Auf dem Weg zur Zahntechniker-Meisterin

Syrische Qualifikation anerkannt Auf dem Weg zur Zahntechniker-Meisterin

Bevor sie nach Deutschland flüchtete, führte die Syrerin Wessal Alkhalil in Damaskus ein eigenes Dentallabor. Jetzt hat die Zahntechnikerin in Hamburg eine neue Heimat gefunden. Dazu trägt ihre berufliche Anerkennung bei. Mit Unterstützung ihres Chefs besucht sie seit April die Meisterschule.

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Wessal Alkhalil, Zahntechnikerin in Hamburg.

In fünf Monaten erhielt die Syrerin die volle Anerkennung als Zahntechnikerin in Deutschland.

Foto: IQ Netzwerk Hamburg - NOBI/ Johannsen

IMitte 2014 flüchtete Wessal Alkhalil nach Deutschland. In Hamburg angekommen, wollte sie neu anfangen. Ihre Qualifikation war das Kapital, das sie mit nach Deutschland brachte. In Damaskus hatte sie ein eigenes Dentallabor mit sechs Mitarbeitern geführt.

Um in Deutschland arbeiten zu können, benötigte die Zahntechnikerin die Anerkennung ihres Berufsabschlusses.

Fehlende Zeugnisse: Berufsqualifikation praktisch nachweisen

Sie ließ sich beim "IQ Netzwerk NOBI" der Handwerkskammer Hamburg beraten. Schnell wurde klar, dass die Syrerin ihre Qualifikationen in der Praxis nachweisen sollte. Denn ihre Zeugnisse waren wegen des gefährlichen Fluchtweges in der Heimat geblieben.

Während einer Praxiswoche stellte sie ihr Können unter Beweis. Dafür bekam sie von Sachverständigen und Ausbildern eine Teilanerkennung. Für die vollständige Anerkennung fehlten einige Fachkenntnisse.

In fünf Monaten zur vollen beruflichen Anerkennung

Die Handwerkskammer vereinbarte eine Anpassungsqualifizierung für Wessal Alkhalil. Fünf Monate eignete sie sich im Dentallabor Höfs & Ristau die Fertigkeiten an, die sie mit ihrer syrischen Ausbildung nicht nachweisen konnte.

Außerdem absolvierte sie einen Deutschförderkurs sowie weitere Sprachkurse in der Freizeit.

Im Februar 2016 hatte sie es geschafft: Nachqualifizierung und Deutschkurse haben dazu geführt, dass sie in Deutschland die volle Anerkennung als Zahntechnikerin erhielt. "Nach der Anerkennung geht alles besser. Ich bin mehr als glücklich", so Wessal Alkhalil. Kurz darauf findet sie eine feste Anstellung.

Fachlich und menschlich überzeugend

Seit April 2016 arbeitet sie in der Zahnarztpraxis von Peter Weiss und Ilja Heller in Hamburg-Eppendorf. Die Praxis mit integriertem Dentallabor bietet als eine von wenigen in Hamburg 3D-Technologie an." Ich habe nicht schlecht gestaunt, als Frau Alkhalil im Vorstellungsgespräch berichtete, dass sie diese Technologie ebenfalls in ihrem Dentallabor in Damaskus eingesetzt hat. Sie hat uns fachlich und menschlich absolut überzeugt", so Weiss.

Die Syrerin ist voll ins Praxisteam integriert. Peter Weiss ist davon überzeugt, dass sie auch ihr nächstes Ziel erreichen wird: Wessal Alkhalil will Zahntechnikermeisterin werden. Seit April besucht sie berufsbegleitend die Meisterschule. Ihr Chef übernimmt die Kosten.

Berufsanerkennung verbessert Chancen auf dem Arbeitsmarkt

Flüchtlinge, die in ihrer Heimat einen Beruf gelernt haben, können ihn in Deutschland anerkennen lassen. Sie können die Anerkennung ihrer mitgebrachten Qualifikationen jederzeit beantragen.

In vielen Berufen dürfen Ausländer nicht ohne die Anerkennung ihres Abschlusses arbeiten: beispielsweise als Arzt, als Krankenpfleger oder als Apotheker. Aber auch bei anderen, nicht zulassungspflichtigen Berufen hilft die Anerkennung, um besser auf dem Arbeitsmarkt anzukommen.

Anerkennungsverfahren gesetzlich geregelt

Innerhalb von drei Monaten nach Antragstellung muss geprüft werden, ob der ausländische Berufsabschluss mit einem deutschen Referenzberuf gleichwertig ist. Das ist so im Anerkennungsgesetz des Bundes von 2012 geregelt. Den meisten Antragstellern wird die volle Gleichwertigkeit bescheinigt. Unterschiede können sie durch Ausgleichs- oder Anpassungsqualifizierungen ausgleichen.

Das Bundes-Anerkennungsgesetz gilt nicht für alle Berufe. Für viele Berufe sind die Bundesländer zuständig, zum Beispiel für Lehrer, Erzieher, Sozialpädagogen, Ingenieure, Architekten und Fachärzte. Die Länder haben eigene Regelungen erlassen.

Integration durch Qualifizierung: Beratungsstelle online finden

Auf dem Internetportal www.anerkennung-in-deutschland.de gibt es Informationen in neun Sprachen zum Anerkennungsverfahren für den jeweiligen Beruf. Mit wenigen Klicks lässt sich die örtliche IQ-Beratungsstelle finden. Weitere Informationen gibt es unter www.netzwerk-iq.de .

Das "IQ Netzwerk Hamburg – NOBI" gehört zum Förderprogramm "Integration durch Qualifizierung". Es wird vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales und dem Europäischen Sozialfonds gefördert.

Das IQ Netzwerk bietet in allen 16 Bundesländern Anerkennungs- und Qualifizierungsberatungsstellen an. Diese sind die ersten Anlaufstellen für Menschen, die in Deutschland ihre Berufsabschlüsse anerkennen lassen wollen. Die Experten beraten und vermitteln passgenaue Anpassungsqualifizierungen. Dazu gehören fachliche und sprachliche Inhalte.

Die Arbeitsagenturen können Arbeitsuchende beim Anerkennungsverfahren fördern. Erwerbstätige mit niedrigem Einkommen können seit dem 1. Dezember 2016 mit einem Anerkennungszuschuss unterstützt werden.

Die App von "Anerkennung in Deutschland" ist – neben Deutsch und Englisch – in den fünf wichtigsten Herkunftssprachen von Geflüchteten (Arabisch, Dari, Farsi, Tigrinisch und Paschtunisch) erhältlich für Android, iOS und Windows Phone.