In den eigenen vier Wänden mal frieren, mal schwitzen. Wäsche die, nach dem Waschen, noch schmutzig ist. So sah das Lehrgeld aus, das die Leukefelds für den Forschergeist ihres Sohnes Timo zahlen mussten.
Timo Leukefeld plant und konstruiert energieautarke Häuser
Foto: Burkhard Peter
Die Familie hatte eine Absprache: Der Sohn finanziert sein Maschinenbaustudium selbst, im Gegenzug darf er das Elternhaus als Experimentierfeld für Studien und Messreihen nutzen. Allerdings hatten die Leukefelds nicht bedacht, dass ihr Sohn alles zum ersten Mal machte: sei es einen Holzvergaserofen einzurichten oder Regenwasser zu nutzen. "Da sind mir natürlich auch Fehler passiert, aus denen ich lernen konnte," erzählt Timo Leukefeld und lacht.
Der Ingenieur ist heute Professor für Solarthermie an der Berufsakademie im sächsischen Glauchau. Zudem lehrt er an der TU Bergakademie Freiberg. Vor dem Studium machte er Ausbildungen zum Schlosser und zum Heizungsbauer. Sein Erfahrungsschatz ist entsprechend groß. Gern gibt er ihn in Vorträgen und in der Lehre weiter.
Bereits das Geld für sein Studium verdiente Timo Leukefeld mit der ersten eigenen Firma. Er bot Hauseigentümern an, passende Solaranlagen auszusuchen, kostengünstig zu beschaffen und bei der Installation zu helfen. Später gründete und leitete Leukefeld ein eigenes Solar-Installationsunternehmen.
Die dreifache Perspektive als Handwerker, Ingenieur und Forscher macht den Wissenschaftler auch für die Politik interessant - so berief ihn die sächsische Regierung in den Innovationsrat des Landes.
"Auf bequeme Art sparen" und "intelligentes Verschwenden" – das ist Leukefelds Philosophie. Seine Lieblingsidee: mit Solarthermie die Sonne direkt nutzen. Bei dieser Technologie erwärmt die Sonne eine Flüssigkeit in Sonnenkollektoren auf dem Dach eines Hauses. Über eine Art Heizspirale gibt die Flüssigkeit diese Wärme an Wasser in einem großen Behälter ab. Dieser kann die Wärme bis zu mehreren Wochen speichern und liefert bei Bedarf heißes Wasser für Heizung oder Badewanne.
"Das spart je nach Anlagengröße zwischen 30 und 100 Prozent der Heizkosten eines Haushalts", so Leukefeld. Aus seiner Sicht lohnt sich vor allem das Heizen mit der Sonne, denn: Etwa 90 Prozent des Energieverbrauches eines Hauses werden für Wärme benötigt, nur etwa 10 Prozent für Strom.
Als Projektleiter einer Hausbaufirma hat Leukefeld gerade ein "energieautarkes Haus" konzipiert. Es kommt ohne Stromanschluss aus, produziert den benötigten Strom selbst. Der Solarstrom reicht sogar, um zusätzlich ein Elektroauto zu betanken. Die Haustechnik, die dahinter steckt, ist eine Kombination aus energiesparenden Haushaltsgeräten, Solarthermie und Langzeitwärmespeicher. Hinzu kommen Photovoltaik und eine Batterie, die den selbstproduzierten Strom speichert. Ein spezieller Kaminofen kann das Wasser im Speicher erhitzen, sollten im Winter extreme Minusgrade herrschen und die Sonne nicht scheinen. Ohne eine gut isolierende Gebäudehülle kann das jedoch nicht funktionieren: Die Ziegelwände des Hauses sind deswegen mit natürlichem Dämmmaterial ausgestattet.
Auch für seine eigene Familie baut Timo Leukefeld ein solches Haus. Seine Frau und seine Kinder sind an das Thema Energie gewöhnt: Schon in ihrem sanierten Altbau testeten sie gemeinsam, mit wie wenig Strom ein Vier-Personen-Haushalt auskommen kann. Eine Idee unter anderen war, Spül- und Waschmaschine an die Warmwasserleitung anzuschließen. Ein Erfolg! Der Stromverbrauch halbierte sich bei vollem Komfort auf 1400 Kilowattstunden im Jahr. Eine große Ersparnis, denn ein Vier-Personen-Haushalt verbraucht normalerweise zwischen 4000 und 5000 Kilowattstunden.
Natürlich geht das Tüfteln und Forschen am eigenen Neubau weiter. Der Ingenieur will neue Ideen ausprobieren: So wird das Haus eine neue Lüftungsanlage mit kurzen Leitungen und geringem Stromverbrauch bekommen und eine Kühlung über Erdsonde. Außerdem testet der Forscher ob es sinnvoll ist, im Haushalt Wasser aus einem eigenen Brunnen zu nutzen. Und er sucht eine Möglichkeit Wintergemüse in einem hochgedämmten Haus so lange zu lagern, wie in alten Kellern: ohne dass es schimmelt.
Die 13-jährige Tochter des Ingenieurs freut sich schon besonders auf das neue Heim: "Sie lernt die Haustechnik ganz intensiv. Wenn das Haus steht, will sie Führungen anbieten und dadurch ihr Taschengeld aufbessern." Damit tritt sie gleich zweifach in die Fußstapfen ihres Vaters: mit dem Interesse an der Technik und dem Anliegen, sie verständlich zu vermitteln.