Während die Schulbildung weitgehend in der Zuständigkeit der Bundesländer liegt, kümmert sich der Bund federführend um die Bildungsforschung.
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Die Bildungsbiografie von 60.000 Personen - Neugeborene, vierjährige Kindergartenkinder, Fünftklässler, Neuntklässler, Studienanfänger und 23- bis 65-Jährige – wird über viele Jahre lang verfolgt. Seit 2009 führen Forscherinnen und Forscher Befragungen durch und messen die Kompetenzen der Untersuchungsteilnehmer. Das gewaltige Forschungsprojekt – das nationale Bildungspanel, an dem zahlreiche Forschungseinrichtungen mitarbeiten– wird vom Bundesbildungsministerium finanziert. Es verbessert die Rahmenbedingungen für die empirische Bildungsforschung in Deutschland entscheidend und ermöglicht eine bessere, evidenzbasierte Politikberatung.
Das Bildungspanel ist ein Beispiel für die Bildungsforschung, für die das Bundesministerium für Bildung und Forschung zuständig ist. Ein leistungsfähiges Bildungssystem ist wesentliche Grundlage, dass Deutschland im internationalen Wettbewerb erfolgreich bleibt. Um die Qualität im Bildungssystem zu sichern und weiter zu entwickeln, müssen wissenschaftlich fundierte Grundlagen geschaffen werden, die eine verlässliche Beurteilung der Perspektiven im Bildungswesen ermöglichen. In Deutschland ist die Zahl der Bildungswissenschaftler im internationalen Vergleich jedoch bislang zu gering.
Mit dem Rahmenprogramm zur Förderung der empirischen Bildungsforschung soll sich das ändern: Damit will die Bundesregierung gezielt entsprechenden wissenschaftlichen Nachwuchs fördern. Die deutsche empirische Bildungsforschung soll international stärker verankert werden, um ihre Qualität zu steigern und zu sichern.
Größtes Projekt des Rahmenprogramms ist das Nationale Bildungspanel für die Bundesrepublik Deutschland. Mit ihm kann Kompetenzentwicklung im Lebenslauf gemessen werden. Erstmalig wird damit erforscht, wie sich Kinder aus gleichen Herkunftsfamilien und mit gleichen Kompetenzen in unterschiedlichen Bildungseinrichtungen entwickeln und welche Faktoren positive Entwicklungen begünstigen, aber auch, mit welchen Einflüssen Scheitern verbunden ist. Zudem soll das Bildungspanel Besonderheiten im Bildungsverhalten von Menschen mit Migrationshintergrund offen legen.
Ein interdisziplinäres Forschungsnetzwerk organisiert das Panel. Das Bundesbildungsministerium stellt für das Projekt Mittel zur Verfügung, die bis 2013 kontinuierlich auf insgesamt rund 80 Millionen Euro jährlich anwachsen.
Zur besseren Transparenz im Bereich Bildungsforschung hat das Bundesbildungsministerium seit April 2010 das Onlineportal Empirische Bildungsforschung geschaltet. “Künftig soll sich jeder schnell und unkompliziert einen Überblick über laufende Projekte und deren Resultate im Rahmen unserer Förderung in der empirischen Bildungsforschung verschaffen können“, sagte Bundesbildungsministerin Annette Schavan.
Mit dem Rahmenprogramm initiiert die Ministerin gezielt langfristige Forschungsprojekte an Universitäten und außeruniversitären Forschungseinrichtungen. Sie will damit die Einflussmöglichkeiten Deutschlands bzw. deutscher Bildungsforscher u.a. auf die Ausgestaltung internationaler Programme z.B. im Bereich der EU und der OECD vergrößern. Zu den thematischen Schwerpunkten gehören neben dem Nationalen Bildungspanel Forschungen zur Hochschullehre, zur Nachwuchsförderung und zur Sprachdiagnostik.
Ein Aufschrei ging im Jahr 2000 durch Deutschland, als erstmalig in der internationalen Schülervergleichsstudie PISA die Schwächen deutscher Schülerinnen und Schüler deutlich wurden. Seitdem haben sich die Leistungen zwar bei PISA 2006 verbessert, dennoch zeigen sich nach wie vor erhebliche Probleme beim großen Leistungsabstand zwischen den Jugendlichen. Nach wie vor hat die soziale Herkunft Einfluss auf die Leistungsentwicklung und Bildungsbeteiligung. Dies gilt insbesondere für Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund. Das Bundesbildungsministerium hat deshalb die Bildungsforschung intensiviert. PISA ist eine von mehreren Bildungsvergleichsstudien.
Die PISA-Studien zum Leistungsniveau deutscher Schüler im OECD-Vergleich werden ab 2011 von einem Verbund namhafter Bildungsforschungsinstitute durchgeführt. Statt wechselnder Forschergruppen sollen sich drei Forschungseinrichtungen um die Beteiligung an der Bildungsstudie kümmern. Dazu gehören die TU München, das Institut für Pädagogische Forschung in Frankfurt am Main und das Institut für Naturwissenschaften in Kiel. Die Gesamtverantwortung soll bei der School of Education an der TU München liegen.
Vergleichsstudien im Bildungsbereich auf nationaler und internationaler Ebene und die darauf bezogene Bildungsforschung in Deutschland können so zukünftig besser aufeinander abgestimmt werden. „Mit dieser Entscheidung stärken wir nicht nur unsere Forschungskapazitäten in diesem Bereich, vor allem werden wir auch international sichtbarer und können stärker Einfluss auf die Gestaltung der Untersuchungen nehmen, sagt Bildungsministerin Schavan.
Die Arbeit des Forschungsverbundes wird ab 1. Januar 2011 sechs Jahre lang durch das Bundesbildungsministerium und die Länder gefördert.