Weltwassertag
Duschen und das WC spülen – dafür nutzen wir Deutschen den Großteil unseres trinkbaren Leitungswassers. Gerade einmal vier Prozent brauchen wir zum Essen und Trinken. Am 22. März ist Weltwassertag – Anlass, um zu fragen: Was tun die Bundesregierung, die Europäische Union und die Vereinten Nationen für unsere Wasserversorgung?
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Wir drehen den Wasserhahn auf - und heraus sprudelt regelmäßig kontrolliertes Trinkwasser. Fast 100 Prozent aller deutschen Haushalte sind an die öffentliche Wasserversorgung angeschlossen. Weltweit sieht es anders aus: Das zeigt der aktuelle Weltwasserbericht der UNESCO.
Menschenrecht auf Wasser
Sicheres Wasser und gute sanitäre Einrichtungen sind ein Menschenrecht. Das hat die UN-Generalversammlung am 28. Juli 2010 beschlossen. Doch weltweit leben 2,1 Milliarden Menschen ohne sicheres Trinkwasser, mehr als 844 Millionen Menschen benötigen mindestens eine halbe Stunde täglich, um Wasser zu beschaffen oder bekommen es gar nicht.
Schlechte Wasserversorgung betrifft nicht nur den Globalen Süden: Auch in Europa und in Nordamerika leben 57 Millionen Menschen ohne Wasserleitungen in ihren Häusern, mehr als 20 Millionen haben nicht einmal Zugang zu Trinkwasser. Damit geht häufig auch eine schlechte Versorgung mit grundlegenden Sanitäranlagen einher. So müssen auch in Europa und Nordamerika 36 Millionen Menschen ohne sie auskommen, 4,3 Milliarden sind es weltweit.
Der Weltwasserbericht erscheint jährlich im Auftrag der Vereinten Nationen und wird durch die UNESCO und deren World Water Assessment Programme (WWAP) für UN-Water in Zusammenarbeit mit 31 Organisationen erstellt. Der Weltwasserbericht 2019 steht unter dem Motto "Niemanden zurücklassen". Unter demselben Motto steht der diesjährige Weltwassertag am 22. März.
Verbesserung in den vergangenen Jahren
Gleichzeitig hat sich die Situation in den vergangenen Jahren insgesamt verbessert: Zwischen 2000 und 2015 gab es große Fortschritte bei der Wasserversorgung. So stieg der Anteil der Weltbevölkerung mit einer mindestens grundlegenden Trinkwasserversorgung zwischen 2000 und 2015 von 81 auf 89 Prozent. Damit stand eine solche Versorgung im Jahr 2015 immerhin in 181 Staaten mehr als drei Vierteln der Bevölkerung zur Verfügung.
Handlungsbedarf in Deutschland
Auch in Deutschland herrscht noch Handlungsbedarf: In gutem oder sehr gutem ökologischen Zustand sind bei uns nur sieben Prozent der Flüsse und Bäche. Der heiße Sommer 2018 hat gezeigt, dass es auch in Deutschland zu Engpässen bei der Bewässerung kommen kann.
Außerdem belasten Spurenstoffe das Wasser. Diese Substanzen stammen etwa aus Arznei- oder Pflanzenschutzmitteln, Chemikalien oder Körperpflege- und Waschmittel und kommen in sehr geringer Konzentration in Gewässern vor. Trotz der niedrigen Konzentration können sie für Ökosysteme und das Trinkwasser schädliche Auswirkungen haben.
Bundesumweltministerium startet Spurenstoffstrategie
Das Bundesumweltministerium hat deshalb mit allen Beteiligten beschlossen, in einer einjährigen Pilotphase neuen Maßnahmen zu testen und auf dieser Basis dann eine gemeinsame umfassende Spurenstoffstrategie zu entwickeln.
Bundesumweltministerin Svenja Schulze sagte: "Immer häufiger finden wir Rückstände von Arzneimitteln und anderen Chemikalien in unseren Gewässern. Dort gehören sie nicht hin." Sie kündigte an, den Eintrag von Spurenstoffen in Gewässern zu reduzieren - von der Quelle bis zur Kläranlage.
Das Bundesumweltministerium steuert damit kurz nach Veröffentlichung der EU-Strategie zu Arzneimitteln in der Umwelt am 11. März 2019 einen wichtigen Beitrag zur Verringerung von Spurenstoffeinträgen bei, der viele von der Europäischen Union vorgeschlagene Handlungsfelder aufgreift.
Nationaler Wasserdialog bringt Akteure zusammen
Das Bundesumweltministerium kümmert sich auch um die Wasserversorgung insgesamt. Um eine langfristig gut organisierte Wasserwirtschaft in Deutschland sicherzustellen, hat das Ministerium 2018 den 1. Nationalen Wasserdialog ins Leben gerufen, der ab März 2019 mit weiteren Fachveranstaltungen fortgeführt wird.
So soll Deutschland gut gerüstet sein für neue Herausforderungen wie den Klimawandel, demografische Entwicklungen, Landnutzungsänderungen, technologische Neuerungen und verändertes Konsumverhalten. Weil kommunale Wasserbetriebe all diese Herausforderungen nicht alleine stemmen können, erfordern sie ein langfristiges und vernetztes Vorgehen.
EU-Trinkwasserrichtlinie starkes Werkzeug in Europa
Leitungswasser kann EU-weit bedenkenlos getrunken werden. Für gute Wasserstandards sorgen die Vorgaben der EU-Trinkwasserrichtlinie, die momentan überarbeitet wird, um das Wasser noch sicherer zu machen. Der EU-Umweltrat hat im März 2019 seinen Standpunkt zum Überarbeitungsvorschlag für die Trinkwasserrichtlinie festgelegt.
Mit den neuen Regeln werden die Qualitätsstandards für Trinkwasser auf den neuesten Stand gebracht und eine bessere Überwachung der Wasserqualität eingeführt. Außerdem gibt es künftig neue Regeln für Materialien, die mit Trinkwasser in Berührung kommen, und einen verbesserten Zugang zu Wasser. Die Überarbeitung geht direkt auf die erste erfolgreiche europäische Bürgerinitiative "Right2Water" zurück.