Trotz sinkender Zahlen sind es immer noch 842 Millionen Menschen weltweit, die Hunger leiden müssen. Die große Mehrheit davon lebt in Entwicklungsländern. Im Kampf gegen den Hunger ist es wichtig, humanitäre Hilfe und Entwicklungszusammenarbeit eng zu verzahnen.
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Die Zahl der Hungernden sinkt. Im Vergleich zum Zeitraum 2010 bis 2012 gibt es laut Bericht der Welternährungsorganisation (FAO) 26 Millionen Menschen weniger, die hungern.
Hunger ist jedoch immer noch das größte Gesundheitsrisiko weltweit. Es sterben jährlich mehr Menschen an Hunger als an AIDS, Malaria und Tuberkulose zusammen. Besonders betroffen sind Kinder. Unterernährung trägt jährlich zum Tod von 2,6 Millionen Kindern unter fünf Jahren bei.
Der Welternährungstag oder Welthungertag findet jedes Jahr am 16. Oktober statt. Er soll darauf aufmerksam machen, dass weltweit viele Millionen Menschen an Hunger leiden. Am 16. Oktober 1945 wurde die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation FAO als Sonderorganisation der Vereinten Nationen gegründet. Sie hat die Aufgabe, die weltweite Ernährung sicherzustellen.
Die insgesamt sinkenden Zahlen der Hungernden haben ihre Ursache in den verbesserten Wachstumsbedingungen in den Entwicklungsländern. Dort hat sich die Einkommenssituation verbessert, und die Menschen haben einen besseren Zugang zu Nahrungsmitteln. Auch ist die landwirtschaftliche Produktion gewachsen. Grund dafür sind steigende öffentliche und private Investitionen in die Landwirtschaft.
Jedoch gibt es deutliche regionale Unterschiede. In Afrika südlich der Sahara herrscht immer noch der größte Mangel: Jeder vierte Afrikaner hungert.
Südostasien und Nordafrika können langsame Verbesserungen in der Ernährungssituation verzeichnen. In den Ländern Ostasiens, Südostasiens, Lateinamerikas und in der Karibik geht die Zahl der Hungernden zurück.
Insgesamt ist die Zahl der unterversorgten Menschen in Entwicklungsländern – rechnet man vom Zeitraum 1990 bis 1992 an – um 17 Prozent gesunken. Damals waren es 995,5 Millionen.
Der FAO-Bericht stellt fest, dass Wirtschaftswachstum zwar potenziell dazu beiträgt, den Hunger zu verringern. Oft kommt dieses Wachstum aber, vor allem in ländlichen Gegenden, nicht bei den Menschen an.
Drei Viertel aller Armen und Hungernden weltweit leben auf dem Land. Mit der Abwanderung in die Stadt gelingt es vielen Menschen, ihre Lebenssituation zu verbessern, Einkommen zu erzielen und den Hunger zu überwinden. Stadtbewohner, die den größten Teil ihrer Nahrung kaufen müssen, sind allerdings besonders den Risiken sprunghaft steigender Preise ausgesetzt.
Das Millenniumsziel, den Hunger in der Welt bis 2015 zu halbieren, ist immer noch ein ehrgeiziges. Diese Aufgabe wird nicht leichter, wenn 2050 geschätzt mehr als 9,6 Milliarden Menschen ernährt werden müssen. Die Entwicklung ländlicher Räume und die Förderung einer nachhaltigen Landwirtschaft sind daher wichtige Schwerpunkte der deutschen Entwicklungszusammenarbeit.
Katastrophen wie Dürren, Wirbelstürme, Kriege vernichten die Lebensgrundlage vieler Menschen. Der Welthunger-Index 2013 zeigt, dass viele der Länder, in denen am meisten gehungert wird, am stärksten von Krisen betroffen sind.
Der Welthunger-Index erschien 2013 zum achten Mal. Der gemeinsame Bericht von Welthungerhilfe, Internationalem Forschungsinstitut für Ernährungspolitik (IFPRI) und irischer Nichtregierungsorganisation Concern Worldwide zeigt die Entwicklung der Hungersituation auf globaler, regionaler und nationaler Ebene und untersucht die Gründe für negative und positive Entwicklungen.
Im Kampf gegen den Hunger ist es bei lang anhaltenden Krisen wichtig, humanitäre Hilfe und Entwicklungszusammenarbeit eng zu verzahnen. Nur so können – das sagt auch der aktuelle Welthunger-Index – Fortschritte bei der Hungerbekämpfung gesichert werden. Menschen müssen dabei unterstützt werden, widerstandsfähiger gegenüber Krisen zu werden. Die Bundesregierung arbeitet hierbei ressortübergreifend in eine Richtung.
Denn es reicht nicht, den Menschen kurzfristig zur Seite zu stehen, wenn eine Dürre eintritt oder die Nahrungsmittelpreise explodieren. Gleichzeitig müssen die Menschen dabei unterstützt werden, mit akuten Notsituationen und immer wiederkehrenden Belastungen wie Dürren besser umgehen zu können. Es müssen Frühwarnsysteme aufgebaut, Nahrungsmittel gelagert und verarbeitet sowie Bewässerungssysteme gebaut werden.
In Burkina Faso beispielsweise engagiert sich das Bundesentwicklungsministerium seit vielen Jahren erfolgreich im Landwirtschaftssektor. Mit einem Vorhaben zur nachhaltigen Bewässerungslandwirtschaft ist es dort gelungen, die Einkommen der Familien um 40 Prozent zu steigern. Dadurch konnte die Ernährung gerade auch in den so genannten Hungermonaten ohne Ernte deutlich verbessert werden.
Deutscher Beitrag
Als drittgrößter Beitragszahler unterstützt Deutschland die FAO nachdrücklich dabei, die Anzahl der Hungernden bis zum Jahr 2015 zu halbieren. Für die Projektzusammenarbeit im Bereich Ernährungssicherung stellt Deutschland jährlich 8,3 Millionen Euro zur Verfügung. Seit 2002 sind mit knapp 90 Millionen mehr als 70 Projekte in Schwerpunktregionen unterstützt worden.
In er Zeit von 2010 bis 2012 hat das Bundesentwicklungsministerium insgesamt deutlich mehr als zwei Milliarden Euro investiert: in ländliche Entwicklung, Landwirtschaftsförderung und Ernährungssicherung. Auch 2013 wurde die jährliche Zielmarke von 700 Millionen Euro wieder deutlich übertroffen. Das Ministerium setzt bei seiner Förderung auf rechtzeitige Investitionen, die eingebettet sind in eine langfristige Planung. Denn nur so kann das Ausmaß zukünftiger Dürren gemindert werden.