Interview
Ein Auslandspraktikum während der Ausbildung? Die beiden angehenden Kauffrauen für Büromanagement im Bundespresseamt, Franziska Bernhard und Andrea Schneider, haben diese Möglichkeit genutzt. Mit Erasmus+ war Franziska Bernhard im schwedischen Stockholm und Andrea Schneider im französischen Perpignan.
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Was haben Sie während der fünf Wochen in Stockholm beziehungsweise Perpignan erlebt?
Franziska Bernhard: Es war toll, eine andere europäische Stadt – in meinem Fall Stockholm- für einen längeren Zeitraum zu erkunden. In meinem Praktikum im Büro von „PSofSweden“, einem Unternehmen im Bereich Reitsportausstattung, habe ich verschiedene Einblicke ins Marketing bekommen. Dies war sehr interessant und ganz anders als meine Ausbildungsinhalte in Berlin.
Andrea Schneider: Erlebt habe ich in Frankreich jede Menge. Ich habe mir Einblicke in das Land, die Kultur und Kulinarik verschaffen können, neue Arbeitsstrukturen sowie viele nette, internationale Praktikanten und Leute kennengelernt. Unter der Woche arbeitete ich im Sprach- und Bildungszentrum „Alfmed“ in den Bereichen ‚Kommunikation und Marketing‘ und an den Wochenenden, die ich frei gestalten konnte, machten wir gemeinsame Ausflüge.
Wie sind Sie auf die Möglichkeit eines Auslandspraktikums mit Erasmus+ aufmerksam geworden? Warum gerade Stockholm beziehungsweise Perpignan?
Bernhard und Schneider: An unserer Berufsschule wird schon seit einigen Jahren die Möglichkeit geboten, ein durch Erasmus+ gefördertes Auslandspraktikum zu absolvieren. Unsere Lehrer haben uns dann nochmal direkt angesprochen und so haben wir uns beworben.
Schneider: Ich entschied mich für Perpignan, weil ich mich für die französische Kultur und Sprache interessiere und meine nicht so ganz fundierten Sprachkenntnisse verbessern wollte.
Bernhard: Meine Wahl fiel auf Stockholm, da ich die nordischen Länder und ihren Fortschritt sehr bewundere. Es hat mich interessiert, ob die Arbeit dort anders ist als in Deutschland, da hier immer erwähnt wird, dass die Schweden digital sehr fortschrittlich sind. Ein weiterer Grund für mich war, dass ich meine Englischkenntnisse verbessern wollte.
Hat der Auslandsaufenthalt Ihre Sicht auf die EU verändert?
Schneider: Ich habe vorher schon viele Orte Europas bereist und bin nach wie vor sehr begeistert, dass das Reisen, Arbeiten und Leben in der EU so unkompliziert ist. Ich bin sehr dankbar dafür, dass wir in der EU die Chance haben an Erasmusprogrammen teilzunehmen und dabei nicht nur finanziell unterstützt werden, sondern auch unsere internationale Mobilität gefördert wird.
Bernhard: Meine Sicht auf die EU war auch vor der Reise mit Erasmus+ sehr positiv. Daher würde ich sagen, dass der Auslandsaufenthalt meinen Blick nicht verändert hat. Ich bin ein Fan der EU und finde das Konstrukt und den Gedanken sehr toll. Ich hoffe, dass noch mehr junge Menschen Möglichkeiten wie diese erhalten und dadurch mehr Berührungspunkte mit der EU bekommen.
Was hat Sie im anderen Land am meisten beeindruckt? Was war das Highlight?
Bernhard: In Stockholm ist es definitiv die Nähe zur Natur. Direkt vor den Toren der Stadt gibt es einen Nationalpark und mit der Fähre ist man innerhalb kürzester Zeit auf kleinen Inseln mit ganz viel Natur. Es gibt sehr viele Parks und die Stadt ist sehr sauber. Das Leben dort ist zwar relativ teuer, dafür aber sehr angenehm und entspannt. Die öffentlichen Verkehrsmittel sind sehr gut ausgebaut, daher ist das Auto nicht das Verkehrsmittel Nummer eins. Ein weiteres Highlight waren definitiv die wundervoll bemalten U-Bahnstationen. Die Schweden sind der Meinung, dass Kunst für alle frei zugänglich sein muss, daher haben sie die meisten ihrer unterirdischen U-Bahnstationen künstlerisch verziert. Da fährt man gerne mit.
Schneider: Die Menschen in Perpignan waren unglaublich aufgeschlossen und freundlich. Ich wurde sehr herzlich am Arbeitsplatz empfangen und aufgenommen. Neben der täglichen Arbeit hatte ich noch die Zeit, um Perpignan und das Umland zu erkunden. Highlights waren für mich der Strand in Colliour, die Festungsstadt Carcassonne und die gemeinsamen lustigen Spieleabende mit meinen Mitbewohnern.
Warum würden Sie gerade Auszubildenden einen Auslandsaufenthalt mit Erasmus+ empfehlen?
Schneider: Es gibt sehr viele Gründe, warum ich jeden Auszubildenden einen Auslandsaufenthalt ans Herz legen kann. Auslandserfahrungen machen sich nicht nur im Lebenslauf gut, sondern sie stellen auch eine persönliche Bereicherung dar. Man erweitert seine fachlichen und sprachlichen Kompetenzen und darüber hinaus, verlässt man die eigene Komfortzone und lernt neue Leute, Kulturen und Lebensansichten kennen.
Außerdem knüpft man viele internationale Kontakte, die nicht nur persönlich, sondern auch beruflich weiterbringen können.
Bernhard: Fünf Wochen sind zwar eine knappe Zeit, ein Unternehmen kennen zu lernen, aber es lohnt sich trotzdem. Man erhält viele neue und spannende Eindrücke, man lernt mit sich selber klar zu kommen, wird selbstständiger. Und wenn nicht alles perfekt läuft, lernt man nicht gleich auf zu geben, sondern sich durchzubeißen und weiterzumachen.
Haben Sie Verbesserungsvorschläge für das Erasmus+ Programm?
Bernhard: Es wäre wünschenswert, wenn alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer von Erasmus+ mit dem Zug zu ihrem Praktikumsorten reisen könnten. Mehr Klimaschutz und Nachhaltigkeit sind zwei wichtige Ziele der EU. Auf Flugreisen zu verzichten, wäre eine leicht umsetzbare Maßnahme, um diesen Zielen näher zu kommen. Die Praktikumsvergabe lief auch ein wenig holprig, was aber vor allem auch noch der Corona-Pandemie geschuldet ist.
Erasmus+ ist das Programm der EU für Bildung, Jugend und Sport. Die Initiative ermöglicht Studentinnen und Studenten ein Auslandssemester sowie Schülerinnen und Schülern einen Schulaustausch. Mit Erasmus+ können außerdem Auszubildende ein Praktikum in einem anderen EU-Land machen. Hier finden Sie einen Überblick über Erasmus+ und andere EU-Jugendprogramme.