Kindergesundheit

Kindergesundheit

Etwa 21.000 Kinder sterben jeden Tag an Krankheiten, die größtenteils vermeidbar und heilbar sind. Millionen Menschen engagieren sich auf der ganzen Welt, um diese Tragödie zu beenden.

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Südsudan/Darfur: Mutter mit ihren Kindern beim Arzt. Das Baby spielt mit dem Stethoskop.

Kindergesundheit

Foto: UN Photo/Albert Gonzalez Farran

Mehr als ein Drittel der Kinder sterben schon in den ersten Lebenswochen – meistens zu Hause und ohne medizinische Hilfe. Häufige Ursachen für ihren Tod sind Atemwegsinfektionen, Durchfallerkrankungen, Malaria und Masern.

Sehr oft verlaufen diese Krankheiten tödlich, weil die erkrankten Kinder unterernährt sind. Weitere Gründe sind kein sauberes Trinkwasser schlechte hygienische Bedingungen.

Es wird geschätzt, dass mindestens zwei Drittel der Todesfälle im Kindesalter durch einfache und kostengünstige Maßnahmen verhindert werden könnten. Besonders in den ärmsten Ländern sind die Gesundheitsdienste aber nicht leistungsfähig genug, um diese Maßnahmen anbieten zu können.

Kindersterblichkeit sinkt

Die Kindersterblichkeit konnte bereits weltweit deutlich verringert werden. Hierbei hat auch Deutschland einen wichtigen Beitrag geleistet. Es sind jedoch weiterhin große Anstrengungen nötig, um das vierte Millenniumsentwicklungsziel (Senkung der Kindersterblichkeit) bis 2015 zu erreichen. Seit der Verabschiedung der sieben Millenniumsentwicklungsziele im Jahre 2000 sind die Ausgaben für Gesundheit weltweit stark gestiegen.

Starben in den Entwicklungsländern 1990 noch 12 Millionen Kinder unter fünf Jahren (88 Todesfälle auf 1.000 Lebendgeburten), ging diese Zahl bis 2010 auf 7,6 Millionen Kinder (57 Todesfälle auf 1.000 Lebendgeburten) zurück. Das bedeutet, dass jeden Tag 12.000 Kinder weniger sterben – ein großer Erfolg angesichts des rapiden Bevölkerungswachstums in den Entwicklungsländern.

In fast allen Regionen konnte die Rate der Kindersterblichkeit um jeweils mehr als die Hälfte gesenkt werden. Ausnahmen bilden Süd- und Zentralasien, Ozeanien und Afrika südlich der Sahara, wo weniger Fortschritte zu verzeichnen waren. In Subsahara-Afrika starb 2010 jedes achte Kind vor Vollendung seines fünften Lebensjahrs.

Nach Einschätzung von Experten könnte das Millenniumsziel erreicht werden. Dafür müssten allerdings umfangreichere und schnellere Maßnahmen ergriffen werden, um die häufigsten Todesursachen bei Kindern zu beseitigen. Dazu zählen insbesondere Lungenentzündung, Durchfallerkrankungen, Malaria und Unterernährung.

Impfkampagnen haben sich in den vergangenen Jahren als sehr effektiv erwiesen. Die Impfung gegen Masern zählt zu den kostenwirksamsten Gesundheitsinitiativen. Sie kostet lediglich einen US-Dollar pro Kind. Gleichzeitig erhalten die Mütter dabei weitere Gesundheitsleistungen wie zum Beispiel Moskitonetze und Entwurmungsmittel.

Die Sterbefälle durch Masern nahmen weltweit von 733.000 (2000) auf 164.000 (2008) ab. Das entspricht einem Rückgang um 78 Prozent. 80 Prozent der Kinder in den Entwicklungsändern werden heute gegen Masern geimpft.

Management gegen Kinderkrankheiten

Im Rahmen der Entwicklungszusammenarbeit wird heute ein umfassender Programmansatz gefördert: Die Strategie nennt sich "Integriertes Management von Kinderkrankheiten" (Integrated Management of Childhood Illnesses, IMCI). Sie wurde 1992 vom Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (UNICEF) und der Weltgesundheitsorganisation (WHO) entwickelt.

IMCI umfasst ein breites Spektrum von Maßnahmen, die auf verschiedenen Ebenen ansetzen. Dazu gehören Krankheitsvorbeugung und -verhütung im Kindesalter ebenso wie Aufklärung, Verbesserung der Lebensbedingungen und die Behandlung von Krankheiten.

IMCI wird von Gesundheitsdiensten, Gemeinden und Familien gemeinsam umgesetzt. Dies bedeutet, dass zum Beispiel Schulen Gesundheitserziehung in ihre Lehrpläne aufnehmen oder Wasserversorgungsprogramme von Maßnahmen der Gesundheitsbildung und Hygieneerziehung begleitet werden, um die hygienischen Verhältnisse zu verbessern.

Das deutsche Engagement

Die Bundesrepublik unterstützt vielfältige Maßnahmen zur Reduzierung der Kindersterblichkeit und Förderung der Kindergesundheit im Sinne der Verwirklichung des Rechts eines jeden Kindes auf Gesundheit.

Maßnahmen sind beispielsweise die Versorgung von Müttern und Neugeborenen, die Behandlung von Atemwegs- und Durchfallerkrankungen oder Malaria - oder auch Aufklärungskampagnen. Um die Hygiene in den Partnerländern weiter zu verbessern, ist Deutschland auch auf dem Gebiet der Wasserversorgung und Abwasserentsorgung aktiv. Projekte, die für sauberes Trinkwasser und für die sanitäre Grundversorgung der Menschen in Entwicklungsländern sorgen, stehen deshalb im Fokus deutscher Entwicklungspolitik.

Bundesaußenminister Guido Westerwelle und Bundesentwicklungsminister Niebel erklärten dazu zum Weltwassertag: "Fast 900 Millionen Menschen haben auf der Welt keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser, 2,5 Milliarden Menschen keinen Zugang zu adäquaten sanitären Einrichtungen. Alle 20 Sekunden stirbt deswegen ein Kind. Jedes Jahr gehen durch Durchfallerkrankungen über 400 Millionen Schultage verloren. Kinder und Jugendliche verlieren so die Chance auf Bildung und auf einen Weg aus der Armut.“

Ein Projektbeispiel auf den Philippinen

Ein Beispiel für das Engagement der Bundesregierung finden wir auf den Philippinen. Dort unterstützt die deutsche Entwicklungszusammenarbeit gemeinsam mit der lokalen Nichtregierungsorganisation Fit For School Inc. das Bildungsministerium bei der Umsetzung des Essential Health Care Program (EHCP), das als Antwort auf den alarmierenden Gesundheitszustand philippinischer Kinder entwickelt wurde.

Tägliches Händewaschen mit Seife, tägliches Zähneputzen und halbjährliche medikamentöse Entwurmung werden als evidenzbasierte präventive Maßnahmen im Schulkontext umgesetzt ("evidenzbasiert" bedeutet in diesem Zusammenhang, dass die Wirksamkeit der Maßnahmen als erwiesen gilt). Nach der Erprobung in einer Provinz finanzieren mittlerweile mehr als 20 weitere Provinzen das Programm, das momentan circa 1,5 Millionen Kinder erreicht.

"Fit for School" wurde zum Flaggschiff-Programm des philippinischen Bildungsministeriums erklärt und soll innerhalb der nächsten Jahre landesweit eingeführt werden. Bei der Global South-South Development Expo 2009 wurde "Fit for School" durch die Weltbank, das Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (UNDP) und die Weltgesundheitsorganisation (WHO) als innovativster Ansatz im Bereich Gesundheit ausgezeichnet. (Quelle: BMZ)