bundesregierung weiß um die Vorbehalte und Ängste der Menschen gegenüber dem Einsatz von Künstlicher Intelligenz. Kern der Strategie ist die Etablierung eines breiten gesellschaftlichen Dialogs sowie einer aktiven politischen Gestaltung. KI soll ethisch, rechtlich, kulturell und institutionell in der Gesellschaft eingebettet werden.
Was wird jetzt schon konkret gefördert?
Die Förderung Künstlicher Intelligenz in Deutschland ist bereits vielfältig. Ein wichtiger Bereich sind Wissenschaft und Forschung. Hier spielt die Bundesrepublik in der "Champions League", allein die Anzahl der wissenschaftlichen Veröffentlichungen zum Thema sichert dem hiesigen Forschungsstandort einen Spitzenplatz hinter den USA und China. In ganz Europa werden mehr Arbeiten zur KI veröffentlicht als in den beiden genannten Ländern. An deutschen Hochschulen bestehen bereits knapp 200 geförderte Professuren zu KI. Insgesamt sollten in den kommenden Jahren weitere 100 Lehrstühle zu Künstlicher Intelligenz entstehen. Um den Transfer von Wissenschaft in die Wirtschaft zu stärken, fördert die Bundesregierung auch StartUp-Projekte zum Thema. Die Anzahl deren Neugründungen stieg allein im vergangenen Jahr um 62 Prozent. Bis Mitte 2019 wurden mehr als 200 solche Ideeninitiativen registriert.
Wo liegen die Herausforderungen?
Die Digitalisierung der Gesellschaft zeichnet sich durch Ihre Schnelllebigkeit aus. Grundsätzliche Herausforderung ist hier immer die entsprechende Reaktion der Bundesregierung auf solche Entwicklungen – die sich nur schwerlich prognostizieren lassen. Prinzipiell muss bei allen Richtungsentscheidungen das Wohl des Einzelnen im Mittelpunkt stehen. Damit zusammen hängen auch die Berücksichtigung ethischer und rechtlicher Fragen bei der Förderung oder dem Einsatz von KI. Dabei darf die Bundesrepublik den internationalen Anschluss bei Künstlicher Intelligenz in Wissenschaft und Wirtschaft nicht verlieren.
Gibt es Bereiche, in denen KI jetzt schon eingesetzt wird?
Künstliche Intelligenz kommt schon heute in vielfältigen gesellschaftlichen, sozialen und wirtschaftlichen Bereichen zum Einsatz. Ein herausragendes Projekt unter Federführung der Ministerien für Bildung und Forschung sowie Wirtschaft und Energie ist "Gaia-X“. Dahinter verbirgt sich der Aufbau einer vernetzten, offenen Dateninfrastruktur auf Basis europäischer Werte. In diesem digitalen Ökosystem sollten Daten sicher und vertrauensvoll verfügbar gemacht, zusammengeführt und geteilt werden. Ziel ist eine gemeinsame europäische Dateninfrastruktur für die Bürgerinnen und Bürger.
Wo steht die deutsche Wirtschaft beim Thema KI?
Die Potentiale Künstlicher Intelligenz für die Wirtschaft in Deutschland sind enorm. Unterschiedliche Studien gehen von einer Bruttowertschöpfung von über 30 Milliarden Euro in den kommenden fünf Jahren aus. Deutschland ist im Bereich der Forschung zu Künstlicher Intelligenz, insbesondere bei Themen wie Lernende Systeme und Maschinellem Lernen, auf einem weltweit führenden Niveau. Um die Potenziale Künstlicher Intelligenz bestmöglich zu nutzen, ist es entscheidend, den digitalen Wandel innovationsfreundlich zu gestalten und den Technologiestandort Deutschland durch verstärkte Wissenstransfers und gezielte Förderung weiter zu stärken.