Was haben technologische Innovationen mit der Sicherheit von Menschen zu tun? Mehr als man denkt. In vier Folgen stellen wir beeindruckende Projekte der Sicherheitsforschung vor – ein Baustein der Hightech-Strategie der Bundesregierung.
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800 Grad Celsius – so heiß sind die Flammen, die im Institut für Textil- und Verfahrenstechnik auf eine Feuerwehrjacke einschlagen. Anschließend wird sie kaum noch erkennbar sein, aber ein Feuerwehrmann hätte darin überlebt. Das Projekt SensProCloth hat Erstaunliches geschafft.
Verblüffend: Die Elektronik in der völlig verbrannten Jacke funktioniert noch. Selbst wenn der Träger das Bewusstsein verloren hätte: Die Jacke würde zuverlässig seine Position melden und Hilfe alarmieren.
In den Stoff des T-Shirts sind elektrische Leiterbahnen, Elektronik und Sensoren eingearbeitet. Die Messinstrumente erfassen den Herzschlag, die Körpertemperatur, die Hautfeuchtigkeit und verschiedene andere Körperfunktionen. Trotzdem kann man das Kleidungsstück ohne weiteres in die Waschmaschine stecken.
Jacke und T-Shirt arbeiten sozusagen Hand in Hand: Vor dem Einsatz zieht der Feuerwehrmann Shirt und Jacke über. Sie sieht aus wie eine ganz normale Schutzjacke. Nur die Leuchtdioden an Schulter und Handgelenk fallen vielleicht ins Auge. Grün leuchtet die Diode. Der Feuerwehrmann verbindet jetzt ein Kabel aus seinem T-Shirt mit einem kleinen Sender in der Innentasche seiner Jacke.
Sobald eine Körperfunktion in einen kritischen Bereich gerät, leuchtet ein Feld auf dem Monitor rot auf. Der Feuerwehrmann selbst erfährt es von der Leuchtdiode am Ärmel, die jetzt von Grün auf Rot wechselt. Auch die Schulterdiode wechselt auf rot und warnt so die Kollegen in der Nähe. Was ist passiert? Vielleicht ist sein Puls in einen kritischen Bereich geraten, weil die Außentemperatur zu hoch ist. Die Jacke erfasst auch, ob und wie sich ihr Träger bewegt. Geht die Person aufrecht, ist sie gestürzt und liegt auf dem Boden? Die Einsatzleitung kann sofort reagieren und im Notfall andere Kräfte dorthin schicken, wo der Kollege Hilfe braucht.
Die Elektronik in der Kleidung behindert nicht beim Einsatz. Auch die elektrischen Verbindungen und Bauteile sind flexibel und leicht. Umso gewaltiger sind die Vorteile: So kann der Einsatzleiter per Monitor die Position aller Einsatzkräfte genau verfolgen.
Diesen Zugewinn an Sicherheit verdanken Feuerwehrleute und andere Einsatzkräfte nicht zuletzt dem Denkendorfer Institut für Textil- und Verfahrenstechnik. Das Forschungszentrum arbeitet beim Projekt "Systemintegrierte sensorische Schutzbekleidung für Feuerwehr und Katastrophenschutz" mit der Feuerwehr und Medizinern zusammen. In dem Projekt wurden beispielsweise Sensoren entwickelt, die völlig flexibel im T-Shirt eingearbeitet sind. Sie liegen auf der Haut auf und registrieren Werte wie Pulsschlag und Körpertemperatur. Eine weitere Innovation der Forscher: stromleitende textile Bänder, denen auch Hitze und Feuchtigkeit nichts anhaben können.
Bis diese Entwicklungen auf den Markt gebracht werden, wird jedoch noch einige Zeit vergehen. Der intelligente Feuerwehr-Anzug hat jedenfalls schon einige Tests absolviert. Jetzt geht es um den Einsatz im Alltag. Feuerwehrleute werden die Kleidung bei Übungen erproben. Erst, wenn der Anzug auch hier überzeugt, folgt die Verwendung in der Praxis.
Das Projekt SensProCloth ist ein Beispiel für einen der wichtigsten Aspekte der Sicherheitsforschung: die Zusammenarbeit verschiedener Forschungsbereiche mit der Praxis. So sollen die Leistungsfähigkeit und der Schutz der Rettungs- und Sicherheitskräfte deutlich verbessert werden.
Im Verbundprojekt " SensProCloth" arbeiten folgende Firmen und Forschungseinrichtungen zusammen
Feuerwehr Nürnberg
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