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Gedenken an die Opfer

Volksaufstand am 17. Juni 1953 Gedenken an die Opfer

Die Bundesregierung hat der Opfer des Volksaufstandes vom 17. Juni 1953 in der damaligen DDR gedacht. Mindestens 55 Aufständische waren dabei ums Leben gekommen. Die Gedenkveranstaltung am Samstag fand am Mahnmal für die Opfer des Volksaufstandes im Berliner Stadtteil Wedding statt.

Bundeswirtschaftsministerin Zypries beim Gedenken für die Opfer des 17. Juni 1953 in Berlin.

Bundeswirtschaftsministerin Zypries beim Gedenken für die Opfer des 17. Juni 1953 in Berlin.

Foto: Bundesregierung/

Auch in diesem Jahr erinnerte die Bundesregierung an die Toten des 17. Juni 1953. Am 64. Jahrestag des Aufstandes in der DDR würdigte unter anderem Bundeswirtschaftsministerin Brigitte Zypries in einer Ansprache die Arbeiterproteste gegen das SED-Regime.

"Was für ein Mut, was für eine Zivilcourage!"

Zypries gedachte in ihrer Rede der Menschen, die am 17. Juni 1953 auf die Straße gegangen waren: "Die Menschen in der DDR demonstrierten für: freie Wahlen, für ein besseres, ein bevormundungsfreies Leben, für Freiheit und Demokratie, und auch für "Deutschland einig Vaterland". Sie demonstrierten gegen die miserablen Lebens- und Arbeitsbedingungen, gegen die Grotewohl-Regierung, gegen die SED, und auch gegen die sowjetische Besetzung. Ich kann nur sagen: Was für ein Mut, was für eine Zivilcourage!"

Es seien die mutigen und freiheitsliebenden Menschen gewesen, die mit ihrem Einsatz für Freiheit und Demokratie und ihrem Widerstand gegen den scheinbar übermächtigen Machtapparat der Besatzungsmacht und der SED die Diktatur ins Wanken brachten, so die Ministerin weiter.

Aktionstag in der ehemaligen Stasi-Zentrale

In der ehemaligen Stasi-Zentrale in der Ruschestraße fand am Samstag zudem ein Aktionstag unter dem Titel "Aufruhr in der Diktatur" statt. Bei freiem Eintritt erhielten die Besucherinnen und Besucher einen Gesamtüberblick über die tragischen Ereignisse und ihre Folgen.

Rundgänge durch die Ministeretage des Stasigebäudes, Vorträge und Geländeführungen sowie Einsichten in archivierte Stasiunterlagen zeigten, wie die Stasi nach dem Volksaufstand vom 17. Juni 1953 zu einem allgegenwärtigen Überwachungsapparat ausgebaut wurde.

Im Mittelpunkt der Veranstaltung stand die Frage, wie die Menschen in der DDR mit dem Geschehen und den daraus folgenden Entwicklungen umgingen. Zugleich wurden Parallelen zu heutigen Aufständen, zum Beispiel im Nahen und Mittleren Osten, aufgezeigt.

17. Juni 1953: Historischer Tag für Deutschland

Nicht einmal vier Jahre nach ihrer Gründung steht die DDR kurz vor ihrem Ende: Knappe, unzureichende Lebensmittelversorgung, lange Schlangen vor den Geschäften und kein Strom in der Nacht machen die Menschen unzufrieden. Die Verbitterung wächst als das SED-Regime Arbeitsnormen erhöht, was einer Lohnkürzung gleichkommt.

Ausgerechnet die Bauarbeiter in der Ost-Berliner Stalinallee, dem Prestigeprojekt der SED, beginnen, zu streiken. Binnen Stunden greift der Aufstand auf mehr als 700 Orte über, weitet sich zum Generalstreik und schließlich zum Volksaufstand aus. Nur mit Hilfe sowjetischer Panzer gelingt es dem SED-Regime, den Aufstand niederzuschlagen – und damit die Rufe nach freien Wahlen und einer Wiedervereinigung Deutschlands zu ersticken.

Gedenken in der Zeit des kalten Krieges

Im Gedenken an den Aufstand in der DDR erklärt die damalige Bundesrepublik Deutschland den 17. Juni als "Tag der deutschen Einheit" zum gesetzlichen Feiertag. Schon am 4. August 1953 wird ein entsprechendes Gesetz erlassen. Der 17. Juni soll an die Menschen erinnern, die für ihre Rechte und ihre Freiheit gekämpft und unter der Niederschlagung des Aufstands gelitten haben. Vor allem aber soll er daran erinnern, dass die beiden deutschen Staaten, dass Ost und West zusammengehören.

In der DDR hingegen gibt es kein Gedenken an die Opfer des 17. Juni. Die Ereignisse des Tages sollen nach dem Willen der SED-Staatsführung in Vergessenheit geraten.

Gedenken im wiedervereinten Deutschland

Der Einigungsvertrag, der am 29. September 1990 in Kraft tritt, erklärt den 3. Oktober als Tag der Deutschen Einheit zum staatlichen Feiertag. Der 17. Juni hat fortan den Status eines Gedenktages. Der Feiertag wird aufgehoben.

Auch wenn der 17. Juni kein Feiertag mehr ist: Der Aufstand in Ost-Berlin und der DDR zählt zu den prägendsten und bedeutendsten Ereignissen der jüngeren deutschen Geschichte. Ohne ihn lässt sich die deutsche Geschichte der vergangenen Jahrzehnte weder erklären noch verstehen. Das gilt für die Fluchtbewegung in den Folgejahren, die "Abstimmung mit den Füßen", ebenso wie für den Bau der Mauer, die systematische Verfolgung Andersdenkender, die Proteste gegen das Regime oder die Friedliche Revolution.

Schon deshalb muss der 17. Juni ein Gedenktag bleiben. Aber auch, weil dieser Tag das Bewusstsein dafür schärft, was Freiheit, Gerechtigkeit und Demokratie bedeuten.