Millionen Menschen leiden weltweit unter Krieg, Gewalt und Vertreibung. Naturkatastrophen zerstören Lebensraum und -grundlage. Flucht ist oft der einzige Ausweg aus der Not.
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Die Zahl von Flüchtlingen ist zur Zeit auf einem Rekordhoch. Neue gewalttätige Konflikte flackern auf. Dazu hat sich die Zahl von Naturkatastrophen über die vergangenen zwanzig Jahre verdoppelt.
Der 20. Juni wurde vor 13 Jahren von den Vereinten Nationen zum Weltflüchtlingstag ausgerufen. Er soll die Welt auf das Leid von Millionen Flüchtlingen aufmerksam machen. Dieses Jahr steht der Tag unter dem Motto "Familie".
2012 waren mehr als 45,2 Millionen Menschen auf der Flucht, schreibt das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) in seinem Jahresbericht. Dies ist der höchste Stand seit 1994. Damals ließen der Völkermord in Ruanda und der Zusammenbruch Jugoslawiens die Flüchtlingszahlen in die Höhe schnellen.
Der UN-Hochkommissar für Flüchtlinge, António Guterres, erklärte: "Wir erleben eine Zunahme neuer Konflikte, und es scheint, dass die alten nicht enden."
Mehr als die Hälfte der Flüchtlinge stammt aus Konfliktgebieten wie Afghanistan, Somalia, Irak oder Syrien. Auch in den afrikanischen Krisenländern Mali, der Demokratischen Republik Kongo und Sudan wuchs dem UN-Bericht zufolge die Zahl der Flüchtlinge.
Von 45,2 Millionen Betroffenen flüchteten sich 15,4 Millionen ins Ausland. 28,8 Millionen Menschen waren Binnenvertriebene, zudem gab es 937.000 Asylbewerber.
Das UNHCR befürchtet, dass die Zahl der syrischen Flüchtlinge im Ausland von derzeit 1,6 Millionen bis Ende des Jahres auf 3,45 Millionen Menschen steigt. Innerhalb des Bürgerkriegslandes sind bereits 4,25 Millionen Menschen auf der Flucht.
Fast die Hälfte aller Flüchtlinge sind Kinder. Sie suchen zunehmend auf eigene Faust Schutz (im vergangenen Jahr 21.300).
Auf der Suche nach Sicherheit müssen die Flüchtenden ihr Hab und Gut zurücklassen. Vor allem Städte sind nach wie vor die Hauptziele von Vertriebenen und Binnenflüchtlingen.
Dadurch verstärken sich die Probleme der Urbanisierung in einigen Regionen Afrikas und Asiens. Flüchtlinge müssen dort oft lange Zeit unter unmenschlichen Bedingungen leben, da ihnen immer wieder einfachste Grundrechte nicht garantiert werden können. Besonders Frauen und Kinder sind die Opfer von Massenflucht.
Für die Bundesregierung ist das Flüchtlingskommissariat der Vereinten Nationen UNHCR eines der engsten und wichtigsten Partner in der humanitären Hilfe. 2012 unterstützte Deutschland das UNHCR mit mehr als 51 Millionen Euro.
Die Flüchtlingshilfe gehört innerhalb der Bundesregierung zum einen in den Bereich der humanitären Hilfe, die in der Verantwortung des Auswärtigen Amtes liegt. Zum anderen ist sie Teil der entwicklungsorientierten Not- und Übergangshilfe, die Aufgabe des Bundesentwicklungsministeriums ist.
Das Bundesentwicklungsministerium unterstützt bevorzugt Vorhaben zur Stärkung der Selbsthilfekräfte und zur Eigenversorgung von Flüchtlingen. Zudem fördert es die Rückführung und die Integration der Flüchtlinge im Heimatland.
Neben der reaktiven Krisenbewältigung hält die Bundesregierung immer mehr ein aktives Risikomanagement für notwendig. Außenminister Guido Westerwelle: "Katastrophenvorsorge ist effizient und kann Menschenleben retten."
Die Bundesregierung hat vor eineinhalb Jahren eine Initiative gestartet, damit Preparedness-Maßnahmen (englisch: Vorbereitung) in der Praxis besser umgesetzt werden können.
Im Juni fand deshalb im Auswärtigen Amt eine Konferenz zur verbesserten Vorbereitung auf Katastrophenfälle und humanitäre Notlagen statt. 120 Vertreterinnen und Vertreter aus 39 Staaten sowie 22 internationalen und nationalen Organisationen suchten nach geeigneten Maßnahmen. Dazu gehören Frühwarnung, das Erstellen von Notfallplänen, das Anlegen von Vorräten sowie Schulungsmaßnahmen.
Derzeit zwingt der Bürgerkrieg in Syrien immer mehr Menschen zur Flucht. Bundesentwicklungsminister Dirk Niebel sagte bei einem Besuch im Flüchtlingslager Nizip nahe der türkisch-syrischen Grenze: "Die Nachbarländer Syriens leisten Großartiges, indem sie die Flüchtlinge aus dem Bürgerkriegsland bei sich aufnehmen. Dafür gilt ihnen im Namen der Weltgemeinschaft unser aller Dank." Die Situation sei ohne die Toleranz und Hilfsbereitschaft der Bevölkerung in den Aufnahmegemeinden für die Flüchtlinge vollkommen aussichtslos.
Deutschland stellt dieses Jahr zusätzlich 200 Millionen Euro an Hilfen für syrische Flüchtlinge bereit. Das kündigte Bundeskanzlerin Angela Merkel beim G-8-Gipfel in Nordirland an.
In der Türkei haben bisher 380.000 der insgesamt 1,6 Millionen syrischen Flüchtlinge Zuflucht gefunden. Hinzu kommen vermutlich Tausende, die sich noch nicht haben registrieren lassen. Die Bundesregierung hat seit Ausbruch des Syrien-Konflikts mehr als 140 Millionen Euro zur Unterstützung von syrischen Flüchtlingen bereitgestellt. Dazu zählen unter anderem Nahrungsmittelhilfen in Syrien selbst über das Welternährungsprogramm und Mittel zur Verbesserung der Trinkwasserversorgung. Zudem unterstützt die Bundesregierung den Ausbau der Schulinfrastruktur für syrische Flüchtlinge und in den Aufnahmegemeinden der Nachbarländer.