Es ist schon einiges erreicht, aber es gibt noch viel tun. Das zeigt der Teilhabebericht zu den Lebenslagen von Menschen mit Beeinträchtigungen, den die Bundesregierung einmal in jeder Legislaturperiode vorlegt. Das geschah auch heute im Kabinett.
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In Deutschland lebten 2013 rund 13 Millionen Menschen mit Beeinträchtigungen. Davon waren 7,5 Millionen schwerbehindert. Statistisch gesehen müsste jeder mindestens einen Menschen mit Behinderung kennen. Aber was wissen wir wirklich über ihr Leben? Wie meistern sie es? Wie sehen sie ihre Rolle in der Gesellschaft? Wie bewerten sie ihre Umwelt? Der Teilhabebericht der Bundesregierung beantwortet diese Fragen.
Was ist der Teilhabebericht?
Die Bundesregierung legt einmal in jeder Legislaturperiode den Teilhabebericht zu den Lebenslagen von Menschen mit Beeinträchtigungen vor. Die Bestandsaufnahme dient als Grundlage für eine geeignete und wirksame Politik für Menschen mit Beeinträchtigungen. Dazu werden Daten über ihre Lage in verschiedenen Lebensbereichen systematisiert und ausgewertet. Dies macht es möglich, den Entwicklungsstand der Teilhabe beziehungsweise Inklusion von Menschen mit Beeinträchtigungen zu bewerten.
Der Teilhabebericht nimmt alle Lebensbereiche in den Blick. Von A wie "Ausbildung" bis Z wie "Zufriedenheit mit der materiellen Lebenssituation". Über 550 Seiten zeigen das Erreichte, aber auch, was noch angegangen werden muss. Begleitet wurde die Arbeit von einem wissenschaftlichen Beirat, dem auch Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit Behinderungen angehören.
Für die gesellschaftliche Teilhabe von Menschen mit Beeinträchtigungen wurde viel erreicht. Das zeigt der Teilhabebericht. So werden Kinder im Vorschulalter überwiegend in inklusiver Form betreut: Der Anteil ist von 81 Prozent im Jahr 2008 sehr deutlich auf 91 Prozent im Jahr 2015 gestiegen. Positiv ist auch, dass immer mehr Menschen in ambulant betreuten Wohnformen anstatt in stationären Einrichtungen leben.
Der Bericht stellt aber zugleich fest, dass es noch viel zu tun gibt. So sind Menschen mit Beeinträchtigungen seltener auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt tätig. Im Jahr 2013 waren nur 49 Prozent der Menschen mit Beeinträchtigungen erwerbstätig - gegenüber 80 Prozent der Menschen ohne Beeinträchtigungen. Im Schuljahr 2012/2013 profitierten rund 480.000 Schülerinnen und Schüler von sonderpädagogischer Förderung. Von ihnen wurden rund 360.000 (73,3 Prozent) an Förderschulen unterrichtet und nur 130.000 (26,7 Prozent) integrativ an allgemeinbildenden Schulen.
Auch können 40 Prozent der Menschen mit Beeinträchtigungen ihren Lebensunterhalt nicht allein durch ihr Einkommen bestreiten. Etwa 11 Prozent beziehen Leistungen der Mindestsicherung - gegenüber 5,3 Prozent der Menschen ohne Beeinträchtigungen. Etwa 11 Prozent beziehen Leistungen der Mindestsicherung - gegenüber 5,3 Prozent der Menschen ohne Beeinträchtigungen.
Der Teilhabebericht ist eine wichtige Orientierungshilfe, um beispielsweise Programme und Gesetze bedarfsgerecht auszurichten. So wurden 2016 das Bundesteilhabegesetz, das Behindertengleichstellungsgesetz oder der Nationale Aktionsplan 2.0 verabschiedet. Damit gelang es, wesentliche Verbesserungen für Menschen mit Beeinträchtigungen zu erreichen.
Um auch zukünftig die Situation von Menschen mit Beeinträchtigungen zu verbessern, sei eine zuverlässige Datenbasis von zentraler Bedeutung, betont Arbeitsministerin Nahles. "Ich habe Ende 2016 den Startschuss gegeben für eine breit angelegte, über fünf Jahre laufende Repräsentativbefragung von Menschen mit Beeinträchtigungen. Wir wollen die Menschen erstmals selbst befragen, wie sie leben, wie sie leben wollen und wo sie auf Barrieren stoßen" kündigt Nahles an. Erste Ergebnisse daraus werden in den nächsten Teilhabebericht einfließen.
Was ist Inklusion?
Inklusion bedeutet, dass Menschen mit und ohne Behinderungen von Anfang an in allen Lebensbereichen selbstbestimmt zusammenleben. Inklusion ist ein permanenter Prozess, den nicht nur die Bundesregierung vorantreibt. Alle Mitglieder der Gesellschaft müssen Inklusion gestalten. Sie geschieht nicht von selbst und nicht einseitig, sie muss von allen gemeinsam gelebt und geleistet werden.