US-Präsident Barack Obama hat Bundeskanzlerin Angela Merkel mit der "Presidential Medal of Freedom" ausgezeichnet. "Die Freiheitsmedaille sehe ich als Ausdruck der exzellenten deutsch-amerikanischen Partnerschaft an", sagte Merkel in Washington. Sie sei ihr Ansporn und Bestätigung.
Freiheit: Leitmotiv im Leben der Kanzlerin
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"Die Sehnsucht nach Freiheit lässt sich nicht dauerhaft einmauern", sagte Merkel in ihrer Rede zur Preisverleihung. Freiheit habe auch den Eisernen Vorhang zu Fall gebracht, der Deutschland, Europa und die Welt in zwei Blöcke teilte.
Engagement für die Freiheit: Obama würdigt die Kanzlerin
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Amerika habe entschlossen auf der Seite der Freiheit gestanden. „Dieser Entschlossenheit hatten wir Deutsche auch zu verdanken, dass unser Land die Einheit in Frieden und Freiheit wiedererlangte“, so die Kanzlerin.
Die Sehnsucht nach Freiheit könne auch heutzutage totalitäre Regime ins Schwanken bringen. Die tiefen Umbrüche in Nordafrika und der arabischen Welt begleite Deutschland mit großer Anteilnahme. „Freiheit ist unteilbar“, betonte Merkel. "Jeder auf dieser Welt hat das gleiche Recht auf Freiheit – sei es in Nordafrika oder in Belarus, in Myanmar und im Iran."
Keine Kette der Diktatur, keine Fessel der Unterdrückung könne dauerhaft der Kraft der Freiheit widerstehen, ist Merkel überzeugt. Von dieser Überzeugung lasse sie sich auch weiterhin leiten. Dabei werde ihr die "Presidential Medal of Freedom" zugleich Ansporn und Bestätigung sein.
Bankett im Garten des Weißen Hauses
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Die Auszeichnung mit der Freiheitsmedaille sei eine Anerkennung der Lebensleistung der Kanzlerin, "einer bemerkenswerten Karriere", hatte Obama zuvor vor Journalisten gesagt. Merkel sei nicht nur eine herausragende Hüterin des deutschen Wirtschaft und des europäischen Projekts. "Sondern sie präsentiert in ihrer Person, in ihrer eigenen Lebensgeschichte die Wiedervereinigung Europas und die Fähigkeit die Vergangenheit zu überwinden. Auch zukünftig werde Merkels Führungsrolle eine sehr wichtige Rolle spielen bei der Überwindung der wirtschaftlichen Probleme in der Eurozone.
Die „Presidential Medal of Freedom“ wird jährlich an Menschen vergeben, die einen besonders verdienstvollen Beitrag zur Sicherheit oder den nationalen Interessen der USA, dem Weltfrieden oder für bedeutende kulturelle oder andere wichtige öffentliche oder private Vorhaben geleistet haben. Die Bundeskanzlerin ist nach Helmut Kohl bereits die zweite deutsche Regierungschefin, die die Auszeichnung erhält.
Mit dieser höchsten zivilen Auszeichnung würdigen die Vereinigten Staaten das Engagement der Kanzlerin für Freiheit und Bürgerrechte zu Zeiten der Wende – und ihren Einsatz für die deutsch-amerikanische Freundschaft.
Deutschland sei einer der stärksten Verbündeten der Vereinigten Staaten von Amerika, sagte er nach den Gesprächen mit Merkel. Das zeigten die Unternehmungen der beiden Länder. "Hier sind zwei Völker in gemeinsamen Werten verbunden", so Obama.
Obama: Merkel ist gute Freundin und Partnerin
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Man habe ein breites Fundament, auf dem man aufbauen könne, beschrieb Merkel die Beziehungen zu den USA. Beide Länder hätten die gemeinsame Aufgabe, "die Welt von heute wieder in dem Geist der Freiheit, der gemeinsamen Werte zu formen". Das habe auch die Gespräche in Washington bestimmt, erklärte die Kanzlerin.
So seien die Veränderungen in Nordafrika eine riesige Herausforderung. "Für uns sind Veränderungen in Nordafrika, Veränderungen in unserer Nachbarschaft", sagte die Kanzlerin. Angesichts der Flüchtlingsströme habe Deutschland ein ganz massives eigenes Interesse, einen Beitrag zu leisten, dass diese Region "auf die Beine kommt".
Gegenstand des zehnten Treffens zwischen Merkel und Obama waren auch die Situation in Afghanistan, in Nahost, in Libyen sowie im Iran. Merkel dankte dem amerikanischen Präsidenten für die Zusammenarbeit im Norden Afghanistans. "Wir teilen die gemeinsame Überzeugung, dass wir in Afghanistan einen Ansatz der vernetzten Sicherheit brauchen, einen politischen und militärischen Ansatz." Gemeinsam sei man nach Afghanistan hineingegangen und gemeinsam wolle man auch Afghanistan in Verantwortung verlassen - ohne es zu vergessen.
Probleme in gemeinsamer Verantwortung lösen
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Die Handelsbeziehungen beider Länder und die Situation des Euros nahmen ebenfalls breiten Raum in den Gesprächen ein. Die Wirtschaftskrise habe deutlich gezeigt, in welcher wechselseitigen Abhängigkeit man stehe, betonte Merkel.
"Die Stabilität in der Eurozone ist ein wichtiger Faktor für die Stabilität der Weltwirtschaft." Deutschland habe deshalb ein großes Interesse daran, jedem Land zu helfen, "damit der Euro nicht in Gefahr ist".
Merkels Besuch ist der erste offizielle Besuch einer deutschen Regierungschefin seit dem Empfang Helmut Kohls im Weißen Haus im Jahre 1995. Seit Beginn der Amtszeit Obamas reist Merkel zum sechsten Mal in die USA. Zuletzt war sie im April vergangenen Jahres in Washington zu Besuch. Die Kanzlerin wurde bei ihrer Reise von den Bundesministern Guido Westerwelle, Philipp Rösler, Hans-Peter Friedrich, Thomas de Maizière und Wolfgang Schäuble begleitet.