Merkel: "Neugier auf den Nachbarn erhalten"

50 Jahre Élysée-Vertrag Merkel: "Neugier auf den Nachbarn erhalten"

Bei einer gemeinsamen Sitzung des Deutschen Bundestages und der französischen Nationalversammlung haben Präsident Francois Hollande und Bundeskanzlerin Angela Merkel in ihren Reden die Freundschaft beider Länder hervorgehoben. Der Élysée-Vertrag habe einer dauerhaften Versöhnung den Weg bereitet.

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Bundeskanzlerin Merkel und Staatspräsident Hollande in Deutschen Bundestag

Führung durch den Reichstag: Merkel zeigt Hollande die Graffiti russischer Soldaten aus dem Jahr 1945

Foto: Bergmann / Bundesregierung

Hollande, der als erster vor dem Plenum sprach, sagte, nun müsse man neue Perspektiven aufzeigen, die sich dem Erbe als würdig erwiesen. Merkel schlug eingangs ihrer Rede den Bogen von Reims über Ludwigsburg zur Rede von Charles de Gaulles an die deutsche Jugend.

Das Handeln von de Gaulle und Adenauer sei visionär gewesen. Der Elysée-Vertrag habe "die deutsch-französischen Beziehungen auf eine völlig neue politische Grundlage gestellt", so die Kanzlerin. Dies sei nicht nur für Deutschland und Frankreich von allergrößter Bedeutung gewesen, sondern auch für ganz Europa.

Schuldenkrise größte Bewährungsprobe für EU

Für die Gegenwart bezeichnete Merkel die Schuldenkrise als die größte Bewährungsprobe für die Europäische Union. Die Eurokrise sie "die gegenwärtige Wahrnehmung Europas und das Leben vieler Europäer", so die Kanzlerin. Doch 50 Jahre deutsch-französische Freundschaft hätten gezeigt, dass auch die größten Probleme überwunden werden könnten.

Voraussetzung sei, dass man sich auf die Kraft von Frieden in Freiheit besinne und den Mut zu Veränderungen habe. Die Kanzlerin betonte die Bedeutung einer gemeinsamen deutsch-französischen Position zur Lösung der Krise.

Antriebskräfte für europäische Einigung

Die Neugier auf den Nachbarn müsse erhalten bleiben und von Generation zu Generation weitergegeben werden. "Wer nicht neugierig ist, dem kann man auch durch einen Vertrag nicht befehlen, sich für den anderen zu interessieren", sagte Merkel. Gerade persönliche Kontakte machten es möglich, dass Deutschland und Frankreich als Freunde zusammenarbeiteten.

Diese Freundschaft sei von großer Bedeutung für ganz Europa. Beide Länder hätten sich stets als Antriebskräfte für die europäische Einigung verstanden. Die Kanzlerin betonte, man werde gemeinsam daran arbeiten, dass "dieses Europa sich durch sich selbst behaupten kann". Es habe "Werte, die wir gemeinsam lebten".

Dank an französische und deutsche Soldaten

Merkel sagte, dass die "Sicherheit auch außerhalb unserer Grenzen geschützt" werden müsse. Sie wies darauf hin, dass Deutschland Frankreich in Mali unterstütze.

"Wir danken unseren Soldatinnen und Soldaten, den französischen und deutschen, die in dieser Stunde im Einsatz sind und wünschen ihnen eine glückliche Rückkehr nach Hause", so die Kanzlerin.

Merkel betonte auch, dass in Zukunft große Aufgaben zu lösen seien. Die Begegnung mit der deutschen und französischen Jugend habe ihr Mut gemacht, dass "wir die Kraft hätten, diese Herausforderungen der Zukunft zu bewältigen."