Rund 150 Staats- und Regierungschefs wollen auf der UN-Klimakonferenz in Paris ein deutliches Zeichen für ein möglichst weit reichendes Klimaschutz-Abkommen setzen. Die Ziele: das Zwei-Grad-Ziel verankern, die Finanzhilfe für Entwicklungsländer sichern und Klimarisikoversicherungen aufbauen.
4 Min. Lesedauer
In Paris hat die UN- Klimakonferenz begonnen. Rund 180 Länder haben ihre Ziele zur Reduzierung von Treibhausgasen vorgelegt. Zur Eröffnung des Treffens kommen rund 150 Staats- und Regierungschefs zusammen. Sie wollen ein deutliches Signal für ein möglichst weit reichendes Abkommen setzen. Außerdem legen sie den Rahmen für die Abschlussverhandlungen der Fachminister fest.
Bundeskanzlerin Angela Merkel ist zuversichtlich, dass die Konferenz ein Abkommen zur CO2-Reduzierung beschließt. Allerdings reichten die bisher vorgelegten Minderungsziele der einzelnen Staaten nicht aus, um die zunehmende Erderwärmung auf zwei Grad zu begrenzen, sagte Merkel vor den UN-Klimaverhandlungen in ihrem aktuellen Video-Podcast.
"Wir brauchen Folgeprozesse und die müssen verbindlich verabredet werden. Wenn wir das erreichen würden, hätten wir zumindest einen Pfad eingeschlagen, von dem wir sagen können: Der muss noch glaubwürdig vollendet werden, aber es wäre ein Anfang gemacht." Die Beiträge der Schwellenländer zu den CO2-Emissionen seien inzwischen so groß, dass das Zwei-Grad-Ziel ohne deren Beteiligung nicht mehr zu erreichen sei.
Für Bundesumweltministerin Barbara Hendricks ist die verbindliche Verpflichtung zur Begrenzung der Erderwärmung auf zwei Grad das wichtigste Ziel des Treffens. Die Fortschritte beim Klimaschutz sollten alle fünf Jahre nach einheitlichen Standards überprüft werden, sagte die Ministerin dem Deutschlandfunk.
"Die Konferenz wird zeigen, dass die Staatengemeinschaft entschlossen ist, den Klimawandel zu begrenzen und unsere Welt als einen lebenswerten Ort für künftige Generationen zu gestalten", erklärte Hendricks. Klimapolitik sei Friedenspolitik.
Weltweit sind gut 68 Millionen Menschen auf der Flucht. Nach UN-Schätzungen könnten es mehr als 200 Millionen werden. Sie machen sich auf den Weg, weil Dürren und Überschwemmungen ihre Lebensgrundlagen vernichten.
Die Entwicklungsländer sind von den Folgen des Klimawandels besonders betroffen. "Klar ist, das es riesige Dürregebiete und überflutete Landstriche geben wird, wenn wir den Klimawandel nicht auf ein beherrschbares Maß begrenzen", sagte Hendricks. Das berge die Gefahr einer neuen Flüchtlingswelle.
"Allein in Deutschland werden die ankommenden Flüchtlinge im Jahr 15 Milliarden Euro kosten. Vor Ort könnten wir mit zehn Milliarden Euro die Lage stabilisieren", so Entwicklungsminister Gerd Müller in einem Interview.
"Ein verbindlicher Klimavertrag dürfte deshalb ein wesentlich wirksamerer Beitrag zur Verhinderung von Flüchtlingsbewegungen sein als jeder Grenzzaun."
"Wir wollen alles tun, damit Klimaflüchtlinge verhindert werden", sagte auch die Bundeskanzlerin. Der Beitrag der Industrieländer zur Finanzierung von Klimaschutzprojekten und die Finanzierung von Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel sei deshalb besonders wichtig.
Damit der Gipfel von Paris ein Erfolg wird, muss die Klimafinanzierung gesichert sein. Armen Ländern sollen ab 2020 jährlich 100 Milliarden US-Dollar zur Anpassung an den Klimawandel zur Verfügung stehen. Laut OECD-Bericht wurden 2014 insgesamt 62 Milliarden US-Dollar öffentliche und private Mittel für den Fonds zugesagt. Inzwischen sollen es bereits rund 80 Milliarden sein.
Die ärmeren Staaten brauchten die verlässliche Zusage der Industrieländer, dass diese ab 2020 jährlich 100 Milliarden Dollar an Klimahilfen bereitstellten, so Hendricks. "Wir gehen davon aus, dass wir etwa zehn Prozent davon stemmen können", sagte sie. Vier Milliarden sollten aus dem Bundeshaushalt kommen und weitere sechs Milliarden Dollar aus privaten und halböffentlichen Mitteln.
Ziel des Grünen Klimafonds ist es, Entwicklungsländer - vor allem die armen - auf ihrem Weg hin zu einer emissionsarmen und klimaresilienten Entwicklung zu unterstützen. Dazu wird der Fonds Zuschüsse und Kredite sowohl für Minderungs- als auch für Anpassungsmaßnahmen an den Klimawandel bereitstellen. Der Fonds soll außerdem dabei helfen, private Investitionen in den Klimaschutz zu mobilisieren.
Die Schaffung des Grünen Klimafonds geht auf die UN-Klimakonferenz 2009 in Kopenhagen zurück. Seine Einrichtung wurde offiziell bei der UN-Klimakonferenz in Durban/Südafrika im Dezember 2011 beschlossen. Einige Industrieländer, darunter Deutschland, haben Mittel für eine Anschubfinanzierung des Fonds zugesagt.
Der Klimawandel hat immer stärkere Auswirkungen auf die Entwicklungsländer und macht Fortschritte schnell wieder zunichte. Klimarisikoversicherungen schaffen die Möglichkeit, sich gegen Risiken von extremen Wetterereignissen zu versichern.
Die Kosten von wetterbedingten Schäden haben sich seit Anfang der neunziger Jahre verdreifacht. Bisher sind weltweit jedoch nur 100 Millionen Menschen gegen die Folgen des Klimawandels versichert. In den nächsten fünf Jahren sollen weitere 400 Millionen hinzukommen. Dafür sollen öffentliche Mittel der G7-Staaten, aber auch Kapital der Privatwirtschaft zum Einsatz kommen, um eine möglichst große Wirkung zu erreichen.
"Deutschland hat auch eigene Initiativen auf die Tagesordnung gesetzt, zum Beispiel durch unsere G7-Präsidentschaft", betonte Merkel in ihrem Podcast. "Wir wollen für 400 Millionen Menschen eine verbesserte Klima-Risikoversicherung aufbauen - gerade in Afrika – um ihnen Schutz bei Schadensfällen zu geben."
Die Bundesregierung stellt im Rahmen der G7-Initiative 150 Millionen Euro für den Aufbau von Klimaversicherungen 150 Millionen Euro bereit. Erfolgreiche Ansätze für Klimarisiko-Versicherungen gibt es bereits, beispielsweise die African Risk Capacity (ARC), die mit deutsch-britischer Unterstützung afrikanische Länder gegen Dürreschäden versichert.