4. Juli 1989 - Auf dem Weg zur Deutschen Einheit
4. Juli 1989: Der neue Chef des Bundeskanzleramts, Rudolf Seiters, macht seinen Antrittsbesuch bei SED-Chef Erich Honecker. Der Besuch dient dem allgemeinen Meinungsaustausch. Die Bundesregierung hofft auf eine Verbesserung der Beziehungen.
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Kritik am Besuch
Stasi-Minister Erich Mielke äußert sich vorab kritisch zu dem geplanten Besuch. Er befürchtet, dass die Bundesrepublik Deutschland von den Zahlungen für Ausreisen und Familienzusammenführung von DDR-Bürgern abrücken will.
Doch Seiters reist mit dem Ziel in die DDR, das Verhältnis der beiden deutschen Staaten weiter zu verbessern.
Honecker will Anerkennung der DDR erreichen
Der SED-Chef pocht auf die Unverletzlichkeit der Grenzen und die Achtung der territorialen Integrität aller Staaten Europas.
Seiters erwidert darauf, dass die Bundesrepublik Deutschland sich verpflichtet fühlt, diese Grenzen nicht in Frage zu stellen. Dennoch weist er darauf hin, dass eine friedensvertragliche Regelung dazu noch offen ist.
Schießbefehl steht auf der Tagesordnung
Auch der Schießbefehl an innerdeutschen Grenzen wird zum Thema des Treffens: Honecker erklärt überraschend, dass nur noch im Notfall, bei Angriffen und wenn Grenzsoldaten desertieren, geschossen werden soll.
Bisher war der Schießbefehl nie offiziell bestätigt worden.
Es sei eine kleine Sensation gewesen, als Honecker von der Änderung des Schießbefehls gesprochen habe, sagt der damalige Kanzleramtschef Seiters heute. Denn noch zwei Tage vorher habe DDR-Verteidigungsminister Heinz Keßler erklärt, es gebe keinen Schießbefehl an der innerdeutschen Grenze.