Die Menge des Verpackungsabfalls hierzulande ist stets hoch. 2016 war Deutschland sogar Spitzenreiter in Europa. Die Verpackungsverordnung konnte jedoch den Anstieg des Verpackungsmülls ausbremsen. Ab 1. Januar 2019 verschärft das neue Verpackungsgesetz die Recycling-Quoten nochmals.
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Ein aktueller Bericht des Umweltbundesamts besagt, dass die Menge an Verpackungsabfall in Deutschland weiter sehr hoch ist. 2016 fielen insgesamt 18,16 Tonnen an. Das entspricht 220,5 kg pro Kopf. Damit liegt Deutschland deutlich über dem europäischen Durchschnitt von 167,3 Kilo. Knapp die Hälfte, nämlich 47 Prozent, ging auf das Konto privater Haushalte.
Ab dem 1. Januar 2019 tritt das neue Verpackungsgesetz in Kraft und löst die Verpackungsverordnung ab. Ziel ist es, noch mehr der Rohstoffe aus den Verpackungen zurückzugewinnen und wiederzuverwerten. Deshalb gelten dann neue und höhere Recycling-Anforderungen bei privaten Haushalten. Vor allem muss mehr Kunststoff recycelt werden.
Hier soll anfänglich eine Quote von 58,5 Prozent erreicht werden, ab 2022 dann sogar 63 Prozent. Für Glas, Eisen, Aluminium und Papier gilt eine 80 Prozent-Quote, ab 2022 sind es 90 Prozent. Auch Getränkekartons (zunächst 75 Prozent, dann 80 Prozent) und sonstige Verbundverpackungen (zunächst 55 Prozent, dann 70 Prozent) nimmt das Gesetz ins Visier.
Bereits die derzeitige Verpackungsverordnung stellt unterschiedliche Anforderungen an die einzelnen Verpackungsarten bei privaten Haushalten. Sie erfordert ein Recycling von 36 Prozent der Verpackungen aus Kunststoff, 60 Prozent für Aluminium und Verbunde, 70 Prozent für Weißblech und Papier und für Glas bei 75 Prozent. Doch die Realität ist besser als die Verordnung: Diese Quoten werden deutlich übertroffen.
Zudem legt sie fest, dass jedes Jahr mindestens 65 Prozent der gesamten Verpackungsabfälle verwertet werden sollen, mindestens 55 Prozent stofflich. Das heißt, sie werden wiederverwertet, also recycelt, nicht verbrannt.
Bereits Anfang der 90er Jahren hat die Bundesregierung mit der Verpackungsverordnung eine Trendwende erzielt. Verpackungsmüll sollte reduziert und eine Abkehr von der Wegwerfgesellschaft erzielen werden. Die deutsche Wirtschaft wurde erstmals verpflichtet, Verpackungen nach Gebrauch zurückzunehmen und umweltgerecht zu entsorgen.
Mit dieser "Inpflichtnahme" von Herstellern und Handel wurde in Deutschland flächendeckend ein Sammel- und Entsorgungssystem, das Duale System Deutschland, eingeführt. Die Marke "Der Grüne Punkt" wurde etabliert und baute neben dem öffentlich-rechtlichen System ein zweites (duales) Abfallentsorgungssystem auf. Neben den Herstellern wurden nun auch die privaten Endverbrauche in die Abfallentsorgung eingebunden. Durch den "Grünen Punkt gekennzeichnete Produkte können seitdem von Verbrauchern leicht erkannt, gesondert gesammelt und entsorgt werden. Verpackungen werden abschließend recycelt, um aus ihnen Rohstoffe für den Wirtschaftskreislauf zurückzugewinnen.
Die Verordnung diente auch als Vorbild für Regelungen in Nachbarstaaten wie Österreich, den Niederlanden, Belgien oder Frankreich. Zugleich gab sie den Anstoß zur EU-Richtlinie über Verpackungen, die heute europaweit gilt. Der jährliche Anstieg des Verpackungsmülls konnte damit deutlich gebremst werden. Ohne die Verpackungsverordnung läge das Müllaufkommen heute noch höher.
Mit höheren Recycling-Quoten für Werkstoffe ist Deutschland auf einem guten Weg, die Verpackungsmüllflut einzudämmen. Auch die Entwicklung beim Verbrauch von Plastiktüten verläuft positiv. Insgesamt waren in Deutschland im Jahr 2017 ein Drittel weniger im Umlauf als 2016. Das Minus von 1,3 Milliarden Plastiktüten zeigen aktuelle Zahlen der Gesellschaft für Verpackungsmarktforschung (GVM).
Damit hat Deutschland das langfristige Verbrauchsziel der Europäischen Richtlinie zu Kunststofftragetaschen schon heute deutlich unterschritten. Die freiwillige Vereinbarung mit dem Handel erweist sich damit eindeutig als Erfolg. Bundesumweltministerin Svenja Schulze: "Einweg-Plastiktüten haben sich als überflüssig erwiesen. Sie sind heute ein Auslaufmodell, auch weil es gute Alternativen gibt."