Wohlstand für alle Generationen?

Demografiekongress Wohlstand für alle Generationen?

Wie wirkt sich Zuwanderung auf die Bevölkerungsentwicklung aus? Warum entscheiden sich immer weniger für Kinder? Fragen, denen sich Bundesminister de Maizière und Bundesministerin Nahles auf dem Demografiekongress: "Wohlstand für alle Generationen?" stellten.

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Familie auf einer Wiese

Das heutige Verhältnis von Jung und Alt sieht Minister de Maizière optimistisch.

Foto: Dong Ha-Choe

"Wir brauchen Zuwanderung in unserem Land. Und die Menschen, die zu uns kommen und auf Dauer hier bleiben, sollen auch ein Teil unseres Landes werden, bis hin zur Staatsbürgerschaft", erklärte Bundesinnenminister Thomas de Maizière. "Aber wir können und wollen unsere Demografiepolitik nicht auf dem Zuzug von Asylsuchenden aufbauen. Das Asylrecht und das Asylverfahren sind nicht die Lösung für die demografischen Herausforderungen, denen wir uns in Deutschland stellen müssen."

Der Minister warnte davor, Asylpolitik und Zuwanderungspolitik miteinander zu vermischen. Beim Thema Zuwanderung sollte der Fokus auf qualifizierter Zuwanderung, dem Zuzug ausländischer Fachkräfte liegen. Unter den Flüchtlingen gebe es zwar viele beruflich Qualifizierte, aber "mitnichten so viele, wie wir hoffen."

Eltern müssen nicht immer perfekt sein

Warum werden in Deutschland immer weniger Kinder geboren? Nicht nur finanzielle Unterstützung und Betreuungsplätze spielten hier eine Rolle, erklärte de Maizière. In Deutschland stelle die Gesellschaft sehr hohe Erwartungen und hohe, ja zu hohe Ansprüche an das Elternsein. Junge Menschen hegten Zweifel an der eigenen Fähigkeit, allen Erwartungen gerecht zu werden und im Beruf nicht den Anschluss zu verlieren.

Bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf habe man schon viele Verbesserungen erzielt. "Aber wir müssen den Menschen den Druck nehmen und wir sollten auch eine Debatte über die Einstellung der Gesellschaft zur Elternschaft führen und Eltern ermutigen, nicht immer perfekt zu sein", sagte de Maiziere.

Jung und Alt rücken zusammen

Das Verhältnis von Jung und Alt sieht de Maizière optimistisch. Jugendliche sähen ihre Eltern heute weitaus positiver als früher. Die Grenzen zwischen Alt und Jung seien längst nicht mehr starr festgelegt. Und die Tatkraft der Älteren sei heute so groß geworden, dass sie eine Menge Verantwortung tragen wollten und auch müssten für den Wohlstand unseres Landes. Um dies einfordern zu können seien flexible Beschäftigungsmodelle und flexiblere Übergänge von aktiver Erwerbstätigkeit in eine Ruhestandsphase notwendig.

Deutschland wird sich verändern

Ob und in welchem Wohlstand wir leben werden, könne keiner voraussehen, sagte de Maizière. "Sicher ist: Unser Land wird sich verändern, und auch das ist eine gute Nachricht." Es bleibe zu hoffen, dass dies in einer Weise geschehe, "die wir nicht nur als Abgeben, sondern als Bereicherung verstehen."

Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles ging auf die Veränderungen in der Arbeitswelt ein. Flexible Arbeitszeitmodelle, flexiblere Übergänge in den Ruhestand, Qualifizierung und höhere Erwerbsbeteiligung von Frauen seien Antworten auf die demografischen Herausforderungen. Die zunehmende Digitalisierung der Arbeitswelt biete hier große Chancen. Auf die Frage eines Jugendlichen, ob er länger und härter arbeiten müsse, um die ältere Generation zu finanzieren, antwortete sie: "Länger und anders! Nicht das ganze Leben immer mit derselben Stundenzahl."

Mit ihrer Demografiestrategie reagiert die Bundesregierung auf die demografischen Herausforderungen. Um praktische Lösungen zu entwickeln, arbeitet die Bundesregierung eng mit Gestaltungspartnern aus Wirtschaft, Gesellschaft und Wissenschaft sowie Ländern und Kommunen zusammen. Eine Zwischenbilanz zogen sie auf dem Demografiekongress in Berlin. Im Frühjahr 2017 sollen beim 3. Demografiegipfel konkrete Ergebnisse präsentiert werden.