Ernährung sichern – Zukunft ernten

Ernährungssicherheit Ernährung sichern – Zukunft ernten

Bundesentwicklungsminister Dirk Niebel, Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner und der Vorsitzende der Allianz für eine Grüne Revolution in Afrika, Kofi Annan, wollen die Ernährung in armen Ländern sicherer machen. In Berlin diskutierten sie Strategien zur globalen Ernährungssicherung.

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Afrikanische Frauen beim Wörfeln von Reis.

Ländlichen Gebiete als Nahrungserzeuger fördern

Foto: B. Rocksloh-Papendieck

30 Prozent der Weltbevölkerung haben keinen Zugang zu ausreichender Ernährung. Indem Kleinbauern und Landwirte besser ausgebildet und mit modernen Techniken betraut werden, soll der Wasserverschwendung, der Zerstörung von Biodiversität und der Ausbeutung der Böden Einhalt geboten werden.

Wissenschaft und Forschung helfen

Niebel betonte auf dem Forum "Ernährung sicher - Zukunft ernten" die Bedeutung der Wissenschaft. Sie trägt dazu bei, landwirtschaftlich nutzbare Flächen effektiver zu bearbeiten und die Erträge zu steigern. Intelligente Bewässerungssysteme, nachhaltige Anbaumethoden und Schutz der Böden gegen Erosion sind hierbei wichtige Forschungsfelder. "Forschung soll auf den Feldern Früchte tragen", erklärte der Minister.

Seit Beginn seines Amtsantritts hat Bundesentwicklungsminister Dirk Niebel ländliche Entwicklung und Ernährungssicherung zu einem politischen Schwerpunkt der Arbeit seines Ministeriums ausgebaut.

Ländliche Entwicklung schafft Ernährungssicherheit

Neben finanzieller Förderung setzt sich Niebel auch für mehr Kohärenz und Augenmaß bei der Biokraftstoffpolitik ein. Er kritisierte zudem das verzerrte Bild Afrikas in der deutschen Öffentlichkeit, das überwiegend von Katastrophenmeldungen und Konflikten geprägt ist. Denn Afrika mit seinen vielfältigen Kulturen sei auch ein aufstrebender Kontinent.

Niebel machte sich auch für mehr Investitionen auf dem Nachbarkontinent stark und betonte: Afrika sei ein Zukunfts- und Partnerkontinent mit enormen Chancen und Potenzialen.

Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) investiert jährlich mehr als 700 Millionen Euro in die Förderung ländlicher Entwicklung und Landwirtschaft. Das entspricht etwa elf Prozent des Gesamthaushalts des BMZ. In einem Zehn-Punkte-Programm hat das Ministerium seine Politik in diesem Bereich konkretisiert. Eine "Task Force" kümmert sich um die Umsetzung.

Mehr Bildung und Ausbildung in der Landwirtschaft

Auch Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner setzt sich dafür ein, in nachhaltige Landwirtschaft zu investieren. Insbesondere in Entwicklungsländern liege Potential, das es zu nutzen gilt: "Um eine flächendeckende Ernährungssicherung zu gewährleisten, muss die Nahrungsmittelproduktion um 70 Prozent gesteigert werden", so Aigner.

Wertschöpfung in die ländlichen Räume zu bringen, würde zahlreichen Menschen Beschäftigung geben und zugleich die Ernährungssituation verbessern. Um die landwirtschaftlichen Erträge zu steigern, setzt die Ministerin wie das BMZ auf Bildung und Ausbildung der Bauern vor Ort, sowie eine stärkere privatwirtschaftliche Beteiligung.

In Genossenschaften und Maschinenringen sieht sie ein geeignetes Mittel, um flächendeckend eine moderne und effektive Landwirtschaft zu ermöglichen. Auch die reduzierten EU-Agrarexporterstattungen wertet Aigner als Erfolg: "Milchseen und Butterberge wird es nicht mehr geben".

Infrastruktur stärken

Bundesentwicklungsminister Niebel, Bundeslandwirtschaftsministerin Aigner und Kofi Annan, Vorsitzender der AGRA auf dem Forum "Ernährung sichern. Zukunft ernten".

Aigner, Annan und Niebel

Foto: GIZ/Thomas Ecke

Ein weiterer Mangel in ländlichen Gebieten sei die fehlende Infrastruktur und der Zugang zu moderner Energie, die zur Lagerung und zum Kühlen landwirtschaftlicher Erzeugnisse benötigt wird. Ein großes Hindernis auf dem Weg zur Ernährungssicherung sei häufig die Transportkette der Lebensmittel in vielen Entwicklungsländern. "Dort, wo Menschen das Essen am nötigsten brauchen, landet ein Drittel der Lebensmittel durch Transport und Lagerung in der Tonne", erklärte Aigner

Niebel und Aigner betonten die enge und fruchtbare Zusammenarbeit ihrer Ministerien, um die Landwirtschaft in Entwicklungsländern zu fördern und Hunger zu bekämpfen.

Entwicklungsländer trifft Klimawandel am stärksten

Der ehemalige UN-Generalsekretär und Vorsitzende der Allianz für eine Grüne Revolution in Afrika (AGRA), Kofi Annan, hob auf dem Forum die Auswirkungen des Klimawandels für die zukünftige Ernährungssicherung hervor: "Diejenigen, die am wenigsten für den Klimawandel können, zahlen den höchsten Preis."

Er kritisierte die Spekulationen auf Lebensmittel, den flächendeckenden Anbau von Pflanzen zur Herstellung von Biokraftstoffen sowie das so genannte "Land Grabbing", die Landnahme ausländischer Investoren in Afrika.

Annan dankte Deutschland für sein Engagement: "Deutschland hat verstanden, dass globale Ernährungssicherheit auch im Interesse des eigenen Landes ist." Als Maßnahme für eine bessere Nahrungsmittelversorgung wünscht er sich eine stärkere Teilnahme des Privatsektors an der afrikanischen Landwirtschaft.

Die von Kofi Annan geleitete Allianz für eine Grüne Revolution in Afrika (AGRA) ist eine in Afrika beheimatete Organisation. Sie arbeitet partnerschaftlich mit Regierungen, landwirtschaftlichen Forschungseinrichtungen, Landwirten, der Zivilgesellschaft und anderen Akteuren der ländlichen Entwicklung zusammen. Ihre Programme sollen in den Bereichen Saatgut, Bodenfruchtbarkeit, Marktfähigkeit und weiteren Feldern eine Umgestaltung der gesamten landwirtschaftlichen Wertschöpfungskette bewirken.