Jugendliche wollen mehr Europa

EU-Projekttag Jugendliche wollen mehr Europa

Denkt die Politik genug an die Jugend Europas? Was macht die Bundesregierung, damit Europa nicht zerbricht? Über diese und andere Fragen diskutierten Schülerinnen und Schüler der Kurt-Tucholsky-Oberschule in Berlin-Pankow am EU-Projekttag mit der Bundeskanzlerin.

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Bundeskanzlerin Angela Merkel mit Schülern der Kurt-Tucholsky-Oberschule anlässlich des EU-Projekttages.

Begegnungen sind wichtig für Europa - das zeigten auch die Projekte, die die Schülerinnen der Kanzlerin vorstellten.

Foto: Bundesregierung/Bergmann

EU-Projekttag an Schulen Europa macht Schule

Die Jugendlichen haben sich vor dem Besuch von Bundeskanzlerin Angela Merkel intensiv mit dem Thema Europa auseinandergesetzt, das merkt man. Reihum stellen die jugendlichen Podiumsteilnehmer in der Schulaula ihre Fragen, fundiert und konkret.

Mehr Europa in den Schulunterricht

Mathilda macht den Anfang: "In manchem fühlen wir uns als Jugend in Europa nicht gehört." So habe zum Beispiel weit mehr als die Hälfte der jungen Briten gegen den Brexit gestimmt. Trotzdem seien sie überstimmt worden, dabei gehe es maßgeblich um ihre Zukunft.

Das Statement der Kanzlerin, wie wichtig es sei, von seinem Wahlrecht Gebrauch zu machen, gerade als junger Mensch, geht Christoph nicht weit genug. Jugendliche könne man zum Wählen-Gehen nur ermutigen, wenn sie auch über die EU Bescheid wüssten. Europapolitik und Grundwissen über Europa sei zu wenig Thema in der Schule. Da sind sich alle auf dem Podium einig: Europa muss mehr in den Schulunterricht. Auch wenn die Kanzlerin darauf hinweist, dass für Bildung in Deutschland die Bundesländer zuständig sind.

Wünsche junger Menschen berücksichtigen

Weiter geht es, Thema für Thema: Vom Konflikt zwischen der EU und Russland über den deutschen Exportüberschuss bis hin zur Flüchtlingsfrage. Auch die Europaskepsis kommt zur Sprach - und was man dagegen tun kann. Georg ist besorgt über den Erfolg populistischer Parteien in der EU. Die Kanzlerin: "Populisten kann man dann am besten das Wasser abgraben, wenn man die Gründe für die Unzufriedenheit bekämpft."

Zum Schluss äußert Moderator Christoph die Hoffnung, dass "Sie unsere Meinungen mitnehmen" in den Politikbetrieb. Das tut die Bundeskanzlerin ganz offensichtlich. Der Schulbesuch habe ihr gezeigt, dass "es zwar ein großes Interesse der jungen Menschen an Europa gibt, aber auch die Bitte, noch mehr über Europa zu erfahren und vor allen Dingen die Wünsche und Träume der jungen Menschen stärker zu berücksichtigen."

Begegnungen für junge Europäer

Die Schüler und Lehrer der Berliner Kurt-Tucholsky-Oberschule sind besonders engagiert in Sachen Europa. Mehrere europäische Projekte hat die Schule schon durchgeführt, gefördert durch das EU-Förderprogramm Erasmus+ .

Zwei Projekte stellen die Schülerinnen und Schüler der Bundeskanzlerin vor. Eins davon ist das Projekt "Kulturkiosk", bei dem sie gemeinsam mit Jugendlichen aus fünf anderen EU-Ländern interaktive Museumsführer entwickelt haben. Mathilda: "Das ist eine unglaubliche Erfahrung, die man nie wieder vergisst."

Die Kanzlerin ist beeindruckt. Sie habe gespürt, welche Faszination Europa entwickeln kann und welcher Wille da sei, etwas gemeinsam auf den Weg zu bringen, sagt sie. "Alles, was wir dafür unternehmen können, dass sich junge Menschen begegnen und gemeinsam etwas gestalten, hilft, damit Europa wirklich praktisch gelebt wird."

Bundesweiter Projekttag

Merkel kam im Rahmen des EU-Projekttages an die Kurt-Tucholsky-Oberschule. Den Projekttag hat sie persönlich vor elf Jahren initiiert. Damals hatte Deutschland die EU-Ratspräsidentschaft inne.

Seitdem besuchen alljährlich im Mai Politikerinnen und Politiker Schulen bundesweit - von der Kanzlerin und Bundesministern bis hin zu Landes- oder Europaparlamentariern. Auch Deutsche, die in Brüssel bei EU-Institutionen arbeiten, gehen an deutsche Schulen und diskutieren, eröffnen Einblicke in den Brüsseler Alltag, diskutieren und argumentieren.

Das Verfahren ist unkompliziert: Interessierte Schulen und Politiker können sich bei den Ansprechpartnern für den Projekttag in ihrem Bundesland melden. Sie vermitteln die Schulbesuche. Oft kommt der Kontakt aber auch direkt zustande. Bei der Bundeszentrale für Politische Bildung können Schulen ein Info-Paket bestellen. Und dann beginnt die Vorbereitung auf die Diskussion.