Unsere Geschichte neu erzählt

Zeitgeschichtliches Forum Leipzig Unsere Geschichte neu erzählt

Alles neu im Zeitgeschichtlichen Forum in Leipzig: In seiner generalüberholten Daueraustellung "Unsere Geschichte. Diktatur und Demokratie nach 1945" widmet es sich nun stärker dem Prozess des Zusammenwachsens von Ost und West nach der Wiedervereinigung. Zugleich hat sie sich der "im digitalen Zeitalter veränderten Seh- und Lernweisen seiner Besucherinnen und Besucher angenommen", betonte Kulturstaatsministerin Grütter bei der Eröffnung.

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Kulturstaatsministerin Monika Grütters während ihres Besuchs in der neuen Dauerausstellung "Unsere Geschichte. Diktatur und Demokratie nach 1945" des Zeitgeschichtlichen Forums Leipzig.

Kulturstaatsministerin Grütters bei ihrem Rundgang durch die neue Dauerausstellung: Hier betritt sie eine Rauminstallation des Künstlers Stefan Roloff.

Foto: picture alliance/dpa

Im kommenden Jahr jährt sich das Ende der SED-Diktatur zum 30. Mal. Quasi überpünktlich zu diesem Jahrestag hat das Zeitgeschichtliche Forum Leipzig seine komplett neukonzipierte Dauerausstellung "Unsere Geschichte. Diktatur und Demokratie nach 1945" vorgestellt. Dabei rückt die Schau nun die Zeit nach 1989 bis hin zur Gegenwart stärker in den Fokus. Themen wie Globalisierung und Terrorismus nehmen ebenfalls deutlich mehr Raum in der Ausstellung ein.

Zugleich beleuchtet sie die Geschichte der DDR und der Friedlichen Revolution nun stärker mit Blick auf die internationale Zusammenhänge und die Entwicklung der Staaten des ehemaligen Warschauer Paktes. Zahlreiche neue Objekte, Fotos und Filme machen eindrücklicher als bisher die Lebenswirklichkeit der Menschen zwischen Dikatur und Widerstand sowie den Prozess der Friedlichen Revolution und der daraus folgenden Wiedervereinigung Deutschlands erfahrbar.

Träger des Zeitgeschichtlichen Forums in Leipzig ist die Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland (HdG). Seit ihrer Gründung 1986 widmet sich Stiftung der Darstellung der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland und der DDR nach 1945. Neben dem Standort Bonn und dem Zeitgeschichtlichen Forum in Leipzig betreibt das HdG in Berlin auch den Tränenpalast sowie das Museum in der Kulturbrauerei. Außerdem betreut das HdG die Besucherführung für das Palais Schaumburg, den sogenannten Kanzlerbungalow und das ehemalige Kanzlerbüro sowie die Außenstelle des Bundesrates. Das HdG wird vollständig aus dem Haushalt der Kulturstaatsministerin finanziert - 2018 mit rund 26 Millionen Euro.

Lebendiger Erinnerungsort

Eröffnet wurde das Zeitgeschichtliche Forum Leipzig am 9. Oktober 1999 - dem zehnten Jahrestag der größten Montagsdemonstration gegen das politische System der DDR in Leipzig. Seither werde an diesem "Ort lebendigen Erinnerns akribisch daran gearbeitet, zu vermitteln, was ein Leben unter der SED-Diktatur bedeutete", hob Kulturstaatsministerin Grütters in ihrer Rede zur Eröffnung der neuen Dauerausstellung hervor. Dazu zählten "staatliche Indoktrination und Repression, Anpassung oder Rückzug, Selbstbehauptung und – ganz zentral – eine große Sehnsucht nach Freiheit", so Grütters.

Gerade historische Museen stünden in der Verantwortung, neuen Perspektiven und Erzählungen in ihrer Vermittlungsarbeit Raum zu geben, unterstrich die Staatsministerin in Leipzig. In diesem Sinne habe auch das Zeitgeschichtliche Forum Leipzig seine Dauerausstellung aktualisiert. Dabei habe es nicht nur neueste Forschungsergebnisse einbezogen, sondern sich auch "der im digitalen Zeitalter durchaus veränderten Seh- und Lernweisen seiner Besucherinnen und Besucher angenommen", so Grütters weiter.

Quintessenz historisch-politischer Bildungsarbeit

Da die neue Ausstellung der Zeit seit 1989 und auch jenen Problemen und Herausforderungen, die unsere Gesellschaft seither bewegen, mehr Aufmerksamkeit als bisher widme, "stellt sie damit auch die Frage nach dem Wert der Freiheit heute", erklärte Grütters weiter. Deshalb sei diese völlig neu konzipierte Dauerausstellung die "Quintessenz nach fast zwei Jahrzehnten grundlegender historisch-politischer Bildungsarbeit des Zeitgeschichtlichen Forums Leipzig." Der Bund hat den Umbau der Ausstellung mit vier Millionen Euro aus dem Etat der Kulturtstaatsministerin unterstützt.

Rund 2.000 Objekte, Fotos, Dokumente und Filme machen die Geschichte der DDR und die Zeit der deutschen Einheit erlebbar. Unter ihnen sind zum Beispiel eine rund zwei Tonnen schwere Leninstatue, der Tisch des Zentralkomitees der SED sowie Teile des Zauns der Prager Botschaft der Bundesrepublik und die nicht explodierte Kofferbombe eines Anschlagsversuchs 2006 in Köln. Auch die Pressekonferenz von Günter Schabowski am 9. November 1989 in Berlin ist in der Ausstellung zu sehen. Am Ende des Rundgangs kommen auf einer Bühne Zeitzeugen zu Wort und vermitteln den Besucherinnen und Besucher ihre Sicht auf die historischen Ereignisse.