Zukunftsthema KI
Künstliche Intelligenz entwickelt sich immer mehr zum Treiber der Digitalisierung. Die Bundesregierung sieht mit ihrem Einsatz große Chancen verbunden. Zugleich gilt es, Risiken in den Blick zu nehmen.
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Künstliche Intelligenz wird in 75 Jahren „ein ganz normaler Teil des Alltags sein und unser Leben unterstützen – der Mensch aber bleibt entscheidend“: diese Prognose von Bundeskanzler Olaf Scholz in einem Zeitungsinterview trifft die Haltung der gesamten Bundesregierung auf den Punkt. Künstliche Intelligenz ist verantwortungsvoll und zum konkreten Nutzen der Menschen einzusetzen. Es gilt, Chancen wahrzunehmen, Risiken zu beachten – und vor allem den Menschen stets im Mittelpunkt zu sehen.
Künstliche Intelligenz beschreibt die Fähigkeit von Maschinen, basierend auf Algorithmen Aufgaben selbstständig auszuführen. Dabei werden die Problemlösungs- und Entscheidungsfähigkeiten des menschlichen Verstandes nachgeahmt.
Standort Deutschland stärken
Nicht erst seit der öffentlichen Debatte um den Einsatz von generativer KI wie „ChatGPT“ ist Künstliche Intelligenz für die Bundesregierung ein bedeutendes Thema. Bereits seit Jahren geht es darum, den Standort Deutschland in Erforschung, Entwicklung und Anwendung von KI im internationalen Wettbewerb zu stärken. Im August 2023 beschäftigte sich das Bundeskabinett auf seiner Klausurtagung in Meseberg mit dem Einsatz von KI.
Bundeskanzler Scholz betonte dort, dass Künstliche Intelligenz „eine große Transformation und Veränderung im Hinblick auf die Art und Weise ist, wie wir digitale Möglichkeiten nutzen können“. Er hob hervor, dass es viel Potenzial in Deutschland gebe. Viele Forscherinnen und Forscher und Start-ups aus diesem Bereich kämen von hier. Ziel sei es, die Fortschritte von Digitalisierung und Künstlicher Intelligenz insgesamt „für unser Land nutzbar zu machen“.
KI nutzen für Klimaschutz, Mobilität und Gesundheit
Auch aktuelle Daten der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) zeigen, dass Deutschland für den internationalen Wettbewerb im Bereich Künstlicher Intelligenz gut gerüstet ist. Besondere Stärken liegen in der Forschung und der Softwareentwicklung – sowie in der Beteilung von Beschäftigten bei der menschenzentrierten Gestaltung von Künstlicher Intelligenz. Dieser menschenzentrierte Ansatz setze weltweit Maßstäbe für einen verantwortungsvollen Umgang mit KI – so die OECD in ihrem im Juni 2024 vorgelegten Bericht zum Stand der Entwicklung und Nutzung von KI in Deutschland.
Thematisch bestehen für die Bundesregierung große Chancen beim Einsatz von KI beispielsweise beim Klimaschutz, der Mobilität (autonomes Fahren), der Nachhaltigkeit sowie im Gesundheitsbereich.
Nationale KI-Strategie
Mit ihrer 2018 beschlossenen nationalen KI-Strategie will die Bundesregierung die globale Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands sichern. Im Fokus steht dabei der Auf- und Ausbau von KI-Ökosystemen in Deutschland und Europa. Dabei geht es darum, die Anwendung von KI in der Breite zu stärken und zugleich herausragende Initiativen und Strukturen sichtbarer zu machen. Ende 2020 wurde die KI-Strategie fortgeschrieben. Insgesamt will die Bundesregierung für die Umsetzung bis 2025 fünf Milliarden Euro bereitstellen. Einen Schwerpunkt erhielten die Themen Pandemiebekämpfung, Nachhaltigkeit, Umwelt- und Klimaschutz sowie nationale und internationale Vernetzung. Zudem stehen im Zentrum der KI-Strategie u.a. folgende Ziele:
- Mehr KI-Fachkräfte auszubilden, anzuwerben und in Deutschland zu halten.
- Leistungsstarke und international sichtbare Forschungsstrukturen zu etablieren und modernste KI-/Recheninfrastrukturen bereitzustellen.
- Die Anwendung von Forschungsergebnissen in der betrieblichen Praxis zu forcieren, insbesondere in Kleinen und Mittleren Unternehmen.
- Die zivilgesellschaftliche Vernetzung und die Einbeziehung in die Entwicklung und Nutzung von gemeinwohlorientierter KI zu unterstützen.
KI-Aktionsplan
Um die KI-Strategie auf die nächste Stufe zu heben, hat das Bundesforschungsministerium im August 2023 den KI-Aktionsplan vorgestellt. Er sieht bis 2025 Investitionen von mehr als 1,6 Milliarden Euro vor. Allein 2024 sollen 500 Millionen Euro eingesetzt werden. Vordringliche Ziele sind u.a., die Forschungsbasis weiter konsequent zu stärken, KI-basierte Technologien im Bildungssystem zu erforschen und zu gestalten sowie den europäischen und internationalen Schulterschluss noch stärker zu suchen.
KI in der Arbeitswelt
Der Einsatz Künstlicher Intelligenz in der Arbeitswelt beschäftigt Millionen Menschen. Ziel des Bundesarbeitsministeriums ist es, die Potenziale von Künstlicher Intelligenz für Beschäftigte und Unternehmen voll auszuschöpfen. Dabei ist es ein besonderes Anliegen, die Beschäftigten von Anfang an in die Entwicklung und Einführung von KI-Anwendungen einzubeziehen. Im September 2023 startete in München ein erstes KI-Studio, in dem realistische Arbeitssituationen mit KI anschaulich nachvollzogen werden können.
Bundeskanzler Scholz wünscht sich eine „Begeisterungswelle“ für die neue Technologie. Bei einem Pressetermin im Februar 2024 sagte er: „Alle sollten wissen, was Künstliche Intelligenz bedeutet. Ich wünsche mir, dass genauso gut von allen mitgeredet werden kann, wie das wahrscheinlich alle in Deutschland zum Autofahren können.“
Regulierung von KI
Bei allen Chancen der Künstlichen Intelligenz: Die Bundesregierung nimmt ebenso umfassend und sorgfältig mögliche Risiken in den Blick. Dies ist entscheidend, um Vertrauen für den Einsatz von KI zu schaffen. Demokratische Werte und Transparenz müssen bei KI-Anwendungen stets gewährleistet sein.
Auf europäischer Ebene verabschiedete der Rat der 27 EU-Mitgliedstaaten am 21. Mai 2024 den AI Act und damit den ersten einheitlichen Rahmen für den Einsatz von Künstlicher Intelligenz weltweit. Die Bundesregierung habe dafür gesorgt, „dass die europäischen Regeln so sind, dass die Unternehmen in Europa und in Deutschland wachsen können, die sich mit Künstlicher Intelligenz auskennen“, so Bundeskanzler Scholz. Die europäische Regulierung zu Künstlicher Intelligenz sei ein “Meilenstein“.
Mit der KI-Verordnung schafft die EU ein starkes Fundament für die Regulierung von Künstlicher Intelligenz, das Vertrauen und Akzeptanz in die Technologie schafft und Innovationen „made in Europe“ ermöglicht.
Aktivitäten der G7
Auch auf der Ebene der G7 ist Künstliche Intelligenz ein wichtiges Thema. Auf ihrem Gipfel im Juni 2024 in Italien kündigten die Staats- und Regierungschefs einen Aktionsplan zum Einsatz von KI in der Arbeitswelt an. Bereits im Oktober 2023 hatten sie sich erstmals auf gemeinsame Leitplanken für den weltweit sicheren Einsatz von fortgeschrittener Künstlicher Intelligenz verständigt.