Schnäppchen mit Folgen

Produktfälschungen Schnäppchen mit Folgen

Produktfälschungen sind ein weltweites Problem - für Wirtschaft und Verbraucher. Gefälschte Waren sind häufig von schlechter Qualität und gefährden die Gesundheit. Die Bundesregierung bekämpft Produkt- und Markenpiraterie und sorgt für Aufklärung.

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Legale Waren erfüllen hohe Standards. Bei gefälschten Produkten ahmen Betrüger Originale in minderer Qualität nach. Oder sie täuschen vor, ihre Waren entsprächen den Vorschriften.

Am Ende hat der Verbraucher bei gefälschten Produkten den Schaden: Denn gefälschte Waren halten oft nicht lange. Gewährleistungs- oder gar Schadensersatzansprüche gegen Betrüger sind in aller Regel nicht durchsetzbar.

Durch Produktpiraterie gehen Arbeitsplätze verloren. Betrüger zahlen außerdem keine Steuern.

Gefälscht wird fast alles

Im vergangenen Jahr beschlagnahmten allein die Zollbehörden in der EU gefälschte Waren im Wert von mehr als 1,2 Milliarden Euro.

Längst handelt es sich bei gefälschten Waren nicht mehr nur um Luxusgüter wie Markenuhren oder Designerkleider. Auch Arzneimittel, Elektrogeräte, Werkzeuge und Autoersatzteile werden gefälscht. Ebenso gibt es im Bereich medizinischer Hilfsmittel Fälschungen, etwa bei Kontaktlinsen und Messgeräten für Blutwerte.

Weit verbreitet sind außerdem Fälschungen von Autoteilen und Spielzeug. Hier werden oft technische Sicherheitsstandards nicht eingehalten. Gefälschte Kleidung und Schuhe enthalten häufig gesundheitsgefährdende Chemikalien. Spielwaren haben nicht zugelassene Farben oder bestehen aus Teilen, die die Erstickungsgefahr von Kindern erhöhen.

Online-Kauf als Plattform

Der Online-Handel hat zahlreiche Vorteile für Verbraucher und Unternehmen. Das Internet ist aber auch ein Vertriebskanal für Fälschungen geworden.

Fälscher nutzen oftmals das Internet, um ihre Waren möglichst anonym und vorrangig aus Ländern außerhalb der EU an den Verbraucher zu bringen. Deren Internetseiten sind oft nur schwer von echten Seiten zu unterscheiden. Verbraucher werden durch Domain-Namen getäuscht, die eng an die Namen bekannter Marken angelehnt sind. Es gilt daher, besondere Vorsicht bei Online-Bestellungen walten zu lassen.

Auch Märkte und sogenannte Kaffeefahrten bergen verstärkt das Risiko, gefälschte Produkte zu erwerben.

Deutsches und EU-Recht schützt

Legal in den Handel gelangte Ware ist im Vergleich zu gefälschten Produkten streng auf Sicherheit und Umweltverträglichkeit geprüft. Dafür sorgt etwa das Geräte- und Produktsicherheitsgesetz. Verschiedene nationale und internationale Prüfsiegel zeigen an, dass ein Produkt den Sicherheitsvorschriften entspricht: etwa das Zeichen "GS" (Geprüfte Sicherheit) oder das so genannte VDE-Siegel für Elektrogeräte. Für den Handel und den Versand - besonders von rezeptpflichtigen Arzneimitteln - gelten strenge Bestimmungen.

Außerdem unterliegen Hersteller, Importeure und Händler umfassenden Informations- und Identifikationspflichten. Jedes Produkt muss grundsätzlich eindeutig einem Hersteller, dessen Bevollmächtigtem oder dem Importeur zuzuordnen sein. Die deutschen und die EU-Behörden kontrollieren die Einhaltung dieser Vorschriften. Darüber hinaus erfasst, überwacht und verbreitet die Europäische Beobachtungsstelle für Marken- und Produktpiraterie Informationen zum Thema Produktfälschungen.

Verantwortungsbewusst einkaufen

Verbraucher sollten deshalb immer ein Originalprodukt verlangen. Immer mehr Kunden setzen zudem auf faire Herstellungsbedingungen. Bei gefälschten Produkten sind diese aber oft nicht gewährleistet. Inakzeptable Bedingungen beginnen mit Kinderarbeit und setzen sich in der Lieferkette weiter fort. Bekanntes Beispiel ist der Straßenhändler auf einem Marktplatz am Urlaubsort, der gefälschte Produkte anbietet. Er genießt keinerlei Schutz.

Unter Umständen stehen auf den Erwerb und die Ausfuhr gefälschter Produkte auch hohe Bußgelder oder der Einzug der Ware.

Worauf muss man achten?

Ist man unsicher, ob es sich bei einem Produkt um das Original handelt, geben folgende Merkmale Anhaltspunkte:

  • Preis: Vorsicht. Es gibt nichts geschenkt! Niedrige Preise haben immer einen Grund. Erkundigen Sie sich, was das Produkt normalerweise kostet.
  • Qualität: Fehlen Labels, Beipackzettel, Garantie- oder Echtheitszertifikate? Wimmelt es vor Rechtschreibfehlern und unsinnigen Satzkonstruktionen? Ist die Verpackung beschädigt? Ist der Hersteller nicht erkennbar? Dann seien Sie vorsichtig!
  • Bei Markennamen genau hinschauen: Oftmals werden bei Fälschungen Logos oder Buchstaben geschickt verdreht oder weggelassen.
  • Geruch: Gefährliche Inhaltsstoffe dünsten oft aus. Wenn Turnschuhe oder Spielzeuge nach verbranntem Kunststoff riechen, Finger weg!
  • Verpackung: Fehlende Informationen oder unklare Angaben sind ein Indiz für eine Fälschung.
  • Bei Arzneimitteln gilt außerdem: Meiden Sie unseriöse Angebote so genannter Lifestyle-Produkte in Werbe-E-Mails. Apotheken, die Arzneimittel versenden, müssen dafür nach dem Apothekengesetz eine Lizenz vorweisen können.

Was tun, wenn man betrogen wurde?

Die gewerbsmäßige Herstellung und der Handel mit gefälschten Waren sind strafbar. Eingeführte gefälschte Ware kann von den Zollbehörden beschlagnahmt und vernichtet werden. Fälschungen werden so aus dem Verkehr gezogen, bevor sie auf den Markt gelangen.

Der Kunde muss eine Fälschung nicht hinnehmen, wenn ihm der Verkäufer bekannt ist. Er kann auf der Lieferung eines Originals bestehen oder ganz vom Vertrag zurücktreten und sein Geld zurückfordern. Außerdem kann er Anzeige wegen Betrugs erstatten.