Pflegeberuf – Perspektive für Flüchtlinge

Europäischer Sozialfonds Pflegeberuf – Perspektive für Flüchtlinge

Das Netzwerk "bridge" unterstützt Flüchtlinge dabei, sich in den Arbeitsmarkt zu integrieren. In einer Berliner Klinik hat sich Bundesarbeitsministerin Nahles über die Ausbildung von Flüchtlingen im Pflegeberufen informiert. Das Bundesarbeitsministerium und der Europäische Sozialfonds fördern das Projekt.

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Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (2.v.l-r) und die Senatorin für Arbeit, Frauen und Integration des Landes Berlin, Dilek Kolat auf einer Pressekonferenz

Nahles: "Eine sinnvolle Arbeit ist für viele der beste Weg, in Deutschland Fuß zu fassen."

Foto: picture alliance /dpa/Gregor Fischer

Sie kommen aus Kamerun, dem Libanon, Syrien und der Türkei – und tragen alle die weiß-rote Uniform des Vivantes-Humboldt-Klinikums in Berlin. Ihre Ausbildung in der Krankenpflege haben sie bereits abgeschlossen oder sind gerade mittendrin. Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles ließ sich von den Auszubildenden und Krankenpflegern durch ihren Arbeitsbereich im Klinikum führen. Dabei informierte sie sich über die Lebensgeschichte der Migranten und über das Kooperationsprojekt Pflegeausbildung.

"Ich bin beeindruckt, wie engagiert die jungen Leute hier mitarbeiten", so die Ministerin. Es sei wichtig, diesen Menschen zu helfen, sich in den deutschen Arbeitsmarkt zu integrieren. "Davon profitieren die Migrantinnen und Migranten ebenso wie die Arbeitgeber und die Gesellschaft insgesamt", fasste Nahles ihre Eindrücke zusammen.

Vielfältige Unterstützung

Dass Flüchtlinge aus dem Nahen Osten und Afrika heute examinierte Krankenpfleger bei einem großen Krankenhausträger sind, ist keine Selbstverständlichkeit. Bei ihrem erfolgreichen Weg in Arbeit und Beschäftigung wurden sie unterstützt durch "bridge", dem Berliner Netzwerk für Bleiberecht.

"Bridge" hilft auf drei Arten: Zum einen durch Beratung in Form von Berufsorientierung oder in rechtlichen oder sozialen Fragen. Die zweite Säule ist die Qualifizierung. Die konkrete Vermittlung in Praktika, Ausbildung oder Arbeit ist die dritte Säule des Netzwerkes.

Elf Projektträger haben sich im "bridge"-Netzwerk zusammengeschlossen, um Bleibeberechtigte und Flüchtlinge bei der Suche nach Arbeit und Ausbildung zu unterstützen. Es ist die enge Kooperation, die das Netzwerk auszeichnet. Gefördert wird es mit Mitteln aus dem Europäischen Sozialfonds (ESF) und des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales.

Schritt für Schritt zum Erfolg

Für die Flüchtlinge spielt das Beratungs- und Betreuungszentrum eine sehr wichtige Rolle. Denn jedes Schicksal erfordert eine andere Form der Unterstützung. Dies bekräftigt Mohammed Jouni, der aus dem Libanon  nach Deutschland geflüchtet war. Er arbeitet seit 2010 als Krankenpfleger am Vivantes-Humboldt-Klinikum. Ohne umfassende Hilfestellung hätte er es sehr viel schwerer gehabt, die Ausbildung bei Vivantes zu finden und durchzuhalten.

Die Bundesarbeitsministerin erfuhr bei ihrem Besuch, wie die Zusammenarbeit im Netzwerk "bridge" funktioniert. Die Arbeitsmarktintegration der Flüchtlinge in die Gesundheits- und Pflegeberufe beruht auf einzelnen Bausteinen. In sechsmonatigen Basiskursen lernen die Flüchtlinge grundlegende Fähigkeiten der Pflege. "Bei diesen Kursen können wir jeden dort abholen, wo er steht", erklärte Marco Hahn, Leiter der Berufsfachschule Paulo Freire im Zentrum Überleben. Der Weg zur Qualifizierung ist in überschaubare Abschnitte gegliedert. Denn durch schrittweise Erfolgserlebnisse brechen weniger ihre Ausbildung ab.

"Eine sinnvolle Arbeit ist für viele der beste Weg, in Deutschland Fuß zu fassen", sagte Nahles. Sie bekräftigte, dass junge Asylbewerber, die eine Ausbildung in Deutschland begonnen hätten, diese auch hier beenden könnten. Darauf hatten sich in der vergangenen Woche Bundeskanzlerin Angela Merkel und die Ministerpräsidenten bei einem Treffen im Kanzleramt verständigt.

Interkulturelle Kompetenz als große Stärke

In den Krankenhäusern werden Patienten aus unterschiedlichen Herkunftsländern behandelt. Da ist es ein großer Vorteil, wenn es Pflegepersonal mit demselben kulturellen Hintergrund gibt. Türkische oder arabische Sprachkenntnisse sind im Berufsalltag von Krankenschwestern oder -pflegern oft eine wichtige Hilfe, um sich mit den Patienten zu verständigen.

Dennoch ist es für eine Ausbildung oder eine Arbeit im Pflegebereich zwingend nötig, die deutsche Sprache gut zu beherrschen. "Deutsch zu können, ist das A und O – aber die Wartelisten für Deutschkurse sind lang", berichten die Migranten der Bundesarbeitsministerin. Nahles kündigte an, dass Angebot an Sprachkursen zu verdoppeln. Die Mittel dafür aus dem Bundesministerium für Arbeit und Soziales würden aufgestockt.