Ein lebendiger Ort deutscher Vergangenheit

25 Jahre Haus der Geschichte  Ein lebendiger Ort deutscher Vergangenheit

Das Haus der Geschichte in Bonn feiert sein 25-jähriges Bestehen und "ist Teil unseres kulturellen Gedächtnisses", betont Kanzlerin Merkel. "Es fördert Geschichtsbewusstsein und regt zum Austausch über unsere jüngere und jüngste Geschichte an."

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Das gelte für alle vier Stätten der Stiftung - neben dem Haus hier in Bonn auch für den Tränenpalast und das Museum in der Kulturbrauerei in Berlin sowie das Zeitgeschichtliche Forum in Leipzig, sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel. "Das Zusammenwirken an den verschiedenen Standorten in Ost und West macht die Stiftung selbst zu einem Beispiel gelebter deutscher Einheit."

Zeitzeugen erzählen deutsche Geschichte

Mehr als eine Million Objekte der Zeitgeschichte wurden im Haus der Geschichte bislang zusammengetragen. "Oft sind es gerade die kleinen Dinge und Gegenstände des Alltags, die die großen Zusammenhänge und Fragen der Zeitgeschichte anschaulich widerspiegeln", so die Kanzlerin weiter. "Auch etwas an sich Unscheinbares wie ein Zettel mit handschriftlichen Notizen kann Geschichte machen, wie wir seit der denkwürdigen Pressekonferenz von Günter Schabowski am Abend des 9. November vor 30 Jahren wissen. Damals trauten wir Deutschen kaum unseren Ohren, als Schabowski verkündete, dass Ausreisen über die DDR-Grenzstellen unverzüglich möglich wären. Keine Frage, dass sein Sprechzettel in der Sammlung des Hauses der Geschichte nicht fehlen darf."

Mittlerweile sind rund 12.000 Zeitzeugeninterviews erfasst, in Video- und Audioformat und über das Internet zugänglich gemacht. Hinzu kommen rund 1.000 Interviews des Mainzer Vereins Gedächtnis der Nation. "Zu Wort kommen Persönlichkeiten aus allen Bereichen der Gesellschaft mit mehr oder minder staatstragenden Funktionen", betonte die Kanzlerin. "Sie alle haben ihre eigenen, ihre persönlichen Antworten auf historische Fragen."

Geschichte lebendig vermitteln

Das Haus der Geschichte (HdG) vermittle die Geschichte der Bundesrepublik, der DDR und des wiedervereinten Deutschlands in allen Facetten, sagte Kulturstaatsministerin Monika Grütters zum Jubiläum. "Als Ort des lebendigen Erinnerns" werfe das HdG auch immer einen Blick auf die Vorgeschichte und die unterschiedlichen Lebenswirklichkeiten während der Zeit der Teilung.

Mit besucherorientierten, innovativen und interaktiven Ausstellungskonzepten setzt das HdG seit 25 Jahren Maßstäbe dafür, wie ein zeithistorisches Museum ein großes Publikum zur Auseinandersetzung mit unserer Geschichte anregen kann, unterstrich Grütters.

Dabei habe das Museum in seiner kreativen Vermittlungsarbeit immer wieder Raum für neue Perspektiven und Erzählungen gegeben, die uns vor Augen führen: "Die Geschichte ist nicht vorbei – und manchmal sogar aktueller als es uns lieb sein kann", erklärte die Staatsministerin mit Blick auf die zunehmenden populistischen und nationalistischen Strömungen in ganz Europa.

Stiftung bewahrt Geschichte

Die Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland wurde 1986 gegründet. Finanziert wird sie vollständig aus dem Etat von Kulturstaatsministerin Grütters – in diesem Jahr mit rund 25,3 Millionen Euro.

Ihr Auftrag ist es, die Geschichte der Bundesrepublik Deutschland einschließlich der Geschichte der DDR in ihrer Gesamtheit unter Einbeziehung der Vor- und Entstehungsgeschichte zu vermitteln.

Neben dem Standort Bonn betreibt die Stiftung auch das Zeitgeschichtliche Forum in Leipzig sowie den Tränenpalast und das Museum in der Kulturbrauerei, beide mit Sitz in Berlin. Dort lassen die Dauerausstellungen erahnen, was ein Leben zwischen staatlicher Indoktrination und Repression, zwischen Anpassung und Rückzug, zwischen Selbstbehauptung und der Sehnsucht nach Freiheit bedeutet.

Die Stiftung betreut darüber hinaus die Besucherführungen für das Palais Schaumburg, den sogenannten Kanzlerbungalow und das ehemalige Kanzlerbüro sowie die Außenstelle des Bundesrates.

Zeitzeugenportal hält Erinnerungen wach

Und während mehr und mehr Zeitzeugen verstummen, hat sich die Stiftung mit dem Zeitzeugenportal einer der wichtigsten kultur- und erinnerungspolitischen Aufgaben angenommen.

Die Online-Datenbank bewahrt das wertvolle historische Vermächtnis dieser Persönlichkeiten für nachfolgende Generationen und macht deren eindringlichen Berichte der breiten Öffentlichkeit jederzeit zugänglich.