Zum 25-jährigen Jubiläum der deutschen Wiedervereinigung hatte das Presse- und Informationsamt der Bundesregierung in Berlin zum Sommerkino eingeladen. Die Filmreihe mit sechs bekannten Spielfilmen wurde ein voller Erfolg. "Ich bin schon das fünfte Mal dabei", sagte ein begeisterter Filmfan.
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Das meist gute Wetter, die lockere Atmosphäre und die Filmauswahl hatten viele Filmfreunde ans Reichstagsufer gelockt. Gezeigt wurden Filme, die "alle auf ihre Weise mit dem jahrzehntelang geteilten Deutschland oder auch mit dem Ende der Teilung" befassten, so Regierungssprecher Steffen Seibert zum Start der Filmreihe.
Den Auftakt machte "Eins, Zwei, Drei" von Billy Wilder aus dem Jahr 1961. Gespannt warteten mehr als 500 Zuschauer auf die berühmte Komödie mit James Cagney, Liselotte Pulver und Horst Buchholz. Erzählt wird eine turbulente Geschichte, in der es um die Liebe einer amerikanischen Managertochter zu einem ostdeutschen Kommunisten geht. Im (noch) ungeteilten Berlin der 1950er Jahre kommt es zu höchst vergnüglichen, aber auch nachdenklich stimmenden Verwicklungen.
In den letzten Jahren der DDR hingegen spielt der zweiteilige Fernsehfilm "Der Turm". Es ist die Geschichte einer gut gebildeten, intellektuellen Familie, die sich in ihrer bildungsbürgerlichen Nische gut eingerichtet hat; den Vater spielt Jan Josef Liefers. Man führt tiefgründige Gespräche über Literatur, Musik oder Naturwissenschaften und fühlt sich sicher in seinen Kreisen. Doch Stasi, NVA und SED-Justiz machen auch hier nicht Halt.
Die Romanvorlage von Uwe Tellkamp sei für ihn eine Entdeckung des bürgerlich-intellektuellen Milieus in der DDR gewesen, sagte Seibert im Gespräch mit dem Produzenten des Filmes, Nico Hofmann. Im Vorprogramm zum Film "Der Turm" erzählte Hofmann: 99 Prozent der Schauspieler seien aus dem Osten gewesen, insofern sei das Filmen eine Erinnerungsarbeit und zugleich Herzensangelegenheit für alle Beteiligten gewesen. Erinnerungsarbeit hat Hofmann auch mit anderen, von ihm produzierten, Filmen geleistet, wie: "Rommel" (2012), "Unsere Mütter, unsere Väter" (2013), "Bornholmer Straße" (2013) und "Nackt unter Wölfen" (2015).
Gut besucht auch der dritte Film des Sommerkinos: Rund 700 Zuschauer fanden den Weg zum Bundespresseamt am Reichstagsufer. Besonders junge Leute interessierten sich für "Good Bye, Lenin!". "Film ab und herzlich Willkommen", begrüßte die stellvertretende Regierungssprecherin Christiane Wirtz die Filmfans.
In "Good Bye, Lenin!" spielt die Zeit kurz vor und nach dem Mauerfall, mit viel Humor verpackt, eine Rolle: Eine überzeugte DDR-Kommunistin (Katrin Sass) erleidet auf dem Weg zu einer Festveranstaltung zum 40. "Republik-Geburtstag" einen Herzinfarkt und fällt danach ins Koma. Sie hatte ansehen müssen, wie die Staatsmacht friedliche Demonstranten niederprügelt, darunter auch ihren Sohn. Acht Monate später wacht sie in einer veränderten Welt auf, die DDR ist Geschichte. Aus Angst, die Mutter könnte sich über die Veränderungen erschrecken und abermals ins Koma fallen, beschließt der Sohn, seiner Mutter weiter den heilen Osten mit DDR-Produkten und der "Aktuellen Kamera" vorzuspielen.
Natürlich fehlte auch der Oscar-gekrönte Film "Das Leben der Anderen" nicht. So langsam hatte sich das Sommerkino in Berlin herumgesprochen. Immer mehr Zuschauer kamen. Längst reichten die Stühle und Liegestühle des Bundespresseamts nicht mehr aus. Dicht drängten sich die Filmfans auf Decken, einem mitgebrachten Teppich oder eigenen Campingstühlen. Alle sahen aufmerksam den sehr gefühlvollen und nachdenklich machenden Film über die Bespitzelung der DDR-Bürger durch die Stasi: Im Ostberlin der 1980er Jahre soll ein linientreuer Stasi-Hauptmann (Ulrich Mühe) einen erfolgreichen Dramatiker und dessen Lebensgefährtin, eine erfolgreiche Schauspielerin, überwachen. Das aufregende Leben der beiden Künstler führt dem Stasi-Mitarbeiter die Trostlosigkeit des eigenen Lebens vor Augen. Theater, Literatur und Kunst beeinflussen ihn immer mehr, und er beginnt ein gefährliches Spiel mit seinem Auftraggeber.
Trotz nicht so sommerlicher Temperaturen kamen auch am fünften Filmabend viele Besucher ins Sommerkino. Gezeigt wurde "Barbara", der in den frühen 1980er Jahren spielt: "Barbara". Eine Ärztin (Nina Hoss) wird aus der Berliner Charité an ein kleines Krankenhaus in der DDR-Provinz strafversetzt, weil sie einen Ausreiseantrag gestellt hatte. Es beginnt eine Zeit des Wartens, in der ihr westdeutscher Freund an einem Fluchtplan für seine Freundin werkelt. Obwohl misstrauisch und distanziert zu den Kollegen, nähert sich der neue Chefarzt der Ärztin an. Kann sie ihm vertrauen, oder ist er ein Stasi-Spitzel?
Schließlich gab es "Die Legende von Paul und Paula" – der DDR-Kultfilm schlechthin. Hartgesottene Filmfans ließen sich vom kühlen Wetter nicht abschrecken und kuschelten sich in wärmende Decken. Bei "Paul und Paula" geht um Liebe und Leidenschaft, Träume und Sehnsüchte: Verheirateter Staatsbeamter (Winfried Glatzeder) verliebt sich in ledige Verkäuferin (Angelica Domröse) mit zwei Kindern, erlebt ein Gefühlschaos, löst sich aus seiner unglücklichen Ehe und lässt seinen Gefühlen freien Lauf. Mit Ironie und Witz zeigt der Film den Alltag in der DDR der 1970er Jahre.
"Das müssen Sie im nächsten Jahr unbedingt wiederholen", sagte ein Besucher am letzten Tag des Sommerkinos. Das Juliwetter hatte meistens gut mitgespielt, die Kinobesucher waren interessiert an den Filmen und die kostenlosen Filmabende gut besucht.
Das Sommerkino des Bundespresseamtes ist gelungen.