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Sehr geehrter Herr Bundesminister,
der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) begrüßt die Weiterentwicklung der Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie 2021 und nimmt gerne die Gelegenheit wahr, sich mit dieser kurzen Stellungnahme am Dialogprozess zu beteiligen.
Zunächst danken wir dafür, dass sich einige unserer Anregungen, die der damalige Vorstandsvorsitzende Dr. Michael Vesper mit Schreiben vom 22. Juli 2016 in den Prozess 2016 eingebracht hatte, sich auch in der Fortschreibung der Nachhaltigkeitsstrategie 2021 wiederfinden. Wie Dr. Vesper damals bereits ausgeführt hatte, verkörpern DOSB, seine 100 Mitgliedsorganisationen und die rd. 90.000 Vereine und Verbände erhebliche Potenziale zur Verankerung des Leitbildes der Nachhaltigkeit und können dazu beitragen, es noch stärker in der Mitte der Gesellschaft zu verankern.
Daher würdigt Paragraph 37 der UN-Agenda zu Recht die Bedeutung des Sports: "37. Auch der Sport ist ein wichtiger Ermöglicher nachhaltiger Entwicklung. Wir anerkennen den zunehmenden Beitrag des Sports zur Verwirklichung von Entwicklung und Frieden, indem er Toleranz und Respekt fördert, zur Stärkung der Frauen, der jungen Menschen, des Einzelnen und der Gemeinschaft und zu den Zielen der Gesundheit, der Bildung und der sozialen Inklusion." Auch das Internationale Olympische Komitee (IOC) verweist in seinem Positionspapier "The Contribution of Sport to the SDGs and the post-2015 development agenda – the IOC Position" auf die vielfältigen Bezüge zwischen den Nachhaltigkeitszielen und dem Sport dargestellt (s. Anlage zum o.g. Schreiben).
Um das Thema Sport auch auf internationaler Ebene zu stärken und Sport als Mittel für nachhaltige Entwicklung zu verankern, arbeitet der DOSB seit vielen Jahren eng mit dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit (BMZ) und der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) zusammen. Unter dem Dach von „Sport für Entwicklung“ fördert die deutsche Entwicklungszusammenarbeit gemeinsam mit DOSB und DFB weltweit Projekte, um einen Beitrag zu Gesundheit, Frieden, Bildung, Geschlechtergerechtigkeit, sozialer Inklusion und nachhaltiger Entwicklung in Partnerländern der Entwicklungszusammenarbeit zu leisten. Im hier angehängten Dokument "Sport for Development and the Agenda 2030" werden die Beiträge von Sport zu den Nachhaltigkeitszielen und den entsprechenden Indikatoren dargestellt. Der während der Weltsportministerkonferenz 2017 verabschiedete Kazan Action Plan (KAP) verknüpft Sportpolitik mit der Agenda 2030 und bietet einen Rahmen für die Umsetzung von internationaler und nationaler nachhaltiger Sportpolitik. Der DOSB setzt sich in diesem Sinne mit seinen Partnern auf nationaler und internationaler Ebene dafür ein, Sport als wichtigen Hebel für Nachhaltigkeit zu nutzen.
Um die Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie über sportaffine Adressatenkreise gezielt in die Breite der Gesellschaft zu tragen und wirksame Voraussetzungen zu schaffen, die Potenziale des Sports noch systematischer für die Umsetzung nutzen zu können, kommen wir auf die Anregungen im o.g. Schreiben zurück, die sich noch nicht in dem aktuellen Entwurfstext wiederfinden. Wir regen daher an, folgende Aspekte in die Überarbeitung einfließen zu lassen:
Ziel 4: Inklusive, gerechte und hochwertige Bildung gewährleisten und Möglichkeiten lebenslangen Lernens für alle fördern:
- Sport motiviert Kinder und Jugendliche, sich in formellen und informellen Bildungsformaten zu engagieren und verbessert nachweislich Schulleistungen und Lernerfahrungen.
- Über den Sport werden Kompetenzen wie Toleranz, Teamarbeit oder Fair-Play vermittelt, die über den Sport hinaus Möglichkeiten schaffen.
Ziel 5 "Geschlechtergleichstellung erreichen und alle Frauen und Mädchen zur Selbstbestimmung befähigen":
- Sport fördert Selbstbewusstsein, schafft Möglichkeiten zur sozialen Interaktion und kann dazu beitragen, Benachteiligungen abzubauen.
- Sport hilft Frauen und Mädchen, Alltagskompetenzen zu erlernen, welche sie in ihrer Persönlichkeitsbildung und Arbeitsmarktfähigkeit unterstützen.
Ziel 8: Dauerhaftes, inklusives und nachhaltiges Wirtschaftswachstum, produktive Vollbeschäftigung und menschenwürdige Arbeit für alle fördern:
- Sport vermittelt Kompetenzen und sogenannte Life Skills, die für den Arbeitsmarkt relevant sind und den Eintritt in die Arbeitswelt erleichtern.
- Über den Sport können Jugendliche an Berufsbildungsformate herangeführt werden.
Ziel 11 "Städte und Siedlungen inklusiv, sicher, widerstandsfähig und nachhaltig gestalten":
- Sport und Sportvereine sind wichtige Faktoren einer ausgewogenen Stadtentwicklung und "Orte" der Begegnung.
- Öffentlich nutzbare Sportanlagen und damit verbundene Aktivitäten und Programme erweitern soziale Netzwerke, fördern nachbarschaftliche Interaktion und stiften Identität.
Ziel 13 "Umgehend Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels und seiner Auswirkungen ergreifen", Ziel 15 "Landökosysteme schützen, wiederherstellen und ihre nachhaltige Nutzung fördern":
- Sportorganisationen bekennen sich zunehmend zu einem zeitgemäßen Umweltschutz und führen eigenständig oder in Kooperationsstrukturen Umweltschutzprojekte durch.
- Sportstätten verkörpern ein noch unzureichend genutztes Potenzial, durch Sanierungsmaßnahmen zur Reduzierung von Emissionen und zu Verhaltensänderungen beizutragen. Analog gilt dies für sportliche Großveranstaltungen.
Ziel 16: Friedliche und inklusive Gesellschaften im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung fördern:
- Der Sport erleichtert durch seine universellen Regeln die Begegnung und das gegenseitige Kennenlernen. Er fördert Toleranz und Respekt und ermöglicht Freundschaften über gesellschaftliche Grenzen hinweg.
- Durch das gemeinsame Sporttreiben können Vorurteile und Ängste abgebaut werden. Im Sport lernen Menschen Herausforderungen kooperativ zu lösen und Konflikte gewaltfrei zu regeln.
Ich würde mich freuen, wenn Sie unsere Anregungen in den weiteren Prozess einfließen lassen, und verbleibe
mit freundlichen Grüßen
Dr. Karin Fehres
Vorstand Sportentwicklung