Die digitale Vernetzung bietet für Ärzte und Patienten völlig neue Möglichkeiten: Krankheiten können schneller erkannt und zielgenauer behandelt werden. Denn die nötigen Informationen sind über das Internet dort verfügbar, wo sie gebraucht werden. Trotzdem soll der Patient immer Herr seiner Daten sein.
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Ein Mann wird in einem Rettungswagen transportiert. Verdacht auf Schlaganfall. Über die elektronische Gesundheitskarte kann der Notarzt schnell Einblick in die gesundheitliche Entwicklung des Kranken bekommen. Noch während der Wagen zum Kreiskrankenhaus fährt, werden die gespeicherten und die aktuellen Werte des Patienten an die Notaufnahme übermittelt.
Der diensthabende Arzt erkennt, dass es ein komplizierter Fall ist. Über ein Ärztenetz kontaktiert er den Fachmann auf diesem Gebiet, der in einer entfernten Uniklinik sitzt. Beide tauschen Informationen aus und beraten. Wertvolle Minuten werden so gewonnen. Der Patient kann optimal versorgt werden.
Im besten Fall funktioniert digitale Vernetzung im Gesundheitsbereich genau so. Aber das Zusammenspiel kann noch besser werden. Deshalb standen die "Chancen eines digitalen Aufbruchs" im Mittelpunkt der dritten Gesundheitswirtschaftskonferenz in Berlin. Bundeswirtschafts- und Bundesgesundheitsministerium hatten gemeinsam dazu eingeladen.
Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler betonte: "Wir haben das beste Gesundheitssystem der Welt. Es ist effektiv. Es kann aber noch effizienter werden". Die Gesundheitswirtschaft könne in Zusammenarbeit mit der IT-Branche das Wachstumspotenzial nutzen und neue, digitale Lösungen anbieten.
Etwa 4,7 Millionen Menschen arbeiten in der Gesundheitswirtschaft. Sie gilt als dynamische Wachstumsbranche. Denn in einer alternden Gesellschaft werden Produkte und Dienstleistungen im Gesundheitssektor immer wichtiger.
"Die Anwendungen müssen praktikabel sein. Sie müssen einen Mehrwert für Patienten und Behandelnde haben", forderte Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr. Diesen Mehrwert müssten die Hersteller und auch die Politik deutlich machen. Denn die Gesundheitsbranche sei eine besondere Branche. Auf der einen Seite sollen Innovationen allen schnell zur Verfügung stehen. Auf der andern Seite müssten sie finanzierbar bleiben.
Für die Patienten gehe es außerdem um sensibelste persönliche Daten. "Der Patient muss Herr seiner Daten bleiben", so Bahr. Nur wenn Vertrauen in eine neue Technologie vorhanden sei, werde sie auch genutzt.
In strukturschwachen Regionen können Spezialisten über Telemedizin ihre Diagnosen stellen. Das sei ein Argument für die weitere Digitalisierung im Medizinbereich. Dazu kommt, dass so Bürokratie abgebaut und Kosten eingedämmt werden können.
Ältere oder chronisch kranke Patienten können zuhause behandelt und gesundheitlich überwacht werden. Weite Anreisen fallen weg. Die schnelle Übermittlung von Befunden rettet Leben. Eingesparte Zeit können die Ärzte für das Wohl der Patienten nutzen.
In der Telemedizin ist der diagnostizierende oder behandelnde Arzt nicht persönlich beim Patienten. Er kommuniziert zum Beispiel über eine Videokonferenz im Internet. Er sieht den Patienten über eine Kamera auf einem Bildschirm. Messergebnisse können von Computer zu Computer übertragen werden. Mit dem Versorgungsstrukturgesetz lässt die Bundesregierung erstmals prüfen, wie Telemedizin im Leistungskatalog der Krankenkassen abzurechnen ist. Insgesamt soll die Telemedizin weiter ausgebaut werden