Zahnärztin auf Achse

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Demografiestrategie Zahnärztin auf Achse

Schmerzen in Milmersdorf, eine Routineuntersuchung in Ringenwalde oder eine lockere Prothese in Thomsdorf: Ein Anruf genügt und Kerstin Finger macht sich auf den Weg. Auf den Weg zu ihren Patienten auf dem Land, die es alters- oder krankheitsbedingt nicht schaffen, zu ihr zu kommen. Sie sind dankbar, dass sich Kerstin Finger um sie kümmert und ihnen sehr viel Mühe erspart.

2 Min. Lesedauer

Dr. Kerstin Finger, 52, Zahnärztin und Anbieterin eines mobilen Zahnarztdienstes. Sie behandelt Patienten, die aufgrund von Alter oder Krankheit nicht in ihre Praxis nach Templin (Brandenburg) kommen können. Uckermark, ländlicher Raum, Dorf, …

mobile Zahnärztin

Foto: Burkhard Peter

Seit 1984 praktiziert die Zahnärztin in Templin. Seit 2010 lindert sie das Leid ihrer Patienten auch bei Hausbesuchen. Templin in der Uckermark: Ursprünglich war das nicht das Traumziel der ehrgeizigen Medizinstudentin. Doch als angehende Fachärztin zu DDR-Zeiten wurde sie dorthin „gelenkt“.

Finger hätte insofern allen Grund gehabt, spätestens nach der Friedlichen Revolution das Weite zu suchen. Doch sie blieb. Und nicht nur das. Sie gründete zunächst mit vier Kollegen eine Praxis und machte sich 1992 komplett selbständig. Dass sie nebenher auch noch promovierte sowie zwei Kinder großzog, ist für die Frau mit Energie für Drei kaum der Rede wert. Jetzt bietet sie eben auch noch einen mobilen Zahnarztdienst an.

Nicht tatenlos zusehen

„Ich bin mit meinen Patienten älter geworden“, sagt Finger. Über die Jahre habe sie komplette Familien kennengelernt, über mehrere Generationen hinweg. Irgendwann wurden die Patienten der ersten Generation so alt, dass es ihnen nicht mehr so leicht fiel, in Fingers Praxis nach Templin zu kommen. Buslinien wurden in der stark von Abwanderung geprägten Region eingestellt, Taxis sind zu teuer, denn viele der Patienten sind arbeitslos.

Nicht nur ihr Pflichtbewusstsein als Ärztin, auch ihr persönlicher Widerwille, negative Dinge als gegeben hinzunehmen, veranlassten die Zahnärztin, dem demografischen Wandel nicht tatenlos zuzusehen. Wer aufgrund von Alter und Krankheit nicht zu ihr kommen konnte, bei dem fuhr sie in der Mittagspause oder am Wochenende vorbei. „Denn“, so ihre schlichte Ansicht, „ein kranker Körper kümmert sich nicht darum, ob ein Bus zum Arzt fährt, er braucht schlicht Hilfe.“

Keine Extrakosten

So ganz einfach war das natürlich nicht. Finger hat viel Geld in ihre mobile Ausstattung investiert. Das haben ihr Fördermittel aus dem Europäischen Agrarfonds ELER und des brandenburgischen Landwirtschaftsministeriums erleichtert. Doch den Großteil steuerte sie selbst bei. „Seither fahre ich richtig schön ausgestattet“, freut sich die Frau mit der stets positiven Ausstrahlung.

Für die Patienten entstehen trotz Extraservice keine Extrakosten. Reich wird die Zahnärztin damit nicht: „Ich diskutiere nicht, ob es sich rechnet, sondern versuche zu zeigen, dass es notwendig und durchführbar ist.“