Gleiches Recht für alle

Menschenrechte Gleiches Recht für alle

Rahman Ali Jawed unterrichtet ein ganz besonderes Fach: Menschenrechte. Grundlegende Werte wie Gleichheit, Freiheit des Glaubens oder die Rechte von Frauen sind vielen Afghanen nicht bekannt. 

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Polizisten in einem Kinderrechtsworkshop

Schutz der Menschenrechte

Foto: GIZ

Mit seinen Menschenrechts-Schulungen richtet er sich der Trainer an Polizisten, Sicherheitskräfte und Angehörige des Militärs: Rahman Ali Jawed ist Trainer bei der Afghanischen Unabhängigen Menschenrechtskommission "Afghan Independent Human Rights Commission" (AIHCR). Auch Mitarbeiter von Ministerien und Behörden, Mullahs, Lehrer und Schüler besuchen seine Kurse. Beistand und Hilfe erhält Rahman Ali Jawed von der Organisation "Ziviler Friedensdienst" (ZFD). Eine Fachkraft der Gruppe berät und bestärkt ihn darin, seine Werte zu vertreten.

Die Teilnehmer der Menschenrechtsschulungen stehen Rahmans Botschaft von der universellen Gültigkeit der Menschenrechte anfangs oft skeptisch gegenüber: "Die Menschenrechte sind vielen Afghanen nicht bekannt. Manche glauben, dass sie westliche Ideen seien und wir religiöse Werte durch Menschenrechte ersetzen wollen. Sie meinen, dass sie keine Menschenrechte bräuchten, weil der Islam diese bereits beinhalte", berichtet er über seine Erfahrungen und merkt kritisch an: "Religion wird manchmal instrumentalisiert, um Besitzstände oder den sozialen und politischen Status zu erhalten."

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Rahman Ali Jawed bei einer Menschenrechtsschulung in der Polizeiakademie

Foto: GIZ

Wie geht er mit schwierigen Fragen um – zum Beispiel mit der Vereinbarkeit von Islam und Menschenrechten und den Rechten der Frauen? "Ich versuche Brücken zu schlagen und erkläre den Menschen, dass Religion und Menschenrechte denselben Ursprung, dieselben Ziele und denselben Inhalt haben. Beide dienen den Menschen, damit sie im Leben vorankommen.

Was die Frauenrechte betrifft, so argumentiert Rahman mit dem Koran. "Dort steht geschrieben, dass Mann und Frau gleich sind. Sie haben die gleiche Würde und verfügen beide über ein Gewissen, über Verstand und die Fähigkeit, Gut und Böse zu unterscheiden."

Menschenrechte und Religion

Die Workshops mit Mullahs sind eine besondere Herausforderung: "Die Geistlichen wissen nicht, was wir ihnen erzählen werden und haben deshalb anfangs viele Vorurteile", erzählt Rahman. Doch meistens bricht das Eis im Verlauf der Zusammenarbeit: "Während des zweiten und dritten Tages des Workshops entstehen Freundschaften zwischen uns und die Mullahs bitten uns um Hilfe. Sie sagen dann, dass sie nicht länger gleichgültig gegenüber den Menschenrechten sein wollen", freut sich Rahman.

Die Bildungsarbeit der Menschenrechtskommission wird durch die Friedensfachkraft Christina Sell unterstützt. Rahman arbeitet eng mit ihr zusammen: "Die Beratung durch den ZFD hilft uns, in einer besseren Atmosphäre zu arbeiten, unseren Strategieplan umzusetzen und unsere Lernmaterialien zu aktualisieren. Unsere Friedensfachkraft hilft uns sehr, unsere Ideen in die Tat umzusetzen."

Die AIHCR wurde 2001 gegründet und hat gemäß der afghanischen Verfassung die Aufgabe, die Achtung der Menschenrechte zu stärken und zu schützen. Seit 2006 wird die AIHRC vom ZFD unterstützt.

Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung finanziert das ZFD-Programm. Die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH setzt es seit 2004 in Afghanistan um. Derzeit unterstützen zwölf Friedensfachkräfte lokale Partnerorganisationen der Zivilgesellschaft und Menschenrechtsorganisationen. Sie vermitteln Methoden zur Konfliktanalyse und Strategien zur Konfliktbearbeitung.