6. August 1989 - Auf dem Weg zur Deutschen Einheit
6. August 1989: Stasi und Volkspolizei schlagen brutal eine Demonstration gegen den Bau des Reinstsiliziumwerkes Gittersee nieder. Drei Monate später wird das Projekt gestoppt.
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Bürgerbewegung siegt über explosiven Baubeschluss
Foto: Robert-Havemann-Gesellschaft
Baubeschluss gegen alle Bedenken
Bereits 1987 hatte das Politbüro beschlossen, auf dem Gelände des Uranbergbaubetriebes "Willi-Agatz" ein Reinstsiliziumwerk zu errichten – trotz hoher Explosionsgefahr und der damit verbundenen Umweltgefährdung.
Aus einem Bescheid der Zivilverteidigung geht hervor, dass der Bevölkerung im Havariefall nicht hätte geholfen werden können. Gutachten zum Gefährdungspotential hielt das Regime jedoch unter Verschluss, Bedenken schmetterte es nieder.
Eine Protestbewegung wächst
Unter dem Dach der Kirche entsteht eine Protestbewegung engagierter Einwohner. Doch ungeachtet aller Proteste bestätigt das Politbüro am 2. März 1989 den Baubeschluss.
Bei einer Informationsveranstaltung am 16. März ist die Stimmung aufgeheizt. In der Folge gibt es zahlreiche Aktionen in der Bevölkerung, darunter Flugblätter, Fürbittengottesdienste und eine wahre Eingabenflut. Das Ministerium für Staatssicherheit registriert die Aktionen.
Die Situation eskaliert
Die Spannungen nehmen zu und entladen sich am 6. August. Bis zu 1.500 Personen nehmen am Fürbittengottesdienst teil. Nach dem Gottesdienst bewegte sich der Demonstrationszug in Richtung Werksgelände. Transparente werden entrollt.
Die Polizei schlägt brutal auf Demonstranten ein – darunter auch auf Frauen mit Kindern und einen Rollstuhlfahrer. Zahlreiche Personen werden festgenommen.
Sieg einer Protestbewegung
Alle Gewalt kann aber den Widerstand nicht brechen. Tausende nehmen weiterhin an den Fürbittengottesdiensten teil.
Der letzte Gottesdienst findet am 5. November in der Dresdner Kreuzkirche statt – 8.000 Bürger antworteten mit tosendem Beifall, als der Baustopp bekanntgegeben wird.