42 Millionen Menschen auf der Flucht

Weltflüchtlingstag 42 Millionen Menschen auf der Flucht

Der 20. Juni wurde von den Vereinten Nationen zum Weltflüchtlingstag ausgerufen. Er soll die Welt auf das Leid von Millionen Flüchtlingen aufmerksam machen: Gut die Hälfte aller Betroffenen sind jünger als 18 Jahre.

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UNICEF/Hilfstransport in Pakistan

Nothilfe

Foto: UNICEF/Noorani

Zum fünften Jahr in Folge liegt die Zahl der weltweit vertriebenen Menschen über 42 Millionen. Anhaltende Konflikte wie in Afghanistan und neue Konflikte wie in Libyen ließen die Zahl der Flüchtlinge auch 2011 nicht sinken. Das Flüchtlingskommissariat der Vereinten Nationen veröffentlichte dazu neue Zahlen.

Auch die Lage in Somalia bleibt angespannt. In den ersten vier Monaten des Jahres 2012 suchten nach Angaben der UNO-Flüchtlingshilfe 20.000 Somalier Zuflucht in Kenia, Äthiopien, Djibuti und im Jemen. Die aus Mali wegen der angespannten Lage geflüchteten Menschen unterstützt UNHCR in Niger, Burkina Faso und Mauretanien.

Mehr als 7 Millionen Kinder und Jugendliche

Die Gesamtzahl von 42 Millionen ergibt sich aus 15,2 Millionen internationalen Flüchtlingen, die aus verschiedenen Gründen dazu gezwungen waren ihr Heimatland zu verlassen. Hinzu kommen 26.4 Millionen Binnenvertriebene. Sie wurden zu Flüchtlingen im eigenen Land. Außerdem wurden 895.000 Asylsuchende in die Statistik mit aufgenommen. 49 Prozent der weltweit Betroffenen sind Frauen und Mädchen. Besorgniserregend ist, dass 47 Prozent aller Betroffenen Jugendliche und Kinder unter 18 Jahren sind - mehr als sieben Millionen Mädchen und Jungen.

Die Zahlen, die UN-Organisationen kürzlich veröffentlichten, sprechen eine deutliche Sprache. Allein 2011 waren 4,3 Millionen Menschen neu von Flucht und Vertreibung betroffen. Vor allem Städte sind nach wie vor die Hauptziele von Vertriebenen und Binnenflüchtlingen. Hierdurch verstärken sich die Probleme der Urbanisierung in einigen Regionen Afrikas und Asiens. Flüchtlinge müssen hier oft lange Zeit unter unmenschlichen Bedingungen leben, da ihnen immer wieder einfachste Grundrechte nicht garantiert werden können.

Wichtiger Partner der Bundesregierung in der humanitären Hilfe für Flüchtlinge und Binnenvertriebene ist der Hohe Flüchtlingskommissar der Vereinten Nationen (UNHCR). Die Bundesregierung unterstützt die Arbeit des UNHCR, das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen und Nichtregierungsorganisationen finanziell und materiell. Zudem leistet sie entwicklungsorientierte Not- und Übergangshilfe, Durch eine engere Verzahnung von Flüchtlingshilfe und Entwicklungszusammenarbeit (bilaterale strategische Partnerschaft) in entwicklungsorientierten Programmen trägt Deutschland zur dauerhaften Lösung von Flüchtlingsproblemen bei. Die Bundesregierung hat die Arbeit des UNHCR im letzten Jahr mit über 40 Millionen Euro unterstützt.
Besondere Beachtung verdient auch die Deutsche Akademische Flüchtlingsinitiative Albert Einstein (DAFI), ein Vor-Ort-Stipendienprogramm für Flüchtlinge, das seit 1992 vom UNHCR durchgeführt und von Deutschland vollständig finanziert wird. 2011 stellte das Auswärtige Amt dafür 3,4 Millionen Euro zur Verfügung. Für die humanitäre Hilfe der Bundesregierung im Nahen Osten ist das Hilfswerk der Vereinten Nationen für Palästinaflüchtlinge im Nahen Osten (UNRWA) der bedeutendste Implementierungspartner in der Region.

2,7 Millionen afghanische Flüchtlinge

Der UNHCR listete in seinem Jahresbericht insgesamt 79 verschiedene Herkunftsorte der Flüchtlinge auf. An der Spitze stand abermals Afghanistan. Allein 2.7 Millionen Menschen flüchteten in den letzten Jahren vor dem dortigen Krieg, davon 95 Prozent nach Pakistan und in den Iran. Beide Länder stehen auf den ersten Rängen der Liste von Staaten, die die meisten Flüchtlinge aufnehmen.

In Pakistan leben derzeit 1.7 Millionen Flüchtlinge, im Iran 886.000. Auf Platz drei folgt nach UNHCR-Angaben Syrien mit 755.000 aufgenommenen Flüchtlingen. Als einziges westliches Industrieland unter den ersten neun folgt Deutschland direkt dahinter mit 571.000 Flüchtlingen, so der UNHCR.

Es gibt aber auch positives zu berichten: 2011 kehrten 532.000 Flüchtlinge freiwillig in ihre Heimat zurück. Dies sind mehr als doppelt so viele wie im Jahr zuvor. Ebenfalls konnten mehr als drei Millionen Binnenvertriebenen 2011 in ihre Heimatregionen zurückkehren - die größte Zahl seit seit zehn Jahren. 22 Staaten bürgern regelmäßig Flüchtlinge ein, um eine dauerhafte Lösung zu schaffen. Rund 92.000 von Vertreibung Betroffene bekamen 2011 eine neue Staatsangehörigkeit.

Aber nicht nur Kriege, Konflikte oder Repressalien machen Menschen zu Flüchtlingen. Auch durch die negative Auswirkungen des Klimawandels können Menschen zu „Klimaflüchtlingen“ werden. Extremwetterlagen, Dürren, zunehmende Landdegradierung und Wüstenbildung treffen dabei die Menschen in Entwicklungsländern besonders hart.