Arktis-Expedition der Superlative
Am 20. September startet für die "Polarstern" eine einjährige Reise: Forscher wollen mit der Eisdrift die zentrale Arktis durchqueren, um neue Erkenntnisse über die Auswirkungen der Erwärmung des arktischen Ozeans auf das globale Klima zu erlangen. Die Bundesregierung unterstützt diese bislang größte Arktis-Forschungsexpedition maßgeblich.
2 Min. Lesedauer
In kaum einer anderen Region hat sich das Klima so stark erwärmt wie in der Arktis: Luft- und Wassertemperaturen steigen deutlich schneller an als im Durchschnitt. Im Mittel betrug der Temperaturanstieg im letzten Jahrhundert etwa zwei Grad Celsius. Zum Vergleich: In Deutschland hat sich die Temperatur seit 1881 im Durchschnitt um 1,4 Grad Celsius erhöht.
Der arktische Ozean bedeckt eine Fläche von mehr als 14 Millionen Quadratkilometern und erreicht damit fast die Größe der Antarktis. Obwohl er der kleinste und flachste der fünf großen Ozeane der Welt ist, haben die hier stattfindenden Veränderungen großen Einfluss auf das weltweite Klima.
Die steigenden Temperaturen haben zur Folge, dass das arktische Meereis immer weiter schmilzt und der Permafrostboden auftaut. Das hat nicht nur weitreichende Auswirkungen auf die Menschen und Tiere in der Region. Da die Arktis über die Atmosphäre und die Meeresströmungen mit der restlichen Welt verbunden ist, wirken sich die raschen Veränderungen weit über die Arktis hinaus aus.
Überwinterung in der Polarnacht
Hier setzt die Expedition "MOSAiC" (Multidisciplinary drifting Observatory for the Study of Arctic Climate) an. Eine Operation der Superlative, die es so in der Arktis noch nie gegeben hat: 600 Menschen aus 17 Nationen werden Messungen in bis zu 35.000 Meter Höhe vornehmen und Messgeräte bis zu 4000 Meter in Richtung Meeresgrund schicken. Fünf zusätzliche Eisbrecher werden die "Polarstern" begleiten, um deren Versorgung sicherzustellen.
Das deutsche Forschungsschiff "Polarstern" ist das Wahrzeichen der deutschen Arktisforschung und Flaggschiff des Alfred-Wegener-Instituts. Das Schiff hat 20.000 PS und einen doppelwandigen Stahlrumpf. Damit kann es bis zu 1,5 Meter dickes Eis brechen. Die "Polarstern" ist für Temperaturen bis zu -50 Grad Celsius ausgelegt und daher für die Packeiszone bestens ausgestattet. Es bietet einer Crew von bis zu 44 Seeleuten sowie 55 Wissenschaftlern und Technikern Platz. Seit ihrer Indienststellung 1982 hat die "Polarstern" 1,5 Millionen Seemeilen zurückgelegt, etwa 2,7 Millionen Kilometer.
Der Eisbrecher wird hierzu erstmalig im Winter in die Nähe des Nordpols vordringen. Crew und Besatzung werden in einer Region überwintern, in denen Temperaturen von bis minus 45 Grad Celsius vorherrschen können und die während der rund 150 Tage dunklen Polarnacht so gut wie unerreichbar ist.
Das Budget von "MOSAiC" beträgt rund 140 Millionen Euro. Zu gut 50 Prozent werden die Kosten von Deutschland aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung getragen.
Wissenslücken zum Klimawandel füllen
Die aufwändige Mission, die unter der Leitung des Alfred-Wegener-Instituts, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung steht, ist notwendig, um wichtige Daten für die Klimaforschung zu erheben. Denn noch immer gibt es Wissenslücken über das Zusammenspiel zwischen Eis, Wasser und Atmosphäre. Langfristig gesehen soll die Expedition deshalb zu einem besseren Verständnis des Klimawandels beitragen.