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Der eiserne Vorhang bekommt Löcher

Die ungarische Regierung hebt damit die Abriegelung der Ostblockstaaten gegenüber dem Westen auf. „Erschrocken und hilflos“ habe man beobachtet, wie der sozialistische Block damit in die Brüche gehe, sagt SED-Politbüromitglied Günter Schabowski später.

Die Flüchtlingszahlen steigen nun rasant an. Täglich treffen 100 bis 200 DDR-Flüchtlinge über Ungarn in den Aufnahmelagern der Bundesrepublik Deutschland ein. Diese Zahl erhöht sich ab dem 11. September noch einmal um ein Vielfaches: Ungarn gestattet DDR-Bürgern, legal über seine Westgrenze nach Österreich auszureisen. Täglich fliehen Tausende. Ende September hatten so bereits 32.500 Menschen die DDR verlassen.

DDR-Führung erhofft Hilfe vom „großen Bruder“

SED-Politbüromitglied Günter Mittag wirft der ungarischen Regierung „Verrat am Sozialismus“ vor. DDR-Außenminister Oskar Fischer erhofft sich Hilfe aus Moskau und bittet um ein Treffen des Warschauer Paktes. Er will so erreichen, dass die ungarische Regierung ihre Grenzöffnung wieder rückgängig macht. Der russische Präsident Michael Gorbatschow schlägt ein solches Treffen aus. Es solle keinen Druck der Mehrheit auf einzelne Staaten mehr geben.

Ungarn beschleunigt mit seiner Grenzöffnung den Verfall der DDR.