Was ist Diabetes und wie viele Menschen leiden daran? Wie kann man sich vor der Erkrankung schützen? Am 14. November ist Weltdiabetestag – warum gibt es diesen Tag? Hier gibt es Antworten rund um das Thema Diabetes.
Der Weltdiabetestag will auf die steigende Verbreitung des Diabetes aufmerksam machen. Weltweit finden viele Veranstaltungen zu der Erkrankung statt, auch in Deutschland. In diesem Jahr steht die Familie im Zentrum der Aufmerksamkeit: Wie wirkt sich die Erkrankung auf die Familie aus? Wie kann sie dem Ausbruch der Krankheit vorbeugen? Und vor allem: Wie kann sie Betroffenen beim Umgang mit der Erkrankung unterstützen?
Nach Angaben der Internationalen Diabetes-Föderation (IDF) sind weltweit etwa 425 Millionen Menschen an Diabetes erkrankt, Tendenz steigend. Die IDF schätzt, dass bis zu 212 Millionen Menschen, die derzeit mit Diabetes leben, nicht diagnostiziert sind – also nahezu die Hälfte aller Erkrankten. Etwa 95 Prozent aller Diabetes-Kranken leiden am Diabetes Typ 2. Er gehört damit zu den großen nicht-übertragbaren Volkskrankheiten.
In Deutschland leiden Schätzungen zufolge etwa 6,7 Millionen Menschen an Diabetes. Das sind etwa 7,2 Prozent der Erwachsenen im Alter von 18 bis 79 Jahren. Auch in Deutschland sind die meisten, circa 90 bis 95 Prozent, an Typ 2 Diabetes erkrankt.
Wer es genauer wissen will, wird beim Robert Koch-Institut (RKI) fündig. In der Ausgabe 2/2019 des Journal of Health Monitoring finden sich aktuelle Erkenntnisse über die Entwicklung des Diabestes-Geschehens in Deutschland („Neue Ergebnisse der nationalen Diabetes-Surveillance“).
Zahlreiche Studien belegen eine deutliche Zunahme von Diabetes bei Erwachsenen in den letzten Jahrzehnten.
Bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts waren in Deutschland – wie auch im übrigen Europa – deutlich unter ein Prozent der Bevölkerung betroffen. Für die ehemalige DDR gibt es eine verlässliche Datengrundlage: das DDR-Diabetesregister. Es erfasst nahezu alle behandelten Diabetesfälle von 1960 bis 1989. Während dieses Zeitraums stieg die Zahl der Betroffen von 0,4 Prozent auf 4,1 Prozent. Vergleichbare Daten gibt es für die alte Bundesrepublik nicht. Verschiedene einzelne Untersuchungen und Datenerhebungen lassen vermuten, dass die Entwicklung in den alten Bundesländern ähnlich wie in der ehemaligen DDR verlief.
Laut dem Deutschen Gesundheitsbericht Diabetes 2018 haben etwa 10 Prozent der Bevölkerung in Deutschland Diabetes, mehr als 90 Prozent davon Typ-2-Diabetes. Jedes Jahr erhalten rund 500.000 Menschen neu eine Diabetes-Diagnose. Je nach Alter ergeben sich große Unterschiede. Mehr als die Hälfte aller an Diabetes-Typ 2 Erkrankten ist älter als 65 Jahre. Im Alter von 80 Jahren ist das Vorkommen des Typ-2-Diabetes am höchsten. Auch regionale Unterschiede gibt es: Im Osten Deutschland sind durchschnittlich etwa 11,6 Prozent der Menschen betroffen, in den westlichen Bundesländern 8,9 Prozent.
Eine gute Datengrundlage ist wichtig, um Diabetes wirksam bekämpfen zu können. Die Datenlage in Deutschland ist noch verbesserungsbedürftig. Das Robert Koch-Institut baut daher ein System auf, um die Entstehung, Risikofaktoren und Verläufe von Diabetes zu erkennen und zahlenmäßig zu erfassen. Das Bundesgesundheitsministerium fördert die sogenannte Diabetes-Surveillance (oder Überwachung).
Anders als der Diabetes Typ 1 entsteht der Typ 2 im Laufe des Lebens. Neben einer genetischen Veranlagung führt vor allem der Lebensstil zum Ausbruch der Krankheit: Übergewicht, ungesunde Ernährung und zu wenig Bewegung.
Mit zunehmendem Wohlstand in den 1950er und 1960er Jahren wurde die Ernährung kalorienreicher. Gleichzeitig nahm die Notwendigkeit körperlicher Anstrengungen in Arbeits- und Alltagsleben ab. Mehr Menschen wurden übergewichtig.
Hinzu kommt, dass mehr Augenmerk auf die Krankheit gelegt wird und damit mehr Diabeteserkrankungen erkannt werden. In der ehemaligen DDR gab es zahlreiche "Diabetes-Suchaktionen", in der alten Bundesrepublik "Diabetes-Früherkennungsaktionen".
Diabetes mellitus ist eine chronische Stoffwechselerkrankung, bei der ein zu hoher Blutzuckerspiegel vorliegt. Das bedeutet, der mit der Nahrung aufgenommene Zucker kann nicht ausreichend in vom Körper verwertbare Nährstoffe zerlegt werden. Die Folgen können drastisch sein: Schlaganfall, Erblindung, Herzinfarkt, Nervenerkrankungen, Fußamputationen oder Nierenversagen. Die beiden wichtigsten Formen sind der Typ-1- und der Typ-2-Diabetes.
Typ-1-Diabetes beginnt oft im Kindes- oder Jugendalter. Aufgrund einer Fehlreaktion des Immunsystems kann das körpereigene Hormon Insulin nicht in ausreichendem Maße produziert werden. Es ist für die Aufspaltung des Zuckers in kleinere Bausteine verantwortlich, so dass der Körper den Zucker verarbeiten kann. Deshalb steigt der Blutzuckerspiegel. Die Betroffenen müssen sich das Insulin lebenslang zuführen. Das geht per Spritze oder über ein Katheter mit einer Insulinpumpe.
Typ-2-Diabetes entsteht im Laufe des Lebens. Ungesunde Ernährung, Übergewicht und mangelnde Bewegung erhöhen das Risiko, dass sich zu viel Glukose im Blut befindet. Diese Form wurde früher auch als "Altersdiabetes" bezeichnet. In den letzten Jahren erkranken jedoch auch zunehmend junge Erwachsene, sogar Jugendliche, daran. Neben regelmäßiger Bewegung und gesunder Ernährung können Medikamente helfen, den Blutzucker in den Griff zu bekommen.
Der mit mehr als 90 Prozent am häufigsten auftretende Diabestes Typ 2 ist in der Regel eng verbunden mit einem ungesunden Lebensstil. Körperliche Fitness und ausgewogene Ernährung können daher dem Diabetes Typ 2 vorbeugen.
Auch wer schon erkrankt ist, kann durch regelmäßige Bewegung und gesunde Ernährung die Krankheitsrisiken senken. Übrigens hilft auch bei Typ 1 eine diabetesgerechte Kost.
Es gibt zahlreiche Angebote, die Menschen mit Diabetes oder Diabetesrisiken unterstützen. Beispielsweise das Diabetesnetz Deutschland, die Deutsche Diabetes Hilfe oder Diabetes-Informationsdienste etwa der Universitätsklinik in München oder des Deutschen Diabetes Zentrums in Düsseldorf.
Um das eigene Krankheitsrisiko besser einzuschätzen und Diabetes besser vorzubeugen, bietet die BZgA gemeinsam mit Kooperationspartnern einen "Diabetes-Risiko-Test“ an.
Früherkennung, Prävention, wirksame Therapien, Forschung – so lässt sich Diabetes bekämpfen.
Mit dem Präventionsgesetz stehen seit 2016 jährlich rund 490 Millionen Euro für Gesundheitsvorsorge zur Verfügung – mehr als doppelt so viel wie zuvor. Gesundheitsförderung und Prävention können nun verstärkt dort ansetzen, wo Menschen zusammen leben und arbeiten – in Kitas, Schulen, im Betrieb, im Stadtteil oder im Pflegeheim.
Auch der Nationale Aktionsplan der Bundesregierung "IN FORM" setzt vorbeugend an. Der Aktionsplan will einen gesunden Lebensstil mit ausgewogener Ernährung und ausreichender Bewegung fördern.
2016 wurde die Geschäftsstelle Diabetes bei der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) eingerichtet – gefördert durch das Bundesministerium für Gesundheit. Ziel der Geschäftsstelle ist es, gemeinsam mit alle maßgeblichen Beteiligten Aufklärungs- und Informationsangebote zu Diabetes zu bündeln, zu entwickeln und umzusetzen. Die Aufklärungs- und Kommunikationsstrategie richtet sich nicht nur an Menschen mit Diabetes, sondern an alle.
Gute Forschungsbedingungen für die Bekämpfung von Volkskrankheiten: Das ist ein zentrales Anliegen der Deutschen Zentren der Gesundheitsforschung (DZG), die von der Bundesregierung gefördert werden. Das Deutsche Zentrum für Diabetesforschung etwa, bündelt das Wissen und die Erfahrung zu Diabetes und verzahnt Grundlagenforschung mit praktischer Anwendung.
Der Weltdiabetestag wurde 2006 von den Vereinten Nationen ausgerufen. Sie haben den 14. November gewählt, da an diesem Tag Sir Frederick Banting geboren wurde. Er hatte 1921 gemeinsam mit Charles Best das lebenswichtige Insulin entdeckt.