Zum Welternährungstag zunächst die gute Nachricht: Die Zahl der Hungernden in der Welt ist in den vergangenen Jahren von über einer Milliarde auf rund 870 Millionen zurückgegangen. Dennoch leidet weltweit immer noch jeder Achte an Hunger.
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Das geht aus dem neuen Welternährungsbericht der Vereinten Nationen hervor. Die Zahlen sind leider nicht überall rückläufig: In den afrikanischen Länder südlich der Sahara hungern immer mehr Menschen.
Der Welternährungsbericht 2012 wurde am 10. Oktober in Rom von der Organisation für Ernährung und Landwirtschaft (FAO), dem Internationalen Fonds für Landwirtschaftliche Entwicklung (IFAD) und dem Welternährungsprogramm (WFP) vorgestellt.
Regierungs- und Nichtregierungsorganisationen nutzen den Welternährungstag, um darauf aufmerksam zu machen, dass täglich hunderte Millionen Menschen um ihr Überleben kämpfen. Sie werben um Solidarität und Hilfe sowie um den verantwortungsvollen Umgang mit Lebensmitteln und Ressourcen.
Auch Bundespräsident Joachim Gauck rief zur Solidarität mit den Hungernden und zur Hilfe auf. "Jeden Tag sterben 6.000 Kinder an Hunger", mahnte Gauck, der auch Schirmherr der Welthungerhilfe ist.
Der Welternährungstag, auch Welthungertag genannt, findet jedes Jahr am 16. Oktober statt. Er soll auf die Situation von Millionen Menschen aufmerksam machen, die weltweit an Hunger leiden.
Das Datum bezieht sich auf den 16. Oktober 1945. An diesem Tag wurde die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation FAO als Sonderorganisation der Vereinten Nationen gegründet. Sie hat die Aufgabe, die weltweite Ernährung sicherzustellen.
Der diesjährige Welternährungstag steht unter dem Motto: "Landwirtschaftliche Genossenschaften – der Schlüssel zur Ernährung der Welt".
Besonders groß ist der Hunger weiterhin in Entwicklungsländern, vor allem in Asien und in Ländern südlich der Sahara. Dort haben etwa 852 Millionen Menschen nicht genug zu essen. Der Anteil der Hungernden in der Dritten Welt liegt bei rund 15 Prozent. Mehr als 100 Millionen davon sind Kinder unter fünf Jahren. An Unterernährung sterben jährlich 2,5 Millionen Kinder, heißt es im Welternärhungsbericht.
Ein "Zehn-Punkte-Programm zur ländlichen Entwicklung und Ernährungssicherung" des Bundesentwicklungsministeriums (BMZ) soll helfen, den Hunger wirksam zu bekämpfen. "Armut und Hunger in Entwicklungsländern kann nur bekämpft werden, wenn dort landwirtschaftliche Betriebe mit fairen Marktchancen entstehen", so Bundesentwicklungsminister Dirk Niebel. Dazu gehöre auch, dass preistreibende Spekulationen um Agrarrohstoffe verhindert werden und Wachstum bei den Menschen ankomme.
Extreme Wetterereignisse und Bodenerosion setzten der Landwirtschaft zu. Niebel: "Wir investieren vor allem massiv in die Stärkung der Selbstversorgungskräfte und der Landwirtschaft weltweit. So können wir zwar Dürren nicht verhindern, aber dazu beitragen, dass sie nicht zu Auslösern von Hungerkatastrophen werden."
Die Bundesregierung arbeitet im Kampf gegen Hunger und Armut eng mit anderen Ländern zusammen."Das gemeinsame Ziel der Staatengemeinschaft ist, bis 2015 den Hunger in der Welt zu halbieren", so Niebel. Dieses Ziel könne niemand alleine erreichen. Die internationale Gemeinschaft müsse an einem Strang zieht und ihre Kräfte bündeln.
Das BMZ stellt jährlich rund 700 Millionen Euro für ländliche Entwicklung und Ernährungssicherung bereit.
Auch der am 11. Oktober in Berlin vorgestellte Welthunger-Index 2012 sieht deutliche Fortschritte im Kampf gegen den Hunger. Entwarnung könne dennoch nicht gegeben werden. In 20 Ländern sei die Lage immer noch sehr ernst. In Nordkorea, Botswana und der Elfenbeinküste verschlechterte sich die Situation im Vergleich zu 1990 massiv.
Insbesondere müsse der übermäßige Verbrauch von Wasser gestoppt und der Zugang zu dieser Ressource für alle Menschen gesichert werden, so der Index. Die tonnenweise Entsorgung von Lebensmitteln sei auch eine Vergeudung des Wassers, das zu ihrer Herstellung eingesetzt wurde. So werden beispielsweise für die Produktion von einem Kilo Rindfleisch etwa 15.000 Liter Wasser benötigt.
Der Welthunger-Index (WHI) ist ein Bericht über den Welthunger nach einem bestimmten mathematischen Konzept. Er wird jährlich vom Internationalen Forschungsinstitut für Ernährungspolitik IFPRI, von der Welthungerhilfe Bonn sowie von Concern Worldwide Dublin veröffentlicht.
Das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) startete mit der FAO das Projekt "Hunger-Free Westafrica". Ziel des Projekts ist eine Strategie für ein Westafrika ohne Hunger. Westafrika zählt zu den am stärksten von Unterernährung betroffenen Regionen weltweit.
Im Rahmen der Unterzeichnung der Projektvereinbarung in Rom sagte Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner: "Jeder Mensch hat ein Recht auf Nahrung. Allerdings haben viele Menschen in Entwicklungsländern kaum die Möglichkeit, dieses Recht einzufordern." Es fehle an entsprechenden Strukturen. "Mit dem neuen Projekt wollen wir einen Beitrag dazu leisten, dass sich die Ausgangslage vor allem für die ländliche Bevölkerung vor Ort deutlich verbessert."
Sierra Leone ist ein erfolgreiches Beispiel. Bereits seit über einem Jahrzehnt fördern Deutschland und die FAO in Sierra Leone die Umsetzung des Rechts auf Nahrung. Das zeigt den politischen Willen, menschenrechtliche Ansätze wie Transparenz, Beteiligung, Nichtdiskriminierung und Rechenschaftslegung dauerhaft in der nationalen Politik zu verankern.